Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
Vom Netzwerk:
mit dem Gesicht«, der Fox im Irak das Leben gerettet hatte, begrüßte ihn mit einem Nicken, das Fox erwiderte.
    Nur eine Handvoll der Geiseln sah auf. Insgesamt waren es siebenundsiebzig, sechsundvierzig Männer und einunddreißig Frauen, und Fox stellte zufrieden fest, dass es sich um eine folgsame Herde handelte, die wie befohlen mit gesenkten Köpfen am Ende des Saals auf dem Boden saß. Entweder vernünftig oder feige, das hing ganz von der Perspektive ab.
    Für Fox waren es Feiglinge, und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an ihnen vorbei in die Küche.
    Dort saß Wolf allein auf einem Hocker neben dem Telefon, trank Kaffee und rauchte eine seiner stinkenden Zigaretten. Als Fox hereinkam, drehte er sich zu ihm um.
    »Ich habe mit ihrem Verhandlungsexperten gesprochen und ihm unsere Forderungen übermittelt. Sie wollen mit Prior sprechen. Und zwar unbedingt, wie es scheint. Er bestand zweimal darauf.«
    »Da sollten wir vorsichtig sein«, erwiderte Fox. »Wahrscheinlich werden sie versuchen, ihn innerhalb des Hotels zu orten. Wenn du sie mit ihm reden lässt, wissen sie genau, wo er sich befindet.«
    »Wir können ihn jederzeit verlegen.«
    »Schon. Aber wir haben bereits zwei Männer verloren, deshalb können wir ihn nicht einfach von Zimmer zu Zimmer befördern. Das bedeutet Männer abziehen, Zeit aufwenden und eine Logistik entwickeln, ganz zu schweigen vom Risiko.«
    Wolf runzelte die Stirn. »Du meinst, wir sollten es nicht zugestehen?«
    »Wir gewinnen dadurch nichts. Lass sie ruhig eine Weile schwitzen. In der Zwischenzeit lassen wir die Kinder frei. Das wird sie erst mal beschäftigen und dafür sorgen, dass sie uns nicht unmittelbar attackieren.«
    »Okay«, sagte Wolf. »So machen wir es. Aber ich lasse keine Eltern frei. Ich will nicht, dass die irgendetwas über uns ausplaudern.«
    Fox stimmte ihm zu. Sobald sie eine erwachsene Geisel freiließen, würde die Polizei sie sofort mit Beschlag belegen und über jede Kleinigkeit ausquetschen, die sich innerhalb des Stanhope abspielte. Diese Informationen konnten sie an das Militär weiterreichen, die es zur Planung des unvermeidlichen Angriffes nutzen würde. Kinder hingegen waren in so einem Fall keine große Hilfe.
    Fox rieb sich das Gesicht. Unter der Maske war es heiß, seine feuchte Haut juckte, und er hätte sie nur allzu gern abgenommen, doch er konnte es sich nicht leisten, dass heute Abend irgendjemand sein Gesicht sah.
    »Ich schätze, du hast Cat noch nichts von ihrem Bruder erzählt.«
    »Noch nicht, nein.«
    »Das wird sie schlecht verkraften.«
    »Natürlich, du Idiot«, zischte Wolf erregt. »Aber ich habe sie im Griff. Auf mich hört sie. Übernimm du da draußen und schick sie rein.«
    Er wandte sich ab, und Fox verließ die Küche. Wolf, dachte er, war nicht nur ein Arschloch, sondern auch ein Schwächling. Er schaute auf die Uhr. 18:50. Seit zwei Stunden waren sie im Hotel. Weitere vier noch, und es würde vorbei sein. Und er ein reicher Mann.
    Dafür lohnte es sich, ein paar Beleidigungen einzustecken.

41
    18:53
    Clinton Bonner musste dringend pinkeln. Seit er die fünfzig überschritten hatte, war eine schwache Blase sein ständiger Begleiter geworden, der ihn in diesem Moment mit aller Macht quälte.
    Seit über drei Stunden lag er nun schon auf dem geheimen Schlafplätzchen unter dem begehbaren Vorratsschrank in der Küche neben dem Ballsaal.
    Als er sich für ein Nickerchen zum Ende seiner zweiten Doppelschicht der Woche hingelegt hatte, war es halb vier gewesen und ein gewöhnlicher Novembernachmittag. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Weckfunktion seines Handys zu aktivieren, weil er normalerweise nie länger als zwanzig Minuten wegdämmerte, doch heute hatte er rätselhafterweise über eine Stunde fest geschlafen. Als er um zehn vor fünf wieder aufwachte, weil er pinkeln musste, hatte sich die Welt um ihn herum radikal verändert.
    Das Erste, woran er sich erinnerte, war das unverwechselbare Rattattattat einer automatischen Waffe, gefolgt von wildem Geschrei und gebrüllten Befehlen. Er hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber sein Instinkt riet ihm, sich nicht zu rühren, bis es vorbei war. Und da er das Alter, in dem einen die Neugier treibt, längst hinter sich hatte, gehorchte er ihm und blieb, wo er war.
    Die Schießerei nahm irgendwann ein Ende, aber das Gebrüll nicht. Es war sogar lauter geworden und schien bald direkt aus dem Ballsaal nebenan zu kommen, keine zehn Meter

Weitere Kostenlose Bücher