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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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beobachtete Elena, wie die Mutter versuchte, ihr Kind mit tröstenden Worten zu besänftigen.
    Immerhin war nun alles wieder ruhig, der Skandinavier hatte den Raum verlassen. Dadurch hatte sich die Spannung ein wenig gelöst. Elena war froh, dass die Jalousien heruntergezogen waren und die Fernsehkameras sie in ihrem Elend nicht filmen konnten. Sie fragte sich, wie viele Menschen in diesem Augenblick wohl auf die normalerweise beeindruckende Fassade des nächtlichen Stanhope starrten. Sicher Millionen, Hunderte von Millionen vielleicht. Ihre eigene Familie eingeschlossen. Und Rod. Gott allein wusste, welche Sorgen er sich machte, obwohl die nichts waren im Vergleich zu den Ängsten, die sie durchlitt. Denn zweifellos waren die Männer, die sie festhielten, Killer. Und schlimmer noch, in ihren Augen hatte Elena weder Freude noch Hoffnung erkennen können, nur die kalte Gewissheit, dass sie entschlossen waren zu sterben. Wahrscheinlich sehnten sie den Tod sogar herbei.
    Sie veränderte ihre Lage und saß nun mit um die Knie geschlungenen Armen da. Sie versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen und den brennenden Durst zu unterdrücken, den sie dank des gestern überreichlich genossenen Weins nun verspürte, weil sie dehydriert war. Gott, das lag ja schon eine Ewigkeit zurück.
    Der Mann neben Elena, der, der ins Hotel gekommen war, um sich umzubringen, fing ihren Blick auf und lächelte ihr aufmunternd zu. In der vergangenen Stunde hatten sie einander kaum angesehen und auch nicht miteinander geredet. Die meiste Zeit über hatte er nur regungslos dagesessen und den Kopf hängen lassen.
    Sie erwiderte sein Lächeln. Und dann siegte die Neugier: Warum war dieser normal, wenn nicht sogar recht attraktiv wirkende, gar nicht so alte Mann hergekommen, um einen freudlosen, einsamen Tod zu sterben?
    »Sind Sie allein hier?«, flüsterte sie, obwohl sie die Antwort ja kannte. Sofort blickte sie auf, um zu sehen, ob der hochgewachsene Bewacher sie gehört hatte. Offenbar nicht.
    Er nickte beschämt. »Ja, bin ich.«
    Sie schwiegen eine Weile, dann seufzte er, als wolle er sich eine Last von der Seele reden.
    »Ich gebe zu, ich hatte vor, hier zu sterben, aber nicht so.«
    »Verzeihen Sie die Frage: warum?«
    »Weil ich früher oder später sowieso sterben werde. Ich hab Krebs.«
    Elena biss sich auf die Lippe. Dann sagte sie: »Oh, das tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen.«
    »Macht nichts, macht nichts«, erwiderte er.
    Dann schwiegen sie beide.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie schließlich, um die Unterhaltung in Gang zu halten. Und sei es nur, um sich von anderen Dingen abzulenken.
    »Martin.«
    »Ich bin Elena.«
    »Ja«, sagte er und deutete auf ihr Namensschild. »Es tut mir leid, dass ich Ihr Hotel ausgesucht habe, um die Sache zu Ende zu bringen. Ich wollte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten, aber das Stanhope belegt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.«
    »Aha?«, fragte Elena neugierig.
    Er hielt einen Moment inne. »Ich bin mal mit einer Frau hier gewesen. Vor zweiundzwanzig Jahren. Sie hieß Carrie, und sie war die Liebe meines Lebens.«
    Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf.
    »Wir hätten zusammenbleiben sollen. Ich weiß, es klingt abgedroschen, Elena, aber lassen Sie nie zu, dass sich Ihrer Liebe etwas in den Weg stellt. Sie ist das Wichtigste im Leben.«
    Sie dachte an Rod, und zum ersten Mal, seit all dies begonnen hatte, fühlte sie sich glücklich. »Ich weiß.«
    »Sind Sie verlobt?«, fragte er und sah auf ihren neuen Ring.
    »Ja. Gestern Abend hat er um meine Hand angehalten.«
    »Oh Gott, das tut mir ja so leid. Nicht, dass Sie sich verlobt haben, natürlich, aber …« Er schaute sich um. »Deshalb. Das haben Sie nicht verdient.«
    »Keiner von uns hat das.«
    »Was ist da drüben los?« Die Stimme schnitt durch die Stille wie ein Messer. »Man hat euch doch gesagt, ihr sollt die Klappe halten.«
    Der Skandinavier war in den Saal zurückgekommen und humpelte nun mit erhobener Waffe und vor Zorn funkelnden Augen auf sie zu. Elena schreckte zusammen und senkte den Kopf, in der Hoffnung, er würde umkehren.
    Doch er ging nicht. Er blieb vor ihnen stehen und zielte auf Elena. »Worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Ich habe sie nur gefragt, ob sie in Ordnung ist«, sagte Martin, der den Kopf ebenfalls gesenkt hielt. »Nichts weiter.«
    »Was habe ich euch gesagt, Schwachkopf? Kein Gequatsche.« Er trat Martin so brutal gegen die Brust, dass dieser umkippte. Er fiel

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