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Das U-Boot-Phantom

Das U-Boot-Phantom

Titel: Das U-Boot-Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie trank einen kleinen Schluck Sekt. Er sah trübe aus. Wahrscheinlich hatte sie ihn mit Orangensaft gemischt.
    »Da haben Sie recht.«
    Sally kam noch näher. Wir berührten uns beide. »Sind wir in Gefahr, Mr. Sinclair?« fragte sie leise.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Glauben heißt nicht wissen.«
    »Stimmt. Aber die Sache, deretwegen ich auf dieses Schiff gekommen bin, hat mit diesem Ausflug nichts zu tun, das kann ich Ihnen versichern.«
    Sie hob die Schultern. »Glauben kann ich es Ihnen nicht so recht. Aber lassen wir das. Sie wollen also hier draußen bleiben?«
    »So ist es.«
    »Nicht tanzen?«
    »Ich bin ein schlechter Tänzer. Da holen Sie sich lieber einen anderen, Mrs. Sanson.«
    »Mal sehen, vielleicht.« Sie schaute wie ich auf das Wasser, und beide schwiegen wir.
    Ich dachte daran, daß ich nicht einmal den Versuch unternommen hatte, Abbé Bloch zu suchen. Hätte van Akkeren dies gewußt, er hätte bestimmt schon reagiert.
    Vorwürfe machte ich mir trotzdem nicht. Der Abbé trieb sich irgendwo in Frankreich herum, oft pendelte er zwischen Paris und dem Süden. Da hätte ich lange suchen können. Wahrscheinlich wußte van Akkeren dies auch, und er hatte die ganze Schau um den Abbé einfach nur als Aufhänger genommen, um seinen Plänen den nötigen Background zu geben.
    Sally Sanson hatte ihr Glas geleert. Wir standen direkt über der Schraube und konnten den hellen Schaum sehen, wenn wir uns vorbeugten. »Mr. Sinclair, was ist los?« fragte sie.
    »Wieso?«
    »Sie sind schweigsam.«
    »Das ist meine Art.«
    Sie drehte sich mit einer langsamen Bewegung um. »Schade, heute abend wäre ich in Stimmung gewesen. So muß ich mich wohl allein vergnügen. Es gibt zwar viele Männer beim Yard, aber die fahren nicht mit auf einen Betriebsausflug.«
    Ich mußte lachen. »Wenn das die Ganoven erführen, würden sie sich die Hände reiben.«
    »Das ist doch Witzblatt-Komik.«
    »Nein, ich sehe es anders.«
    Sally Sanson stemmte sich von der Reling ab, als sie plötzlich zusammenzuckte und ihr Gesicht verzog. Es sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
    »Was haben Sie?« fragte ich.
    »Das… das Geräusch an der Schraube.«
    Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, als auch ich es vernahm. Tatsächlich erklang dort ein Knacken und Brechen, als würde irgend etwas auseinandergeschlagen.
    Ich lehnte mich über die Reling und schaute aufs Wasser, ohne allerdings etwas erkennen zu können. Nur den weißen Strudel sah ich, der, hochschäumend und aufwirbelnd, einen Gischtkreisel bildete. Zudem hatte ich das Gefühl, als würde das Schiff abtreiben. Ich ließ Sally Sanson stehen. Zwar rief sie mir noch die Frage nach, wohin ich wollte, eine Antwort bekam sie nicht. So rasch wie möglich verließ ich das Oberdeck.
    Die Feiernden und Tanzenden hatten nichts bemerkt. Sic vergnügten sich weiter, und das war gut so. In mir war längst ein schrecklicher Verdacht aufgekeimt.
    Auf dem Unterdeck, dicht über der Wasseroberfläche, traf ich Mr. Joon. Trotz der Dunkelheit erkannte ich, daß er aufgeregt war.
    »Was ist geschehen?«
    Er hob die Schultern. Die Geste wirkte hilflos. »Etwas ist mit dem Ruder.«
    »Fiel es aus?«
    »Ja.«
    Ich nickte heftig. »Den Grund kann ich Ihnen zwar nicht sagen, aber ich hörte ein Knacken. Es kann auch sein, daß etwas in die Schraube geraten ist.«
    »Das wäre fatal. Dann sind wir manövrierunfähig.«
    »Was geschieht?«
    »Die Motoren werden abgestellt. Ich schaue mir die Sache mal an.«
    »Vom Boot aus?«
    »Ja, aber nicht von diesem. Ich nehme ein Rettungsboot.« Er lief bereits vor.
    »Da komme ich mit.« Wahrscheinlich hatte meine Stimme so entschlossen geklungen, daß er nicht zu widersprechen wagte. Auf dem Unterdeck und in Höhe des Hecks waren zwei Rettungsboote. Es brauchten nur wenige Haken gelöst werden, um das Boot zu Wasser zu lassen.
    Die Schraube bewegte sich nicht mehr, wie ich mit einem schnellen Blick feststellte. Wir trieben jetzt auf der Themse und ließen uns von der behäbig wirkenden Strömung schieben.
    Über die Reling turnte ich hinweg, stand außen auf dem Rand, drehte den Kopf und sah das Winken des Mannes. Das Boot schaukelte auf dem Wasser. Ich kletterte an einer ausfahrbaren Leiter hinab und sprang in den weiß gestrichenen Holzkahn, in dem noch einige Schwimmwesten und Rettungsringe lagen.
    Mr. Joon hatte ein Seil gepackt. Er schleuderte es um einen Poller und vertäute es.
    »Mr. Sinclair!« Sally Sanson rief meinen Namen. Sie lehnte sich über

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