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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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wenn sie den Verdacht hat, dass ihr einer was vom Pferd erzählt. Falls es jemand nicht weiß: Frau Knöpfel ist unsere Lehrerin, und sie ist ganz schön streng.
    Der Schwarze Ritter sagte gar nichts. Er bewegte sich auch nicht auf seinem Lehnstuhl oder was es war. Und trotzdem wusste ich jetzt was Neues von ihm, nämlich dass er sogar in seinem eigenen Zelt den Helm trug und das Visier geschlossen hielt.
    »So, so«, sagte der Herold zum dritten Mal, und jetzt klang er wie Frau Knöpfel, wenn sie weiß , dass ihr jemand was vom Pferd erzählt. Wenn sie nicht in der Nähe ist, nennen wir das ihre Todesstimme.
    Mir wurde ganz schlecht, und ich muss wohlauch ein bisschen gezuckt haben, jedenfalls hatten mich die zwei Geharnischten blitzschnell wieder an den Ellbogen. Diesmal hoben sie mich nur nicht hoch. Und jetzt kam der schwarze Herold auf mich zu. Draußen bei dem Streit mit dem weißen Herold war er mir sympathisch gewesen. Oder jedenfalls sympathischer als der weiße. Jetzt war davon nichts mehr übrig. Mir wurde immer schlechter.
    »So, so …«
    Der Herold fasste mich mit der Hand unterm Kinn und funkelte mich eiskalt an. Es war, als überlegte er nur noch, ob er mich drei- oder vierteilen lassen sollte.
    Ich überlegte, ob ich um Hilfe schreien sollte, aber draußen machten sie wegen dem Feuerschlucker ein Mordsspektakel, da hätte mich kein Mensch gehört.
    »So, so …«
    Was sollte ich bloß sagen? Sollte ich überhaupt was sagen? Die dachten ja wohl, der Weiße Ritter hätte mich geschickt, um ihnen die Lanzen anzuritzen oder so. Klar, ich hatte gar kein Werkzeug dafür bei mir, nur mein Schwert, und mit einem Schwert kann kein Mensch Lanzen anritzen. Aber ob die das so genau wissen wollten, bevor sie mich in die Mangel nahmen?
    »Wo hast du die Säge?«, fragte der Herold, immer noch mit der Hand unter meinem Kinn. Dann nahm er die Hand weg und wartete auf meine Antwort. Sie wollten es genau wissen.
    »Ich hab keine«, sagte ich.
    »Und das hier?«, fragte der Herold und zog mir das Schwert aus dem Gürtel.
    »Das ist mein Schwert«, sagte ich.
    »So, so«, sagte der Herold und hob es erst ganz nah an die Augen und fuhr dann langsam mit dem Finger über die Schneide. Er wollte es sogar ganz genau wissen. »Ganz schön schartig«, sagte er nachdenklich, »ganz schön schartig …«
    Es war anscheinend eine Gewohnheit von ihm, Sachen mehr als einmal zu sagen.
    »… fast wie ein Sägemesser – oder eine Säge!«
    Jetzt hatte er wieder Frau Knöpfels Todesstimme.
    »Nein!«, sagte ich. »Das ist so schartig, weil es von den Wilden Wölfen ist, die passen auf ihre Sachen nicht so auf !«
    »Die Wilden Wölfe von Wolfeck?«
    Zur Todesstimme kam wieder das eiskalte Funkeln seiner Augen.
    »Ja«, sagte ich piepsig.
    Ich piepste nicht nur wegen seiner Stimme undseinem Blick, sondern auch weil ich irgendwie schon ahnte, dass ich gerade einen Riesenfehler machte.
    »Du hast dein Schwert von den Raubrittern auf der anderen Talseite?«
    Genau die Frage hatte ich kommen sehen.
    »Nein«, piepste ich, »das Schwert haben wir ihnen abgenommen.«
    »Wer ist wir ?«
    Dürft ihr manchmal Krimis gucken, wo sie schlimme Verbrecher verhören? So war das jetzt.
    »Ich …«
    »Ich und Robert und unsere Wackerburger Freunde«, wollte ich sagen, aber so weit kam ich nicht.
    »Du?« , funkte er mir dazwischen. »Du Hungerhaken willst den Wilden Wölfen ein Schwert abgenommen haben?«
    »Nein«, piepste ich und wollte ihm alles erklären, aber dass er einen nicht zu Wort kommen ließ, war anscheinend auch eine Gewohnheit von ihm.
    »Also nicht«, sagte er mit der Todesstimme. »Womit wir wieder bei der Wahrheit wären: Du schleichst mit einem zur Säge umgearbeiteten Schwert um unser Zelt und wartest auf die Gelegenheit,dich an die Lanzen heranzumachen, und für den Fall, dass du erwischt wirst, erzählst du uns eine Geschichte, dass sich die Balken biegen. Nur gut, dass du viel zu dämlich bist, um dir eine ordentliche Ausrede auszudenken. So wissen wir wenigstens, dass der hinterlistige Weiße mit den Wolfeckern unter einer Decke steckt.«
    Er machte eine kurze Pause, in der er ein paarmal mit meinem Schwert in die Luft hieb, als wollte er es testen, bevor er richtig was damit machte. Habt ihr schon mal so Shaolin-Kämpfer gesehen, wenn sie mit ihren Schwertern Gurken in hauchdünne Scheiben zerteilen? So sah das aus. Und an den Ellbogen spürte ich, dass die Geharnischten mich wieder fester packten.
    »Bleibt nur noch eine

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