Das Ultimatum - Thriller
sich mit seinem Codenamen und hörte dann der Person am anderen Ende zu. »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte er schließlich und legte auf. Er sah Fox an.
Fox krampfte die Finger um das Lenkrad. Es war an der Zeit, die nächste Stufe ihres Plans zu zünden.
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16:28
Der Intercity von Bristol Temple Meads kroch mit zweiminütiger Verspätung in die Paddington Station.
Der junge Mann stand als einer der Ersten und griff nach seinem Rucksack, den er vor sich liegen hatte. Er streifte ihn über und achtete dabei darauf, dass die Zündkordel außer Sichtweite, aber gut zu erreichen war. Dann ging er zum Ausgang am Ende des Waggons und ließ dabei ein paar Fahrgästen den Vortritt. Er fragte sich, ob er ihnen damit das Leben rettete oder es nur um ein paar Minuten verlängerte. Die meisten seiner Mitreisenden waren Geschäftsleute, die in die City zurückkehrten, nachdem sie ihre Meetings und Konferenzen in der Provinz abgeschlossen hatten. Dazwischen tummelten sich ältere Theaterbesucher, die sich am Abend ein Stück auf einer der Londoner Bühnen ansehen wollten. Zum Glück konnte er keine Kinder entdecken. Der junge Mann war bereit zu tun, was getan werden musste, wollte aber unbedingt vermeiden, dass Kinder dabei zu Schaden kamen. Er war Soldat, kein Schlächter.
In dem engen Zwischenraum stauten sich die Fahrgäste, und der junge Mann musste direkt neben der Gepäckablage stehen. Nur Zentimeter von dem Trolley entfernt, in dem sich fünf Kilo Sprengstoff und ein Satz Batterien befanden, die mit einem Handy verbunden waren. Niemand hatte darauf geachtet, dass er es war, der den Trolley in Bristol dort abgestellt hatte, und bis jemandem auffallen würde, dass er herrenlos blieb, wäre es zu spät. Er vermied es ihn anzusehen, ertappte sich aber dabei, wie er aus den Augenwinkeln darauf schielte und sich fragte, welchen Schaden er anrichten und wen es treffen würde, wenn er explodierte.
Schließlich gaben die Bremsen ein langes schrilles Kreischen von sich, und der Zug kam zum Stehen. Die Türen öffneten sich. Die Fahrgäste strömten nach draußen, und der Stau löste sich auf. Als der junge Mann an der Reihe war, schaute er kurz auf den Bahnsteig, auf dem sich bereits die Menschen aus den hinteren Waggons drängten, dann stieg er aus und mischte sich unter die Menge.
Es war so weit. Monate hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet. Seit die feigen NATO-Hunde seinem Land den Krieg erklärt und versucht hatten, die Bevölkerung zu spalten, um sich des Öls zu bemächtigen, das rechtmäßig seinem Volk gehörte. Und ihm war die Ehre zuteilgeworden, zu den Auserwählten zu zählen, die Vergeltung üben durften.
Der junge Mann hatte im dritten Wagen gesessen, und als er die Lokomotive erreichte und noch zwanzig Meter von der Fahrscheinkontrolle entfernt war, wo sich bereits wieder die Menschen stauten, zog er sein Handy aus der Tasche und drückte die Schnellwahltaste.
Die Explosion war ohrenbetäubend. Obwohl er versucht hatte, sich dagegen zu wappnen und lärmdämpfende Kopfhörer trug, wurde er von ihrer Wucht nach vorn geworfen, stolperte und schlug mit einem Knie auf den Boden.
Lange Zeit bewegte sich niemand mehr. Ein kollektiver Schock ergriff von den Menschen Besitz, der die Sinne verwirrte und verhinderte, dass sie reagierten. Dann ertönten die Schreie.
Der junge Mann steckte sein Handy wieder ein und warf einen ersten Blick auf das Gemetzel hinter ihm.
Dichter schwarzer Rauch quoll aus einem gewaltigen Loch im Rumpf des Zuges. Dazwischen züngelten an vielen Stellen Flammen auf. Zahlreiche Menschen lagen reglos auf dem Bahnsteig, während andere knieten und die Hände auf ihre Wunden pressten. Da ihm die Sicht versperrt war, konnte er nicht genau sagen, wie viele es sein mochten. Zumal jetzt die ersten Davongekommenen versuchten, den Verletzten zu helfen, während andere nur benommen dastanden oder über den Bahnsteig irrten. Die Schlausten drängten Richtung Ausgang, wo sie sich in Sicherheit zu bringen hofften.
Der junge Mann ergötzte sich nicht an dem Blutbad. Aber er empfand auch keine Schuld. Dies war ein Krieg. Und im Krieg gehörten immer Zivilisten zu den Opfern. Die Briten hatten schreckliche Gräuel an seinem Volk verübt, seit Monaten bombardierten sie es aus Flugzeugen oder schickten von ihren Schlachtschiffen aus Raketen. Und die Menschen um ihn herum unterstützten die Verbrechen ihrer Regierung mit ihren Wählerstimmen und ihren Steuergeldern. Er rückte nur das
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