Das Ultimatum - Thriller
gerade zugemailt. Die Lokalisierung ist nicht hundertprozentig exakt, aber es befindet sich in einem zwanzig bis dreißig Meter umfassenden Kreis an der Pride Street. Innerhalb des Kreises, in dem der Van geortet wurde.«
»Ich bin vor zwei Minuten die Pride Street entlanggefahren und habe keinen Van entdecken können. Ich versuche es noch mal. Aber hör zu, Arley. Ich werde nicht Kopf und Kragen riskieren. Ich bin unbewaffnet. Ich werde mich bemühen, das Haus zu finden, und damit hat es sich.«
»Wenn du nur einen Beweis findest, dass die Kinder dort sind. Mehr brauche ich nicht. Dann können sich die Spezialeinheiten darum kümmern. Aber ich muss ganz sicher sein. Bitte. Wir sind so dicht dran.«
Die Verzweiflung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
»Hat der SAS schon entschieden, das Hotel zu stürmen?«, fragte Tina. Wenn ja, würde sie die Sache öffentlich machen müssen.
»Noch nicht. Bald.«
»Okay. Dann überlass das hier mir, stelle aber sicher, dass die Leute von der Telefonüberwachung sich bei dir melden, falls der Van bewegt wird. Ich rufe dich an, sobald ich etwas habe.«
Tina legte auf und schüttelte den Kopf. Sie sollte das hier nicht tun, doch sie verspürte eine Erregung, die sie seit Monaten nicht mehr erlebt hatte. Genauer gesagt, seit sie sich mit einem weltweit gesuchten Mörder zusammengetan hatte, um auf absolut illegale Weise einen noch größeren Verbrecher zur Strecke zu bringen. Tina hatte Ärger schon immer angezogen. Es lag in ihrer Natur. Aber sie hatte sich auch immer zugutegehalten, bisher stets richtig gehandelt zu haben.
Nur dass sie diesmal nicht überzeugt war, das Richtige zu tun. Es standen zu viele andere Leben auf dem Spiel. Nicht nur ihr eigenes.
Sie fuhr an den Bordstein und stellte den Laptop, der offen neben ihr auf dem Sitz lag, auf ihren Schoß. Sie checkte das Hotmail-Konto und öffnete den Anhang der Mail, die Arley ihr vor drei Minuten geschickt hatte.
Darin befand sich eine detaillierte Straßenkarte der Gegend, auf der um einen Abschnitt der Pride Street ein unregelmäßiger roter Kreis eingezeichnet war. Das Zentrum befand sich etwa zweihundert Meter westlich von ihrem augenblicklichen Standort. Die Pride Street verlief parallel zu einer Bahnlinie, und als Tina sich die Karte genauer ansah, entdeckte sie einen Weg oder eine schmale Straße, die hinter den Häusern entlang der Gleise verlief und an dessen Ende sich ein weiteres Haus befand, das sie vorhin auf der maßstabsgrößeren Karte nicht gesehen hatte. Das Haus befand sich innerhalb des roten Kreises und lag nach Tinas Dafürhalten abseits genug, um den Kidnappern als Stützpunkt zu dienen. Hier hatten sie, ohne Aufsehen zu erregen, den Van heranfahren und die Kinder ausladen können.
Sie hatte keine Zeit, um überprüfen zu lassen, ob das Haus kürzlich vermietet worden war, deshalb fuhr sie los und hielt auf die Bahnlinie zu. Fast hätte sie die schmale Abzweigung mit dem Sackgassenschild verpasst, die laut Karte zu dem mysteriösen Haus führte. Sie bremste ab und konnte in etwa dreißig Metern Entfernung einen Drahtzaun erkennen, der das Anwesen vom Bahndamm trennte.
In diesem Moment fuhr ein Zug vorbei und übertönte alle Geräusche. Dennoch hielt Tina es für zu riskant, einzubiegen und zum Haus zu fahren. Stattdessen wendete sie und checkte noch einmal die geparkten Wagen, nur für den Fall, dass sie sich irrte und die Kinder irgendwo anders festgehalten wurden. Doch als sie nach dreißig Metern keinen roten Van entdeckte, nahm sie die nächste Parklücke und stellte den Wagen ab.
Aus dem Handschuhfach holte sie ein Pfefferspray, das sie aus Frankreich mitgebracht hatte, sowie ein dreißig Zentimeter langes Bleirohr. Der Besitz von beidem war in Großbritannien strafbar, aber angesichts der Gesetzesverstöße, die sie heute schon begangen hatte, interessierte sie das wenig. Sie steckte das Pfefferspray in ihre Jackentasche und das Bleirohr hinten in die Jeans, stieg aus und lief die Straße hinunter, den Kopf gesenkt, um sich gegen Regen und Kälte zu schützen.
Die Zufahrt zu dem Haus war wenig mehr als ein schlammiger Weg, der an den Seiten mit Gestrüpp und Unkraut überwuchert war. In der weichen Erde zeichneten sich Reifenabdrücke ab, doch es war schwer zu sagen, wie alt sie sein mochten.
Tina hielt sich am Rand des Weges, bis sie die Biegung vor dem Draht erreichte und der Weg am Eingang eines kleinen heruntergekommenen Cottage endete, das hinter wild wuchernden Büschen und
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