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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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auf die Seite und rang nach Luft. Der Skandinavier trat ein zweites Mal zu. »Wenn du noch einen Ton sagst, zeige ich dir, was wirkliche Schmerzen sind«, zischte er höhnisch und wandte sich ab.
    »Feigling«, entfuhr es Elena.
    Der Skandinavier blieb abrupt stehen. Und drehte sich aufreizend langsam um.
    »Was hast du gesagt?« Er hob die Waffe und drückte Elena die Mündung gegen die Stirn.
    »Er ist krank und kann sich nicht wehren.«
    »Bitte, lassen Sie sie in Ruhe«, hörte sie Martin flehen. »Sie hat es nicht so gemeint.« Seine Stimme zitterte.
    Einige Sekunden lang geschah nichts. Der Skandinavier bewegte sich nicht, und Elena schwante voller Schrecken, dass er abwog, ob er schießen sollte oder nicht. Sie schloss die Augen. Wenn das das Ende war, dann würde es wenigstens schnell gehen. Im Hintergrund weinte eines der Kinder.
    Dann hörte sie den Gong des Küchenfahrstuhls, und die Tür schwang auf. Instinktiv öffnete sie die Augen und sah, wie der Anführer, Wolf, in Begleitung der Frau von unten hereinkam. Beide waren nach wie vor maskiert und bewaffnet, er trug ein Sturmgewehr und sie eine Pistole. Dennoch war Elena erleichtert, denn als Wolf den Skandinavier zu sich rief, ließ der sofort seine Waffe sinken und drehte sich zu seinem Chef um.
    Auch der andere Terrorist ging zu Wolf, und zu viert unterhielten sie sich flüsternd. Während sie so abgelenkt waren, beugte sich Elena zu Martin und half ihm auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und er war so blass, dass sie dachte, er müsse sich übergeben.
    Immer noch nach Atem ringend, winkte er sie zu sich.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen«, flüsterte er. »Er hätte Sie umbringen können.«
    »Ich hasse Machos«, flüsterte sie zurück und legte ihm die Hand auf den Arm.
    Dann trat Wolf vor und stellte sich vor die Geiseln. Es war klar, dass er etwas ankündigen wollte. »Als Geste guten Willens und um die Verhandlungen zu beschleunigen, werden wir die Kinder freilassen.«
    Die Mutter, die mit ihrer Tochter zur Toilette gewollt hatte, schnappte nach Luft und drückte sie noch enger an sich.
    »Die Kinder kommen jetzt mit. Es wird ihnen nichts geschehen, und innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten werden wir sie durch den Vordereingang freilassen.«
    Einige Sekunden lang rührte sich niemand.
    »Wollt ihr etwa nicht, dass wir sie freilassen?«, brüllte Wolf. »Wollt ihr sie lieber dabehalten?«
    Die Mutter, die nach Luft geschnappt hatte, hob die Hand. »Dürfen die Eltern mit? Meine Tochter braucht mich.«
    »Nein. Nur die Kinder. Wir lassen sie unversehrt frei. Ihr habt unser Wort.«
    Die Mutter setzte an zu einer weiteren Frage, überlegte es sich dann aber anders. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie hielt ihre Tochter eng umschlungen und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Tochter klammerte sich noch fester an ihre Mutter, doch die versprach ihr, dass sie sich bald wiedersehen würden. Über den Saal verteilt verabschiedeten sich noch drei Elternpaare von ihren Kindern, dem achtjährigen Mädchen, dem zwölfjährigen Jungen in Schuluniform und einem japanischen Jungen, der sechzehn sein mochte.
    »Der kommt nicht mit«, sagte Wolf und deutete auf den japanischen Jungen, der gerade aufstand.
    Der Junge blieb verunsichert sitzen, doch seine Eltern erhoben sich.
    »Bitte, Sir, lassen Sie ihn gehen«, flehte die Mutter. »Er ist noch so jung.«
    »Nicht jung genug. In meinem Land würde er als Mann gelten. Schluss jetzt. Setzt euch alle drei wieder hin.«
    Die Mutter klammerte sich an ihren Sohn und versuchte weiter, Wolf umzustimmen, doch der schnitt ihr das Wort ab und drohte, sie alle drei zu erschießen, wenn sie sich nicht sofort hinsetzten. Schließlich nahm der Mann seine Familie in den Arm und brachte alle dazu, wieder Platz zu nehmen. Die Mutter wischte ihre Tränen ab und bemühte sich, nicht mehr zu weinen.
    Es war eine herzzerreißende Szene, die keine der Geiseln unberührt ließ. Viele weinten selbst, doch die Terroristen schienen nicht darauf zu achten. Was Elena am meisten schockierte, war der Ausdruck in den Augen der Terroristin. Sie starrte hasserfüllt auf die kleine Kindergruppe, die sich eng zusammenscharte. Es war, als wäre ihr Herz aus Stein, und Elena fragte sich, wie jemand so Hübsches eine so hässliche Seele haben konnte. Dann nahm der Junge in der Schuluniform die beiden Mädchen an der Hand, und die drei folgten Wolf nach draußen, während sich eine bleierne, angsterfüllte Stille im Saal

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