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Das U-Boot-Phantom

Das U-Boot-Phantom

Titel: Das U-Boot-Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Brücke gab unseren Gesichtern einen fahlen Schein. Ich sah trotzdem den langen, nachdenklichen Blick, den Kapitän Prapoch mir zuwarf. Vielleicht war ich ihm sogar unheimlich geworden. Wer konnte das wissen?
    Mr. Joon stand da und hob die Schultern. Dabei schaute er auf die Spitzen seiner blankpolierten Schuhe.
    Mr. Tuppesing bekam die Order, mit höherer Geschwindigkeit weiterzufahren. Der Kapitän selbst behielt sein Fernglas vor den Augen und beobachtete den Fluß.
    In den nächsten Minuten geschah nichts. Alles sah nach einer normalen Fahrt aus. Nur die Dunkelheit senkte sich über das Land. Wir fuhren durch ein Gebiet, wo nur wenige Häuser standen, höchstens Weekend Bungalows. Das aber würde sich allerdings nach dem nächsten großen Themse-Bogen ändern. Der Fluß umschloß wie ein gewaltiger Arm ein großes Park-Areal, das links vor ihm lag. Auf der rechten Seite schoben sich plötzlich Häuser und Straßen näher an die feuchten Uferauen heran.
    Von der Brücke aus sah ich die zahlreichen Lichter, sah fahrende Autos und hatte das Gefühl, alles wäre meilenweit entfernt. Wir standen hier auf der Brücke und lauschten dem ruhigen Klang der Schiffsmotoren. Perry Prapoch senkte die Hand mit dem Glas und schaute auf seine Uhr.
    »Sie werden bald mit dem gemütlichen Teil beginnen.«
    »Das heißt Tanz?«
    »So ähnlich.«
    »Sie kennen diese Fahrten?«
    »Man muß nehmen, was kommt«, erwiderte der Kapitän diplomatisch.
    »Die Saison ist für uns sowieso gelaufen.«
    Da konnte ich nicht widersprechen. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, auf der Brücke zu stören, deshalb fragte ich, ob jemand etwas dagegen hätte, wenn ich mich zurückzog.
    Niemand wollte mich halten.
    »Wo finden wir Sie denn?« fragte Mr. Joon und zupfte an seinen Bartsträhnen.
    »Ich möchte einen Rundgang machen und das Wasser beobachten.«
    Prapoch drehte sich um. »Sie geben uns natürlich Bescheid, wenn Sie etwas vor uns entdecken?«
    »Das versteht sich.«
    Draußen atmete ich tief durch. Es war kühler geworden und auch feuchter. Vom Wasser her stiegen lange Dunstschwaden hoch und trieben gegen die beiden Ufer.
    Die Sicht war noch gut. Ich konnte zum Oberdeck hinschauen. Vor einer halben Stunde noch war es leer gewesen. Jetzt sah ich die Umrisse einiger Gestalten dicht beisammen stehen, hörte Gelächter und manchmal den Ruf einer Frau. Nun ja, Betriebsausflüge sind wohl erfunden worden, damit sich Kollegen näherkommen.
    Mir gefiel es allerdings nicht, daß sich einige Personen auf dem Oberdeck aufhielten. Ich hoffte nur, daß sie so miteinander beschäftigt waren, daß ich nicht weiter auffiel.
    Der Weg zum Oberdeck war nicht weit. Über eine Treppe kletterte ich hoch. Niemand nahm von mir Notiz. Hin und wieder sah ich das dunkelrote Aufglühen einer Zigarettenspitze, wenn jemand daran zog. Ein Sektkorken knallte, als er aus der Öffnung schoß.
    »Hi, das Zeug klebt doch!« rief jemand.
    »Ich kann es dir ja wieder aus dem Kleid waschen.«
    »Das würde dir so passen.«
    Ich schob mich an den Sprechern vorbei, die mich zum Glück nicht bemerkten, und erreichte die am Heck liegende Seite des Oberdecks. Hier wollte ich mich postieren.
    Ich ging davon aus, daß wir das U-Boot passiert hatten. Vielleicht wollte es uns auch folgen, ansonsten würde ich nicht mehr lange auf dem Kahn bleiben, schließlich mußte ich wieder zurück nach Walton upon Thames, wo der ungefähre Treffpunkt ausgemacht worden war. Im Dunkel des Wassers fiel der schaumige Heckstreifen besonders auf. Da quirlte das Wasser, und wehe dem, der hineingeriet. Keine Spur von diesem U-Boot. Wenn es uns tatsächlich folgte, blieb es gut geschützt unter Wasser.
    Dann hörte ich Schritte, drehte mich um und sah eine Frau quer über das Deck gehen. Sie ging langsam, hielt ein Glas in einer Hand und sprach mich an.
    »Hi, Mr. Sinclair.«
    »Hallo, Mrs. Sanson.«
    Sie blieb neben mir stehen und stellte ihr Glas auf die Reling. Dabei hielt sie es mit zwei Fingern nur fest. »Da unten war es mir zu langweilig und zu rauchig.« Sie hatte sich eine lange Strickjacke übergestreift. »Hier kann man es aushalten.«
    »Finde ich auch.«
    Sie drehte mir ihr Gesicht zu. »Mal ehrlich, Mr. Sinclair, weshalb sind Sie gekommen?«
    »Aus Spaß.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben bestimmt einen Auftrag, der Sie auf das Schiff geführt hat.«
    Ich lachte. »Sehen Sie hier Geister, Mrs. Sanson? Die jage ich doch angeblich.«
    »Geht es nicht auch manchmal um Verbrecher?«

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