Das U-Boot-Phantom
entdecken, daß aus den Fluten der Themse ein U-Boot aufsteigt.«
»Okay, jetzt haben Sie mich ja. Was wollen Sie denn noch?«
»Alles der Reihe nach. Wir haben Zeit, viel Zeit. Im Moment fahren wir flußaufwärts.«
»Tiefer noch nach London hinein?«
»Natürlich.«
Er sagte dieses Wort mit einer Selbstsicherheit, die den Superintendenten erschütterte. Dieser Vincent van Akkeren hatte einen gefährlichen Plan ersonnen. Zudem kannte er keine Skrupel. Er glich einer machthungrigen Hyäne, und sein Vorleben war durch Grauen, Mord und Verbrechen gezeichnet. Baphometh und die verräterische Gruppe der Templer hätten sich keinen besseren Anführer wünschen können.
Die letzten Aussagen hatten Sir James gedanklich von seinen eigenen Problemen abgelenkt. Er zerbrach sich darüber den Kopf, was ein Mensch wie van Akkeren mit einem gekaperten U-Boot anfangen konnte. So etwas gehörte normalerweise in einen Bond-Film, aber hier spielte noch eine gefährliche Magie mit.
»Nun, Sir James?« fragte van Akkeren, »haben Sie die Lösung in etwa gefunden?«
»Noch nicht.«
Der Grusel-Star, wie er sich selbst genannt hatte, begann feist zu lächeln. »Ich hätte Ihnen wirklich etwas mehr Phantasie zugetraut. Was kann man mit einem unter Waffen stehenden U-Boot in einer Großstadt wie London schon alles anfangen?«
Hinter den Brillengläsern weiteten sich die Augen des Superintendenten. Er begriff mit einemmal, auch wenn er sich dabei mit einem Kommentar zurückhielt.
»Nun?«
»Ja, Sir James. Der Plan ist so dicht geknüpft wie ein Netz. Ich habe in dieses Netz auch Ihre beiden Mitarbeiter Sinclair und Suko mit einbezogen. Ich werde den Torpedo abfeuern lassen, und ich habe mir auch schon ein Ziel ausgesucht. Die Hand des Teufels wird diese Waffe leiten, wenn sie das direkt am Ufer stehende Ziel erwischt.«
Sir James sprang auf. »Was ist dieses Ziel?«
»Das britische Parlament…«
***
»Ich begrüße Sie, John Sinclair, und sicherlich auch Inspektor Suko, wie ich annehme.«
So lauteten die ersten Worte, die uns aus den Lautsprechern des Recorders entgegenklangen. Ich konnte für meinen Freund mitsprechen und sagen, daß wir beide von diesen Sätzen nicht gerade begeistert waren. Gesprochen hatte einer der schlimmsten Menschen, die mir je in meinem Leben begegnet waren — Vincent van Akkeren. Ein Teufel, ein Menschenverächter, ein Günstling der Hölle und gleichzeitig Anführer einer mörderischen Templer-Gruppe, die der Hölle zugetan war. Van Akkeren schien Reaktionen vorausahnen zu können, denn er sprach zunächst einmal nicht weiter, so daß nur das Band lief, ohne seine Stimme.
Suko und ich waren beide blaß geworden. Wir wußten, was es bedeutete, wenn er hinter einem Plan steckte. Dann ging es meist ohne Tote nicht ab. Einen ersten Vorgeschmack hatten wir schon bekommen.
»So«, wir hörten ihn wieder sprechen. »Ich bin mir jetzt sicher, daß Sie beide sich von dem ersten Schock einigermaßen erholt haben, und so können wir zum eigentlichen Problem kommen. Meinen Diener, den ich Ihnen schickte, wird es nicht mehr geben. Kraft meiner Magie habe ich ihn ausgelöscht. Sie können also keinen Zeugen befragen und müssen sich voll und ganz auf meine Angaben und Bedingungen verlassen.«
»Der soll endlich zur Sache kommen!« flüsterte ich und redete dabei fast in van Akkerens nächsten Worten hinein.
»Ich kann mir vorstellen, daß Sie sich bereits darüber Gedanken gemacht haben, aus welch einem Grunde Ihr Chef nicht zum Dienst kam. Er konnte nicht kommen, weil ich es verhindert habe. Ich gebe Ihnen jetzt eine kurze Pause, damit Sie sich untereinander absprechen können.«
Suko hatte die Hand zur Faust geballt. Es sah so aus, als wollte er den Recorder mit einem Schlag zertrümmern. Auch in meinem Magen breitete sich ein gewisser Druck aus, der sich ebenfalls auf meinen Herzschlag niederschlug.
»Das ist doch nicht wahr!« hauchte ich. »Verdammt, hat van Akkeren ihn entführt?«
»Du hast es gehört.«
»Dann muß Sir James freiwillig zu ihm gegangen sein, wenn man keine Spuren fand.«
»Vergiß nicht, John, daß Vincent van Akkeren mit Kräften im Bunde steht, die sehr stark sind. Wo wir überlegen, handelt er schon. Das schafft er immer.«
»Aber er…«
»Bitte, meine Herren, ich hoffe, Sie haben Ihren ersten Schock überwinden können. Fassen wir noch einmal zusammen. Sir James Powell, Ihr hochverehrter Chef« — die letzten beiden Worte sprach er spöttisch aus - »befindet sich in
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