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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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das war’s, und ich konnte ihn ja irgendwie verstehen: Er wollte nicht, dass es ihm noch mal so ging wie mit Nina, die ja wohl Cornelius cooler fand als ihn. Und Ingrid fand ihn jetzt wahrscheinlich megacool oder wie sie in der Ritterzeit dazu sagten. Sie stand neben ihm und klimperte mit den Augen, und ich weiß gar nicht, wann es passiert war, aber sie hielt seine Hand.
    Ich sagte nichts, aber Irmtraud sagte auf einmal was. Sie sagte:
    »Du musst nicht, Tim, wenn du nicht willst.«
    Dabei schaute sie mir von ganz nah in die Augen und drückte meine Hand. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie die schon hielt, aber jetzt merkte ich’s. Ganz warm und weich fühlte sich ihre Hand an, aber ihr Händedruck war fest.
    »Ehrlich nicht«, sagte sie und drückte noch ein bisschen fester.
    Ich weiß immer noch nicht, ob Burgfräulein wirklich Zauberkräfte besitzen, aber jetzt passierte was Unheimliches: Ich wollte eigentlich nichts sagen, weil ich natürlich nicht zugeben wollte, was ich für einen Bammel vor den zwei unheimlichen Rittern hatte. Aber dann spürte ich den Druck von Irmtrauds Hand, und plötzlich kamen Wörter aus meinem Mund, für die ich selber gar nichts konnte. Es war, als hätte Irmtraud einen Knopf gedrückt und meine Stimme eingeschaltet. Und die Stimme sagte:
    »Klar, will ich! Wir werden’s den zwei Fuzzis zeigen!«
    Ganz komisch still wurde es da. Kuno, Rigobert und Dagobert starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an, Ingrid drückte Roberts Hand undIrmtraud meine, aber keiner machte einen Mucks, nicht mal Wuschel. Der lag immer noch mit über den Kopf gelegten Vorderpfoten auf dem Bauch, aber dadurch, dass ich auch noch vollkommen wahnsinnig geworden war, hatte sich ja auch nicht viel geändert.

Das dreizehnte Kapitel, das ganz harmlos anfängt
    (Aber am Ende kommt es knüppeldick!)
    Als ich mich ein bisschen erholt hatte, hätte ich Robert gern gefragt, ob es zu seiner Mörderidee auch schon einen Mörderplan gab, aber erst mal konnte ich ihn gar nichts fragen, weil die Mädchen jetzt unbedingt zwischen den Zelten herumspazieren wollten. Erst dachte ich, sie wollten sich nur wieder unauff ällig an den Weißen und den Schwarzen Ritter anschleichen, aber so war es gar nicht. Sie wollten sich nur alles ansehen, und da gab es ja nicht nur all die fremden Ritter, die zum Turnier gekommen waren, sondern alle möglichen Leute, die zu so einem festlichen Ereignis anreisten: Händler, die Kleider und Schmuck und Waffen verkauften, Spielleute, die musizierten, und Gaukler, die ihre Kunststücke vorführten: Seiltänzer, Eisenbieger, Feuerschlucker und all so was. Hinter den Zelten sah ich jetzt auch die Kampf bahn für das Turnier und die Tribüne, die sie dort aufgebaut hatten. Es war wie auf den Mittelaltermärkten, die es bei uns manchmal gibt, nur eben in echt. Die Mädchenwaren hin und weg von dem Spektakel, vor allem bei dem Seiltänzer, obwohl der sein Seil gerade mal in Kopf höhe gespannt hatte und ganz schön zittrig drauf rumwackelte. Aber er hatte den Oberkörper frei, und wie es aussah, musste man vom Seiltanzen einen klasse Sixpack kriegen.
    »Der ist süß«, flüsterte Ingrid ihrer Schwester zu.
    »Bloß Seiltanzen kann er nicht«, sagte Robert.
    »Ich find ihn trotzdem toll«, sagte Irmtraud.
    »Ich auch«, hörte ich meine Stimme sagen, obwohl das überhaupt nicht stimmte. Wenn es einen Burgfräuleinzauber gab, wirkte er anscheinend immer noch.
    Der Eisenbieger hatte auch einen klasse Sixpack, aber die Mädchen fanden, er hätte für seine vielen Muskeln einen viel zu kleinen Kopf.
    »Wie die Bodybuilder«, sagte ich.
    »Wie wer?«, fragte Kuno.
    »Die Body…«
    Ups! Ich hatte mal wieder vergessen, wo ich war. Dachte ich jedenfalls. Aber dann sagte Irmtraud:
    »Das sind Hirnis, die in der Muckibude schuften wie die Bekloppten und dazu verbotene Pillenfuttern, bis sie aussehen, als wären ihnen die Köpfe geschrumpft.«
    Ich schwör’s auf Ehre und Gewissen, das hat sie gesagt. Ich dachte, ich hör nicht recht. Das konnte ein Burgfräulein aus der Ritterzeit doch unmöglich wissen. Niemals!
    Ich muss Irmtraud angeschaut haben, als wäre sie von einem anderen Stern. Und sie schaute zurück, als wäre sie’s wirklich: mit so einem ganz tiefen, unergründlichen Blick. Und jetzt passierte genau das Umgekehrte wie vorhin: Ich wollte was sagen und sie fragen, woher sie das alles wusste, aber ich konnte nicht. Ich machte den Mund auf und kriegte kein Wort heraus. Und Robert schäkerte

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