Das Ultimatum - Thriller
einer kleineren Bombe ausgehändigt, und sein Job bestand darin, sich damit zu Fuß dem Stanhope zu nähern. Wenn er den äußeren Kordon erreicht hatte, dort, wo die Menge sich hinter den Fernsehkameras drängte, sollte er unauffällig den Rucksack absetzen und dann Land gewinnen, da die Rucksackbombe um 23:15 detonieren würde.
Liam fühlte sich geschmeichelt, dass Fox ihm so eine anspruchsvolle Aufgabe übertragen hatte. Das war ein Kerl, den er umstandslos bewunderte. Fox war der Typ Soldat, der Liam gerne wäre, und deshalb war er neidisch auf ihn, da dieser mit den anderen vom Hotel aus die Welt in Schach hielt. Er selbst hatte den größten Teil des Tages damit verbracht, das Geschehen im Fernsehen zu verfolgen, und war stolz darauf, zum Ganzen zu gehören, wobei er immer noch nicht recht begriffen hatte, warum sie mit den verhassten Moslems und Arabern zusammenarbeiten mussten, obwohl Fox es ihm mehrmals erläutert hatte.
Sein Handy summte, und er sah auf das Display. Eine Nachricht vom Boss: WIR SIND SO WEIT. Mehr stand da nicht, doch Liam wusste Bescheid.
Er lächelte und nahm die Pistole vom Tisch.
Zeit, die Gören abzumurksen.
75
Tina war schon halb die Treppe oben, als sie das Summen hörte, das unten hinter der halb offenen Tür zum Wohnzimmer ertönte, dem einzigen Raum, in dem sie bisher nicht nach den Kindern gesucht hatte. Mit ziemlicher Sicherheit ein Handy, dachte sie. Kurz darauf hörte sie, wie jemand aufstand, der Schwerfälligkeit nach ein Mann, der sich laut räusperte und im Zimmer umherging.
Jetzt war es zu spät zurückzuschleichen. Sie steckte im Niemandsland fest, und die Waffen, die sie bei sich trug, nützten ihr auf Distanz überhaupt nichts.
Kurzentschlossen sprang sie lautlos die letzten Stufen hinauf und biss sich fast auf die Zunge, als eine davon knarrte. Schnell verschwand sie hinter der Wand oben – in dem Augenblick schwang unten die Wohnzimmertür mit lautem Ächzen auf, und der Mann räusperte sich ein zweites Mal.
Von der Diele, in der sie jetzt stand, gingen drei Türen ab, zwei auf ihrer Seite und eine auf der anderen. Sie schlich über den Teppich und öffnete die nächstliegende. Sofort schlug ihr Uringestank entgegen.
Sie lagen beide auf dem Boden des ansonsten leeren Zimmers auf dem Bauch und waren von Kopf bis Fuß in Gaffertape eingewickelt, dass sie aussahen wie Schmetterlingsraupen. Als sie leise die Tür hinter sich schloss, zuckten beide heftig herum und gaben stöhnende Laute von sich.
»Alles in Ordnung«, flüsterte Tina maßlos erleichtert. »Ich bin hier, um euch zu retten. Ihr müsst nur noch ein kleines Weilchen still sein.«
Die beiden verstummten und blieben ruhig liegen. Tina kniete sich neben dem Mädchen nieder, dessen Namen sie vergessen hatte. Nachdem sie Spray und Bleirohr beiseitegelegt hatte, zog sie ihr sanft das Tape vom Mund und wiederholte die Prozedur dann bei den Augen, damit das Mädchen sehen konnte, mit wem sie es zu tun hatte. Das Mädchen schaute sie verschreckt an, doch Tina lächelte ihr aufmunternd zu und legte den Zeigefinger über die Lippen zum Zeichen, dass es ruhig bleiben sollte.
»Wie viele Männer halten euch hier gefangen?«, fragte sie flüsternd.
»Heute Morgen kamen zwei zu uns nach Hause«, flüsterte das Mädchen zurück. »Die hatten beide Pistolen. Ich habe aber unten niemanden reden gehört, deshalb weiß ich nicht, ob beide noch da sind. Aber einer ganz bestimmt. Er war vor einer Weile noch hier oben.«
»Okay. Pass auf. Ich werde euch jetzt losbinden, und dann steigen wir so leise wie möglich aus dem Fenster. Verstanden?«
Das Mädchen nickte, sie wirkte unglaublich erleichtert. Der Junge neben ihr, der, soweit Tina sich erinnerte, Oliver hieß, rollte sich herum und ächzte unter seinem Knebel.
Tina beugte sich schnell zu ihm und begann das Tape von seinen Augen zu lösen, während sie mit der anderen Hand ihr Handy herauszog, um Arley eine SMS zu schreiben.
Doch dann hörte sie es. Die Stufe, die vorhin schon geknarrt hatte, knarrte erneut. Lauter diesmal. Und noch ein Knarren.
Tina hielt inne.
Der Mann war auf dem Weg nach oben.
76
22:05
Arley sah, wie Riz Mohammed Wolfs Nummer anwählte. Kurz darauf drang das penetrante Tuten aus den Lautsprechern und zerstörte die bedrückende Stille.
Da war er. Der Ablenkungsanruf. Der einzige Beitrag der gesamten Londoner Polizei zur Befreiung der Geiseln.
Niemand sagte ein Wort. Alle wussten, was keiner der Experten im Fernsehen wusste,
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