Das Treffen
zu.
»Dieser Typ … hat mir zweihundert Dollar geboten.«
»Wenn du uns unter der Dusche filmst?«
»Auf Video aufnimmst, genauer gesagt. Damit er sich's auf seinem Rekorder angucken kann.«
Cora machte sich nicht die Mühe, sich abzutrocknen oder ihren Morgenmantel anzuziehen. Splitterfasernackt bog sie Finley den Arm um und führte sie durch die Duschkabinen und den Umkleideraum, an den Toiletten und Waschbecken vorbei in den Korridor des Wohnheims.
Abilene fuhr sich schnell mit dem Handtuch über den Körper, Helen dagegen zwängte ihren nassen Körper umständlich in ihr Nachthemd. Wo er ihre Haut berührte, wirkte der Stoff fast durchsichtig. Abilene zog sich jetzt ebenfalls rasch an, raffte ihre Duschsachen zusammen und nahm die Kamera mit. Nur Vivian nahm sich die Zeit, sich gründlich trocken zu rubbeln und den Gürtel um ihren Morgenrock festzuziehen, bevor sie mit ihren und Coras Sachen den anderen folgte.
Helen hielt die Gorillamaske in der Hand. Das tropfende Ding in ihrer Faust ähnelte einem abgetrennten Kopf.
Mehrere Mädchen hatten sich im Flur versammelt. Verdattert spähten sie in das Zimmer, das sich Vivian mit Cora teilte. Cora und ihre Gefangene hatten wohl für einiges Aufsehen gesorgt.
Alle neugierigen Fragen beantwortete Vivian mit einem schroffen »Geht euch nichts an«. Sobald Helen und Abilene auch im Zimmer waren, sperrte sie die Tür hinter ihnen ab.
Finley saß auf einem der Betten und sah ihre Kidnapper belustigt an.
Cora hatte ihren nassen, tropfenden Körper vor ihr aufgebaut, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Hinterbacken waren von dem Sturz noch gerötet. Vivian hielt ihr ihren Morgenmantel hin. »Danke«, murmelte Cora, riss ihn ihr aus der Hand und schlüpfte wütend in die Ärmel.
»Ihr werdet mir doch nichts tun, oder?«, fragte Finley.
»Nein. Nur umbringen«, sagte Cora.
»Ich muss euch davon in Kenntnis setzen, dass ich einen Brief in einem Schließfach deponiert habe, der nach meinem Ableben sofort geöffnet wird.«
»Lass die Scherze«, sagte Cora. »Wer hat dich dafür bezahlt, uns zu filmen?«
»Eigentlich bekomme ich das Geld erst bei Lieferung. Und es sieht nicht so aus, als ob die noch stattfinden würde.«
»Wie heißt der Kerl?«
»Darryl Rathbone.«
»Wer ist das?«
»Der ist schon im Hauptstudium. Ein Sig.«
»Wozu will er den Film haben?«
»Ich denke, er will damit seine Kumpels von der Studentenverbindung beeindrucken.« Sie zuckte mit den Achseln. Dann verdüsterte sich ihr Blick, als wäre ihr soeben etwas ganz anderes eingefallen. »Soll ich euch sagen, was wirklich passiert ist?«
»Wäre besser für dich.«
»Es geht um mehr als nur um die zweihundert Dollar.«
»Dann schieß los«, sagte Vivian. Es klang, als täte ihr das Mädchen leid.
»Also gut. Passt auf. Ich war drüben im Studentenwerk und hab eine Pepsi getrunken. Da ist mir aufgefallen, wie er mich angestarrt hat. Das war übrigens heute Abend. Ich hatte meine Kamera dabei – so hat das alles überhaupt angefangen. Ich gehe raus und über den Campus, und er rennt mir hinterher und packt mich an der Schulter. ›Heißt das jetzt, dass wir miteinander gehen?‹, hab ich gesagt. Er schaut mich an und fragt: ›In welchem Haus wohnst du?‹ Ich hab's ihm gesagt, und plötzlich grinst er breit. Dann fragt er mich, ob ich sie kenne.« Finley deutete mit dem Kopf auf Vivian.
»Mich?«
»Ja. ›Kennst du Vivian Drake, die heiße Braut?‹, hat er gefragt. Klar, hab ich gesagt. Ich meine, wer kennt dich nicht? Dann erzählt er mir, dass sie in ihrer Verbindung eine Wette laufen haben. Fünfhundert Dollar, wer als Erstes ein Video anschleppt, auf dem Vivian nackt zu sehen ist.«
Vivian stieg die Zornesröte ins Gesicht.
»Diese Schweine«, murmelte Cora.
»Was für ein Haufen Arschlöcher«, erklärte Helen.
Vivian glühte noch immer, aber jetzt glänzten ihre Augen. Sie hatte die Lippen aufeinandergepresst, und ihr Kinn zitterte.
»Wenn ich ihm helfe, die Wette zu gewinnen«, fuhr Finley fort, »gibt er mir zweihundert Mäuse, hat er behauptet. Fick dich ins Knie, hab ich gesagt. Da hat er meine Kamera gepackt und hochgehoben, als wollte er sie auf den Boden schmeißen. ›Ist doch ganz einfach‹, hat er gesagt. ›Du beobachtest sie, und wenn sie das nächste Mal duschen geht, schnappst du sie dir. Dann rennst du weg, so schnell du kannst. Vielleicht solltest du eine Maske tragen oder so was.‹ Ich war einverstanden, sonst hätte ich meine Kamera ja nie
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