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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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Irmtraud mit ihrer Glöckchenstimme. »Aber sie verschenken nicht nur Tüchlein, sondern auch Federn.«
    »Tüchlein sind toll«, flötete Ingrid, »aber Federn sind noch toller.«
    »Und am tollsten wäre eine von ihrem Helm«, seufzte Irmtraud.
    »Es sind Silberreiherfedern«, seufzte Ingrid.
    »Sie meint, beim Weißen Ritter«, seufzte Irmtraud. »Beim Schwarzen Ritter sind es Adlerfedern.«
    Jetzt wussten wir Bescheid. Die beiden waren Fans und wünschten sich was, das sie in ihren Zimmern an die Wände hängen konnten oder so, genau wie meine große Schwester, nur dass die von Justin Timberland oder so ähnlich noch jede Menge Plakate hat und angeblich seine Facebook-Freundin ist. Aber wenn der Tüchlein verschenken würde oder Federn, würde meine Schwester sie garantiert auch haben wollen. Wenn man’s genau überlegte, war das genauso normal wie die Borussia-Dortmund-Plakate in Roberts und meinem Zimmer. Oder okay: fast genauso normal. Ich schaute Robert an und sah, dass er die ganze Zeit nickte. Wahrscheinlich dachte er wieder dasselbe wie ich. Oder tüftelte er gerade an einer von seinen Ideen? Dann steht er manchmal nämlich auch so da und nickt, und wenn es wilde Ideen sind, fängt er an, mit den Händen zu fuchteln, als würde er in Gedanken schon mal alles ausprobieren. Das Komische ist nur, dass beim Ausprobieren immer alles klappt und hinterher meistens nicht. Falls ich es noch nicht erzählt habe: Robert kommt schneller auf wilde Ideen als alle anderenMenschen, die ich kenne, nur gehen sie (die Ideen jetzt) in den allermeisten Fällen schief. Der gef ährlichste Satz aus Roberts Mund ist: »Hört zu, ich hab eine Idee!« Wenn er mit den Händen gefuchtelt hat und das sagt, kann man sich schon mal auf das Schlimmste gefasst machen. Das weiß man, aber dass man’s weiß, nützt einem leider nichts. Was er sich ausgedacht hat, macht er, und mitmachen muss man auch, ich jedenfalls. Schließlich bin ich sein bester Freund.
    Jetzt gerade fing er an zu fuchteln, und alle schauten ihn an: ich sowieso, aber auch Kuno, Rigobert und Dagobert und die beiden Mädchen. Und Wuschel natürlich. Wuschel hatte die ganze Zeit zwischen uns gesessen. Jetzt legte er sich auf den Bauch und schob den Kopf unter die Vorderpfoten, als hätte er Angst, dass über uns der Himmel einstürzt oder sonst was Gef ährliches von oben kommt. Ich hab ja schon erzählt, dass Wuschel Ahnungen hat und damit meistens richtig liegt. Genauso war’s auch jetzt. Robert hörte auf zu fuchteln und sagte:
    »Hört zu, ich hab eine Mörderidee!«
    Eine normale Robert-Idee wäre schon schlimm genug gewesen, aber eine Mörderidee war eine Katastrophe.

Das zwölfte Kapitel, in dem Robert ankündigt, dass er das Unmögliche versuchen will
    (Und Tim auf einmal auch!)
    Roberts Idee war, dass wir den Mädchen die Federn besorgten, er Ingrid eine weiße und ich Irmtraud eine schwarze. Als er das sagte, knutschte ihn Ingrid auf die rote Nase und fiel ihm um den Hals. Was Irmtraud machte, weiß ich nicht mehr, dazu fuhr mir ein viel zu großer Schreck in die Glieder. Ich hab nur immer noch blaue Flecken an den Oberarmen und einen auf der Seite am Hals, wo ich noch nie einen hatte. Ist aber auch egal, in jedem Fall war Robert vollkommen wahnsinnig geworden. Ein bisschen wild und verrückt war er immer schon gewesen, aber das jetzt war was anderes.
    »Du meinst …?«
    Ich kriegte die Frage gar nicht ganz raus.
    »… wir nehmen sie den Fuzzys ab, ja.«
    Robert hatte keine Probleme, es auszusprechen.
    »Na klar«, sagte ich. »Wir gehen hin, pf lücken die Federn wie Blümlein auf der Wiese, und die beiden netten Ritterlein lassen es sich gef…«
    »Natürlich nicht!«, unterbrach mich Robert.
    Aber so einfach ließ ich mich nicht bremsen.
    »Dann willst du kämpfen, ja?«, fragte ich. »Robert und Tim, die Unbesiegbaren, besiegen den mickrigen Schwarzen und den noch mickrigeren Weißen Ritter, und zum Zeichen ihres Triumphs rupfen sie den beiden die Federn aus – stellst du’s dir so vor, ja?«
    Ich glaube, richtig cool bin ich in dem Moment nicht rübergekommen, aber was würdet ihr machen, wenn euch euer bester Freund ins sichere Verderben stürzen will?
    Robert sagte erst eine Weile gar nichts, dann fragte er mich wie der obercoolste Macker: »War’s das?«
    Und jetzt sagte zur Abwechslung ich nichts. Sollte er mir doch den Buckel runterrutschen. Verloren waren wir sowieso, was sollte ich mich da noch groß aufregen? Er wollte bei Ingrid punkten,

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