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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wir nichts verbrochen.«
    »Außerdem«, sagte Helen, »wäre es nicht fair von euch, jetzt aufzugeben. Ich bin auch immer mit euch mitgegangen, ob ich wollte oder nicht. Und das hier habe ich mir ausgesucht. Also hört auf herumzunörgeln«, sagte sie und warf Vivian einen Blick zu.
    »Ich bin doch noch hier«, sagte Vivian. »So schnell gebe ich nicht klein bei.«
    »Aber du nörgelst«, sagte Cora.
    »Jetzt seid doch mal realistisch«, sagte Abilene. »Klar, so ein kleines Abenteuer ist ja echt nett – solange uns niemand um die Ecke bringt. Ist ja schon öfter vorgekommen. Und dieser Ort ist mir irgendwie unheimlich. Ich sage ja nicht, dass wir sofort abhauen sollen. Trotzdem sollten wir verdammt vorsichtig sein. Irgendjemand war in den letzten Tagen hier. Und er könnte immer noch hier sein.«
    »Na hoffentlich«, sagte Helen mit einem irren Grinsen.
    Das sagt ausgerechnet Helen, dachte Abilene. Diejenige, die Angst hat, alleine zu duschen.
    Seit ihrer Begegnung mit dem unbekannten Phantom im Waschraum der Belmore hatte sich Helen in dieser Hinsicht nicht besonders geändert.
    Nach dem Vorfall mit Finley hatte Helen zumindest öfter geduscht. Nicht immer gemeinsam mit Abilene, aber auch nie allein. Nicht selten war sie trocken wieder zurückgekommen, nachdem sie den Duschraum verlassen vorgefunden hatte. Lieber wartete sie, als das Risiko einzugehen, noch einmal im Dunkeln eine Hand auf ihrem Körper zu spüren.
    Drei Jahre später hatten sie sich ein Haus in der Summer Street gemietet. Da hatte sie nicht mehr darauf bestanden, dass ihr jemand im Badezimmer die Hand hielt. Wäre ja auch viel zu eng gewesen. Andererseits hatte sie weder geduscht noch gebadet, wenn sie allein im Haus war. Das hatte sie auch offen zugegeben. Außerdem hatte sie die Badezimmertür immer abgeschlossen.
    Sogar letzte Nacht, als sie im Wayfarer's Haven-Hotel in Burlington gewesen waren, hatte sie darauf bestanden, dass entweder Abilene oder Finley sie beim Duschen bewacht hatten. Finley hatte natürlich dankend abgelehnt und war lieber zu den Drinks und Snacks im Zimmer von Cora und Vivian geeilt.
    Sie war eine junge Frau, die in ständiger Angst lebte. Und trotzdem lachte sie der durchaus ernsten Gefahr, in einer verlassenen Hütte mitten im Wald überfallen zu werden, mitten ins Gesicht.
    Wir sind ja auch zu fünft, dachte Abilene. Allein würde sie sich kaum so etwas trauen.
    Abilene fragte sich, ob Helen sich der Situation überhaupt bewusst war. Die Hand in der Dusche war Realität gewesen. Jetzt wirkte Helen dagegen, ob jede noch so plausible Bedrohung einfach ein Produkt der Fantasie wäre. Als wäre sie eine Figur in einem Film, der einfach nichts zustoßen konnte.
    Während Abilene Cora und Helen in die Küche folgte, bemerkte sie, dass nicht nur Helen bemerkenswert sorglos war.
    Auch Finley wirkte ziemlich übermütig.
    Was in Finleys Fall jedoch nicht gespielt war. Sie war wirklich mutig und mit allen Wassern gewaschen.

4
    Die Belmore-Girls
    »Jetzt beruhigt euch mal wieder«, meinte Finley, als Cora sie am Tanktop packte und auf die Beine zerrte.
    »Kein Grund, gewalttätig zu werden«, protestierte sie, während Cora sie durch den Raum schleifte und gegen die Wand zwischen zwei Duschen rammte.
    »Ist meine Kamera noch intakt?«, fragte sie. Cora packte sie an der Kehle.
    Abilene hatte das Gerät aufgehoben.
    Durch den Bildsucher betrachtete sie Cora und Finley. »Denke schon«, sagte sie.
    »Dann nimm das hier auf«, sagte Cora und schlug Finley in die Magengrube.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich. Ihr Mund klappte auf. Sie klappte vornüber, sodass ihre Kehle in Coras Hand zum Liegen kam und sie sich gekrümmt den Bauch hielt.
    »Hey!«, rief Abilene. »Nicht …«
    »Um Himmels willen, hör auf!«, schrie Vivian.
    »Lass sie in Ruhe«, sagte Abilene.
    Finley, die von Cora noch immer gegen die Wand gepresst wurde, schnappte nach Luft. Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt.
    »Lass sie los«, befahl Abilene.
    Cora nahm die Hand von Finleys Kehle. Das Mädchen sackte nach vorne und hielt sich den Bauch.
    »Was ist denn mit dir los?«, wollte Cora wissen. »Bist du pervers oder was?«
    Finley schüttelte den Kopf. »Ftsgst.«
    Schweigend starrten die anderen vier sie an. Schließlich hatte sich Finley so weit gefangen, dass sie sich aufrichten konnte. »Geschäftsgeist.«
    »Was?«
    »Ich glaube, sie meint …«
    »Das will ich von ihr selbst hören«, unterbrach Cora und warf Vivian einen verärgerten Blick

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