Das Ultimatum - Thriller
den Schwindel, der sie zu befallen drohte, nieder. Zum tausendsten Mal dachte sie daran, sich doch noch ihren Vorgesetzten zu offenbaren. Mit Phil Rochelles Informationen konnten sie ein Sondereinsatzkommando losschicken, um die Zwillinge zu befreien. Die Alternative war, auf eine alkoholabhängige Ex-Polizistin zu setzen. Vielleicht ließe sich sogar die Erstürmung des Hotels verschieben, bis die Kinder in Sicherheit waren und der Schweinehund, der sie in seiner Gewalt hatte, erledigt war.
Doch wieder bremste sie sich. Denn am Ende war es wahrscheinlicher, dass sie die Erstürmung nicht verschoben. Oder dass ein Sondereinsatzkommando versuchen würde, mit dem Kidnapper zu verhandeln, anstatt direkt zuzugreifen. Auf welche Weise Arley den Fall auch betrachtete, für die Regierung waren ihre Kinder ein verzichtbares Gut. Und das konnte sie nicht zulassen.
Sie musste es auf ihre Weise zu Ende bringen, was immer die Konsequenzen sein mochten.
70
21:56
Fox stand neben Wolf und starrte auf den Schirm des Laptops. »Uns bleiben weniger als zehn Minuten«, sagte er.
»Und du glaubst, das ist der echte Plan?«
Fox sah ihn an. »Wir haben die Kinder dieser Frau und gedroht, sie zu erschießen. Das wird schon der echte Plan sein.«
»Dann will ich, dass du und Bear die erste Verteidigungslinie gegen die Angreifer organisiert«, entgegnete Wolf. »Ihr beiden habt die meiste militärische Erfahrung. Cat und ich bleiben hier und bewachen die Geiseln. Was ist mit deinen beiden Leuten oben im Restaurant? Müssen wir die nicht informieren?«
»Nein. Die werden merken, was los ist, und ihre Position halten, bis ich ihnen einen anderen Befehl gebe.«
»Ihr werdet die Angreifer mindestens so lange aufhalten müssen, bis ich den Verhandlungsführer erreicht habe und ihm drohen kann, das ganze Gebäude in die Luft zu jagen, wenn die Soldaten nicht abziehen. Meinst du, das reicht, um sie zum Rückzug zu zwingen?«
»Falls sie das Überraschungsmoment verlieren und die Regierung spürt, dass wir die Situation unter Kontrolle haben, werden sie den Angriff abbrechen.«
Wolfs Atem ging schneller, er wirkte aufgeregt, fast aus dem Häuschen. »Wir werden sie total demütigen. Wir leisten exzellente Arbeit hier, Fox. Die britische Regierung wird über unsere Operation stürzen.«
»Hoffen wir’s«, erwiderte Fox weit weniger enthusiastisch. Im Augenblick galt seine Aufmerksamkeit der Frage, wie er lebend aus dem Hotel kam. Was noch keineswegs sicher war.
Doch als sie im Laufschritt die Küche verließen, spürte auch er das Adrenalin durch seine Adern rauschen. Die Stunde null stand unmittelbar bevor, der Moment, in dem er sein Geld verdienen würde.
Der Plan hatte von Anfang an darauf abgezielt, die Erstürmung des Hotels zu provozieren. Deshalb hatten sie das Mitternachts-Ultimatum gestellt, während die im Gebäude verteilten Bomben bereits eine Stunde eher detonieren würden. Idealerweise hätte der Angriff kurz vor 23:00 erfolgen sollen. Auf diese Weise hätten sie die SAS-Kräfte zurückschlagen und die britische Regierung demütigen können. Auch die Detonation der Bomben hätte man den Angreifern in die Schuhe schieben können, während sie in der entstehenden Verwirrung das Gebäude verließen.
Stattdessen hatten sie es hinzunehmen, dass die Attacke eine knappe Stunde früher stattfinden würde, womit, wie Fox wusste, die Besetzung einem nervenaufreibenden Höhepunkt entgegensteuerte, wenn sie versuchen mussten, den SAS zunächst in Schach zu halten. Aber es war immer noch alles machbar, obwohl sie auf zwei Männer weniger zählen konnten. Das Wichtigste war, dass sie im Gegensatz zum SAS über das Überraschungsmoment verfügten.
Im Ballsaal war es still. Die Leichen der beiden Geiseln, die gewagt hatten, gegen ihre Peiniger aufzubegehren, lehnten als Warnung an die anderen an der Wand. Soweit Fox erkennen konnte, war das durchaus effektiv. Musste es auch, denn die kommende Stunde würde anstrengend genug werden.
Er ignorierte Cats wütenden Blick ebenso wie Wolfs kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter, winkte Bear zu sich und dirigierte seinen alten Waffenbruder zum Ausgang.
Zeit, das Empfangskomitee vorzubereiten.
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Scope arbeitete sich, so methodisch es die Umstände zuließen, durch die Medizinschränke. Er hätte nie gedacht, dass das Hotel dermaßen viele Medikamente und Utensilien bereithielt.
Da die Terroristen nun wussten, wie dringend er das Insulin benötigte, war er mit seiner Rückkehr ein
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