Das Ultimatum - Thriller
sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie sie ihre Verantwortlichkeiten bewältigte. Seit einer halben Stunde waren keine neuen Berichte mehr über Schießereien oder andere Gewaltakte eingetroffen, auch hatten die Geiselnehmer keine weiteren Drohungen ausgestoßen. Offenbar hatten sie gar nicht bemerkt, dass sie keinen Zugang zum Netz mehr hatten. Riz hatte es zwar noch nicht geschafft, direkten Kontakt zu Michael Prior aufzunehmen, doch darüber zerbrach Arley sich im Moment nicht den Kopf. Es ergab keinen Sinn, ein Gespräch erzwingen zu wollen, weil sonst die Gefahr drohte, die Terroristen gegen sich aufzubringen und das Gegenteil zu erreichen. Früher oder später würde Wolf sich wieder melden. Wie die meisten Belagerungen war auch diese hier ein Geduldsspiel, bei dem jede Seite hoffte, die andere würde als erste einknicken.
Die Befehle von Commissioner Phillips und vom Premierminister persönlich, der als Platin Commander den absoluten Oberbefehl ausübte, zielten auf eine Verhandlungslösung ab. Aber natürlich drehten und wendeten auch sie ihre Möglichkeiten hin und her. Eine komplette SAS-Kompanie war vor ein paar Minuten am Hotel eingetroffen, um jederzeit einsatzbereit zu sein, falls die Situation außer Kontrolle geriet. Chris Matthews war es gelungen, die beiden unteren Geschosse eines Bürogebäudes hinter dem Hotel zu requirieren, die sich weitab des über sie hereingebrochenen Kameraauflaufs vor dem Hotel befanden.
Arley musste dringend den SAS-Kommandanten anrufen, um ihm eine Lageeinschätzung zu übermitteln, aber sie beschloss, erst eine Zigarette zu rauchen, die sie sich redlich verdient hatte.
»Kommt jemand mit, eine rauchen?«, fragte sie in die Runde und wandte sich zum Gehen.
»Tut mir leid«, erwiderte Will, der immer noch auf seine Tastatur einhackte und das Gesicht verzog, als wolle er einem üblen Gestank entgehen. »Ich habe in meinem Leben noch nicht geraucht.«
»Und ich habe aufgehört«, zwitscherte Janine fröhlich. »Und das war so verdammt hart, dass ich nie wieder in Versuchung kommen möchte.«
Riz’ Religion verbot es ihm offenbar zu rauchen, und Cheney, so sagte er, rauchte inzwischen nur noch, wenn er etwas trank. »Obwohl, wenn die Dinge weiter den Bach runtergehen, mach ich vielleicht beides«, fügte er hinzu und schenkte ihr sein gewinnendes Lächeln, das Arley betont ignorierte, um ihn nicht auf falsche Gedanken zu bringen.
Sie sollte besser auch aufhören, dachte sie auf dem Weg nach draußen, und dass die Jugend von heute langsam, aber sicher verweichlichte. Sie stellte sich hinter die Polizeifahrzeuge und zündete sich eine Zigarette an.
Unweit ihres Standorts erhob sich das Stanhope über die anderen Gebäude der Park Lane, in allen Stockwerken brannte Licht, und Arley dankte Gott, dass weder sie noch einer ihrer Lieben darin festsaß. Sie war zuversichtlich, ein ähnliches Massaker wie in Mumbai verhindern zu können, vor allem, wenn die Verhandlungen sich weiterführen ließen, dennoch glaubte sie langsam, den Schrecken der Geiseln nachvollziehen zu können. Es war ihr verdammter Job, sie heil da herauszubringen, es war, so dachte sie, während sie an ihrer Zigarette zog, ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit.
Ihr Handy klingelte. Die verdammte Pflicht ruft, dachte sie und fragte sich, was wohl geschehen war.
Doch das Display signalisierte ihr, dass es Howard war, ihr Ehemann. Sie hatte ihm vor zwei Stunden eine Nachricht hinterlassen und mitgeteilt, dass sie in die Stanhope-Geschichte involviert war – es hatte ihn also eine halbe Ewigkeit gekostet zurückzurufen. Aber wahrscheinlich war er nur damit beschäftigt, das Abendessen vorzubereiten und hatte sie nicht von wichtigeren Aufgaben abhalten wollen. So war er nun einmal, ihr Göttergatte, und zu ihrer Überraschung stellte sie fest, wie erfreut sie war, dass er sich meldete.
Doch die Stimme am anderen Ende gehörte nicht Howard. Sondern einem Mann mit ausländischem Akzent.
»Wir haben Ihre Familie.«
43
Der Schock holte Arley fast von den Beinen.
»Bleiben Sie dran«, brachte sie gerade noch heraus, dann torkelte sie auf zittrigen Beinen weg von den Polizeifahrzeugen auf eine Eiche zu, die ihr Halt versprach.
»Ihr Au-pair ist tot«, teilte ihr der Anrufer geschäftsmäßig mit. »Ihr Mann sowie Ihr Sohn und Ihre Tochter befinden sich an einem sicheren Ort, weit weg von dem, von dem aus ich Sie jetzt anrufe.«
»Was wollen Sie?«, flüsterte Arley.
»Ich schicke Ihnen ein kurzes
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