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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Londons sprenkelten, seine Ladung entglitten und zu Boden gestürzt. Wie auch immer, der Knall befand sich zu weit weg von der Ruhe und dem Frieden seines Heims, das er viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.
    Zum Glück hatte er hier bald alles erledigt. Ein letzter Job noch, dann war er weg.
    Er zog sich an und begutachtete sich im Spiegel. Das Gesicht, das ihm entgegenstarrte, war eingefallen, hohlwangig und von dünnen Falten durchzogen. Die Haut war dunkel und sonnengegerbt. Äußerlich hatte er einmal schwer Eindruck auf die Frauenwelt gemacht. Doch damit war es vorbei. Im vergangenen Jahr hatte er eine Menge Gewicht verloren. Nun bot er den Anblick eines getriebenen Mannes, der zu viel gesehen und viel zu viel selbst angerichtet hatte. Seine steingrauen Augen strahlten eine Härte aus, die unmöglich zu kaschieren war.
    Dennoch würde er es versuchen müssen.
    Er holte eine Hornbrille aus der Brusttasche seines billigen schwarzen Anzugs – ein Anzug, wie ihn ein mittlerer Hotelmanager tragen würde –, setzte sie auf und nahm einen beflissenen, fast schon unterwürfigen Gesichtsausdruck an. »Guten Tag, Sir«, sagte er zu seinem Spiegelbild und lächelte gefällig, »kann ich Sie einen Augenblick sprechen? Es geht um eine kleine Unregelmäßigkeit auf Ihrer letzten Rechnung.«
    Nicht perfekt. Aber es musste reichen.
    Er wandte sich ab, nahm die Werkzeuge, die er benötigen würde, vom Couchtisch und steckte sie ein. Sie waren klein und einfach zu verbergen. Dann ließ er das Namensschild mit der Aufschrift »Mr. Cotelli – Manager« in seine Brusttasche gleiten.
    Als er die Tür des Apartments öffnen wollte, gellte der Schrei einer Frau durchs Treppenhaus und ließ ihn abrupt innehalten.
    Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf. Frische Erinnerungen. Das umgebaute Bauerncottage am Ende der unbefestigten Straße. Die junge Frau, nackt und ans Bett gefesselt. Ihr Freund, verfilzte lange Haare, eingefallene Kokserwangen, kniend, die Augen entsetzt auf die Mündung der Pistole gerichtet. Das Verhör. Die Antworten. Sein Flehen.
    Dann der donnernde Schuss, der in dem dreckigen Zimmer widerhallte, während die Kugel das Hirn des Jungen über die Wand verteilte. Das verzweifelte Kreischen des Mädchens, das überzeugt war, Scope würde sie ebenfalls töten.
    Ein Schauder durchfuhr ihn, er wartete, bis die Erinnerung verblasste, und war überrascht von der Heftigkeit seiner Schuldgefühle.
    »Reiß dich am Riemen«, zischte er sich zu. »Es ist fast vorbei.«
    Er öffnete die Tür und trat ins Treppenhaus. Das Grölen eines betrunkenen Mannes übertönte die leiser werdenden Schreie der Frau. Es kam aus der Wohnung am anderen Ende des Flurs. Seit er hier eingezogen war, hatten der Typ und seine Frau permanent geschrien und gekreischt. Am liebsten wäre er rübergegangen und hätte ihnen gesagt, sie sollten die Klappe halten, oder besser noch sie gleich endgültig zum Schweigen gebracht. Doch er hatte es sich verkniffen. Es gab keinen Grund, unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, eben deshalb hatte er sich in diesem Loch eingemietet. Gott sei Dank würde er sich das Gekeife nicht mehr lange anhören müssen.
    Mit diesem Gedanken ging er die Treppe hinunter, und als er aus dem Haus trat, fiel ihm das unaufhörliche Heulen der Sirenen auf, das aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. Irritiert winkte er ein Taxi heran und bat den Fahrer, ihn zum Stanhope Hotel zu fahren.

9
    Auch eine halbe Stunde später wollte Elena einfach nicht glauben, dass sie einen der besten Kunden des Hotels attackiert hatte. Was in aller Welt konnte sie da noch tun?
    Ihre Antwort war schlicht gewesen: ihren Job weitermachen. Wie immer gab es genug zu erledigen. Sie hatte sich bereits mit einem Stammgast herumschlagen müssen, einem Geschäftsmann, der an der Rezeption Krach schlug, weil das Zimmer, das er ausdrücklich verlangt hatte, nicht frei war, sowie mit einem Pärchen, dessen Zimmer nicht fertig war, weil man die vorigen Gäste eben erst hatte hinausbefördern können, und das deshalb einen Preisnachlass forderte, den sie ihnen aber nicht gewährte. Dazu kamen drei verschiedene Beschwerden über ausbleibende Zimmerservicebestellungen. Die ganze Zeit über hatte sie auf den unvermeidlichen Anruf von Siobhan, dem General Manager, oder einem Repräsentanten der Eigentümergesellschaft GreenSky Group gewartet, der ihr mitteilte, dass sie fristlos gekündigt war. Oder schlimmer noch, jeden Moment konnte ein Vertreter von

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