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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Absicht aufgestanden und losgegangen.
    In ihrem Badeanzug.
    Großer Gott!
    Das war unmöglich. Sie würde niemals allein zum Haus zurückkehren, um nach den Schlüsseln zu tauchen.
    Letzte Nacht hatte sie noch angeboten, nach ihnen zu suchen. Aber nicht ohne Begleitung, hatte sie gesagt.
    Was, wenn sie schon vor einer ganzen Weile aufgewacht war? Es musste bereits ziemlich lange hell sein. Vielleicht hatte sie beschlossen, auf eigene Faust nach den Schlüsseln zu suchen und sie damit zu überraschen.
    Jeden Augenblick konnte sie klatschnass und grinsend durch das Unterholz gestapft kommen und das Schlüsselmäppchen vor sich hertragen: »Seht mal, was ich gefunden habe.«
    Vielleicht war sie gerade in diesem Moment im Pool. Und das nicht allein. Möglicherweise kämpfte sie gerade mit dem Kerl, der gestern ihre Sachen ins Wasser geworfen hatte.
    Beunruhigt begann Abilene, Finley zu schütteln. Als diese stöhnte und murmelte, wandte sie sich Cora zu.
    »Wacht auf. Schnell. Helen ist weg.«
    »Hä?«, murmelte Finley. »Wie?«
    Abilene schlüpfte in ihre Mokassins, während die anderen sich langsam aufsetzten.
    »Heilige Scheiße«, sagte Cora.
    »Wir müssen sie suchen. Schnell.«
    »Helen ist weg? « , wiederholte Vivian.
    »Seit wann denn?«, fragte Finley.
    »Weiß nicht! Keine Ahnung! Ich bin gerade aufgewacht, und sie war nicht mehr hier. Sie hat ihren Badeanzug mitgenommen.«
    »Dann ist sie zum Pool«, erklärte Cora bestimmt.
    Abilene richtete sich auf und ließ den Blick über den Waldrand schweifen. Als sie sich nach Osten wandte, sah sie die Lodge. Letzte Nacht war es zu dunkel gewesen, aber jetzt konnte sie sie durch die Bäume genau erkennen. Sie waren nicht mehr als hundert Meter davon entfernt.
    »Meine Güte«, sagte Abilene, »die Lodge ist direkt da vorn. Das hat Helen sicher auch sofort gesehen.«
    »Sie wäre doch niemals ohne uns gegangen«, wandte Vivian ein.
    »Aber hier ist sie auch nicht«, sagte Finley.
    »Helen! Helen!«, rief Cora.
    Keine Antwort.
    Abilene betrat den Wald. Während sie über Baumstümpfe kletterte und tief hängenden Ästen auswich, hörte sie, wie die anderen ihr folgten. Bald hatte sie die Bäume hinter sich gelassen und rannte durch das hohe Gras des Picknickplatzes. Mit verschwommenem Blick beobachtete sie die Fenster der Lodge, den Balkon, die Einfahrt und die Garagen auf der rechten Seite. Keine Helen. Überhaupt niemand.
    Direkt geradeaus vor sich entdeckte sie den Jeep.
    Sie rannte darauf zu. Ihre Füße verließen den weichen Grasboden und klatschten auf den harten Asphalt, verlangsamte aber abrupt ihren Schritt. Wenn sie den Hügel in diesem Tempo hinaufrannte, würde sie nur hinfallen. Mit kleinen Schritten ging sie um das Auto herum.
    Und blieb dahinter stehen. Auf dem Gehweg stand der Pappkarton, den sie gestern im Auto verstaut hatten. Er enthielt Kekspackungen, Chipstüten und Käsekräcker.
    »Das erklärt so einiges«, sagte Cora neben ihr und betrachtete den Karton.
    »Was hat sie hier gemacht?«, fragte Finley keuchend. »Einen Snack geholt, oder was?«
    »Sieht so aus«, sagte Cora.
    »Das könnte auch jemand anderes gewesen sein«, gab Abilene zu bedenken.
    »Es war Helen«, sagte Vivian. »Himmel, wir hätten sie nicht vom Essen abhalten sollen.«
    »Das Essen ist hier«, sagte Finley. »Aber wo ist sie?«
    »Ich glaube immer noch, dass sie die Schlüssel holen wollte«, sagte Abilene. »Sonst hätte sie doch nicht den Badeanzug mitgenommen, oder?« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie den steilen Pfad hinunter. Unten angekommen, spähte sie um die Hausecke.
    Neben dem Rand des äußeren Beckens standen Helens Turnschuhe. Dazwischen lag eine offene Plastiktüte.
    Sie stieg über den schmalen Abfluss und folgte ihm bis zum Pool.
    Die Tüte stellte sich als eine halb geleerte Tortillachipspackung heraus.
    Abilene ging in die Hocke und warf einen Blick auf den Durchgang. Blasser Nebel hing über dem Wasser, und das Licht im Innern war trübe.
    »Ist sie da drin?«, fragte Vivian.
    »Ich sehe gar nichts.« Bis auf das leise, hallende Schwappen des Wassers konnte sie auch nichts hören. »Helen!«, rief sie, schleuderte die Mokassins von ihren Füßen und sprang ins Wasser.
    Das warme Wasser zerrte an ihrem Rock, hüllte ihren Körper ein, umgab Haar und Gesicht. Sie zog sich den Rock zurecht und watete auf die Öffnung zu. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Sie wollte da nicht rein.
    Was, wenn Helen tot war? Wenn sie mit dem Gesicht nach unten auf

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