Das Turnier
Fingern, und alle schlürften und schmatzten um die Wette.
Nur Ingrid und Irmtraud schlürften und schmatzten nicht. Sie tupften immer nur ganz kleine Bröckchen Brot in die Soße und passten beim Hochheben auf, dass es nur ja nicht tropfte.Ich überlegte gerade, ob das bei Burgfräulein vielleicht die neuste Mode war, als ich merkte, dass sie dabei zu uns rüberlächelten, als wollten sie sagen: Seht her, ihr kleinen Ferkel, so macht man das, wenn man weiß, was gerade angesagt ist! Ich kenne solche Blicke von meiner großen Schwester, und zu ihr sag ich auch was, wenn sie mir so kommt, aber jetzt hatte ich erst mal einen Bärenhunger.
Und dann sah ich es: Robert tupfte auch nur ganz kleine Bröckchen und glotzte dabei dauernd zu Ingrid hin. Und Ingrid merkte das natürlich. Und schubste Irmtraud mit dem Ellbogen. Und Irmtraud lachte. Irmtraud hat ein schönes Lachen, glöckchenhell irgendwie, aber überhaupt nicht schrill, ein bisschen so wie das von Klara …
»Ift waf ?«, fragte Robert.
»Waf foll fein?«
»Du ifft ja gar niftf.«
Da merkte ich erst, dass ich wohl schon eine ganze Weile nur dagesessen und Irmtraud angeschaut hatte. Und die hatte das natürlich gemerkt. Und Ingrid mit dem Ellbogen geschubst. Und jetzt lachte Ingrid auch. Ihr Lachen ist fast genauso schön wie das von Irmtraud, nur mir persönlich eine Spur zu laut, ein bisschen so wie das von Nina …
Ich schaute Robert an und sah den blöden Blick, mit dem er Ingrid anglotzte. Er hatte gerade wieder eins von seinen winzigen Fitzeln Brot in die Soße getupft, aber bis hoch zum offenen Mund hatte er’s nicht mehr gebracht. Die Hand mit dem Fitzel schwebte wie festgefroren vor seinem Kinn, und die Soße lief ihm in einem dünnen braunen Rinnsal in den Ärmel.
»Mund fu, Robert!«, sagte ich leise, aber es nutzte nichts.
Dann spürte ich was Feuchtes am rechten Handgelenk und merkte, dass ich mir auch Brot mit Soße vors Kinn hielt, nur war’s bei mir ein ordentlicher Brocken, und das Soßenrinnsal war ein kleiner Strom.
»Gleiffallf !«, sagte Robert.
Die Sache war sonnenklar: Mit Ingrid und Irmtraud ging es haargenau so los wie zu Hause mit Nina und Klara. Ich schwör’s, das haben wir nicht gewollt, aber gegen so was kann man scheinbar nichts machen. Ich jedenfalls kann’s nicht. Und Robert auch nicht. Außerdem hatte das Ganze ja auch was Gutes: So würden wir uns nicht darüber zoffen, wann wir uns wieder auf den Heimweg machen sollten. Von mir aus konnten wir nicht nur über Nacht, sondern das ganze Wochenende bleiben!
Das neunte Kapitel, in dem Tim und Robert vom großen Geheimnis des Weißen und Schwarzen Ritters hören
(Und das ist ganz schön gruselig!)
Von da an war es beim Essen sehr schön. Robert redete mit den Wackerburger Freunden, wenn er gerade nicht zu Ingrid rüberglotzte, und ich hatte das Glück, dass ich am Ende der Reihe saß und mit niemandem reden musste. Ich konnte die ganze Zeit zu Irmtraud rüberschauen. – Bis mir der Weiße und der Schwarze Ritter wieder einf ielen und wie Ingrid und Irmtraud sich wegen denen aufgeführt hatten. Gut, Ingrid war schlimmer, weil der Weiße ein Fiesling war, aber Irmtrauds Gehopse war auch ganz schön peinlich gewesen. Jetzt, wo sie immer mal zu mir rüberlächelte, hätte man das echt nicht von ihr gedacht. Was wollte ein Mädchen mit so schönen dunklen Augen bloß von einem, der sich sowieso nicht für sie interessierte …
»He!«
Robert hatte mir den Ellbogen in die Seite gerammt.
»Fpinnft du?«, fragte ich.
Oh Mann, hörte sich das dämlich an! Aber mit der geschwollenen Nase ging es einfach nicht besser. Ich konnte höchstens aufpassen, dass in meinen Sätzen keine »s« und »sch« und »w« und so was vorkamen.
»Anderf hörft du ja nift fu«, behauptete Robert.
»Faf ift denn?«
(Ups, das mit den Sätzen ohne »s« und so musste ich wohl noch was üben.)
»Hör fu!«, sagte Robert, der sich genauso dämlich anhörte, aber offenbar keine Probleme damit hatte. Und dann erzählte er mir, dass die Wackerburger Freunde nach der Waffenkammer gefragt hätten und der knarrenden Tür. Ob wir vielleicht dem Gespenst begegnet wären.
»Und?«, fragte ich.
( Jetzt klappte es ohne »s« und so schon besser!)
Er hätte es ihnen natürlich nicht verraten, erzählte Robert, und er hätte sie auch gleich beruhigt, dass wir’s ihnen nicht übel nahmen, dass sie einfach abgehauen waren. Jedenfalls könnten wir fest auf sie zählen, wenn wir dem Weißen Fiesling das
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