Das Ultimatum - Thriller
Minuten, der Urinfluss hörte schließlich auf, aber er wagte es immer noch nicht, wieder zu atmen, obwohl nun seine Lungen brannten und zu bersten schienen.
Schließlich drehte sich der Mann und ging mit einem Kasten Mineralwasser, der an seiner Seite baumelte, wieder hinaus. Da er die Tür nicht schloss und im Lichtschein stehen blieb, konnte Clinton zum ersten Mal einen Blick auf ihn werfen, als er den Kasten auf eine der Arbeitsflächen wuchtete und eine Flasche herausnahm. Er war klein, untersetzt und hatte ein breites, von Aknenarben zerfurchtes Froschgesicht. Aber was Clinton wirklich Angst einjagte, war die Tatsache, dass wenn er den Mann sah, der ihn auch sehen konnte.
Clinton, der sich in seiner Urinpfütze, die sich mittlerweile sichtbar ausgebreitet hatte, wie an einem mittelalterlichen Pranger fühlte, versuchte schon stiller als still zu liegen, da schwang plötzlich die Küchentür auf, und er sah eine Frau hereinkommen, die in der einen Hand eine Pistole hielt und sich mit der anderen eine schwarze Sturmhaube vom Kopf zog. Viel konnte Clinton nicht von ihr erkennen, da der andere Mann ihm die Sicht versperrte, doch immerhin sah er, dass sie langes dunkles Haar hatte und hübsch war, zumal das schwarze Kleid, das sie unter einer schwarzen Bomberjacke trug, ihre Figur betonte.
Der Mann sagte leise etwas, das wie Arabisch klang, und ging dann zu ihr hin.
Was gesprochen wurde, konnte Clinton weder hören noch verstehen, doch plötzlich brach die Frau in ein lautes, fast animalisches Heulen aus. Kurz darauf stürmte sie in Clintons Blickfeld, beide Hände vors Gesicht geschlagen. Der Mann zog sie an sich, und mehrere Minuten lang unterhielten sie sich flüsternd, ehe sie sich wieder losriss und mit zusammengebissenen Lippen in der Küche auf und ab tigerte, während er ihr zusah und keinen Versuch mehr machte, sie zu besänftigen. Dreimal lief sie an der offenen Schranktür vorbei, war jedoch glücklicherweise zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie hineingeschaut hätte.
Schließlich blieb sie stehen. »Ich will ihn lebend«, zischte sie erstmals auf Englisch den Mann an. »Und ich werde diejenige sein, die ihm die Eier abschneidet.«
»Du bekommst ihn«, antwortete er. »Das verspreche ich dir.«
»Wann?«
»Später. Vorher gibt es noch Dringenderes zu erledigen.«
»Was?«
»Die Kinder freilassen.«
»Was? Das soll dringender sein, als den zu finden, der meinen Bruder ermordet hat? Er war auch dein Landsmann und Kamerad!«
»Wir müssen ein Zeichen unseres guten Willens setzen. Wenn das erledigt ist, suchen wir diesen Mann. Aber denk dran, heute Nacht noch wird das ganze Hotel brennen, und er mit.«
»Ich will, dass sie alle verbrennen«, sagte sie und war nun für Clinton deutlich zu sehen. Mit einer schmalen, sorgfältig manikürten Hand stützte sie sich auf der Arbeitsfläche ab. Doch ihr Gesicht hatte alle Schönheit verloren, es wirkte hart und gnadenlos, in ihren dunklen Augen loderte Hass. »Ich will so viele dieser Hunde töten wie nur möglich.« Sie schaute an dem Mann vorbei, genau dorthin, wo Clinton lag.
»Irgendwas riecht hier komisch«, sagte sie, drehte sich ein wenig und rümpfte die Nase.
Clinton hätte vor Schreck fast aufgeschrien.
Der Mann drehte sich um und sah direkt in Clintons Richtung. Auch er rümpfte die Nase und runzelte die Stirn.
»Das muss von da drinnen kommen.«
Clinton rührte sich nicht. Es war vorbei. Er würde hier in diesem heißen, fensterlosen Verlies sterben. Weitab von seiner Familie, die er so sehr liebte.
Der Mann kam auf ihn zu, das Gewehr baumelte lose an seiner Seite. Kam näher und näher. Bis er mit dem Fuß ausholte und mit einem brutalen Tritt die Tür zuschlug.
Dankbar versank Clinton wieder in der alles umfassenden Dunkelheit.
42
19:05
Arley Dale trank einen Schluck Kaffee aus einem riesigen Starbucks-Becher und hätte zu gern eine Zigarette geraucht. In den letzten Minuten hatte sich die Lage in der Einsatzzentrale etwas beruhigt, die Telefone klingelten nicht mehr ununterbrochen. Will und Janine, die beiden Techniker, die zudem als Koordinatoren und Anrufbeantworter herhalten mussten, hatten sich hinter ihren Computern verschanzt, während Riz Mohammed und John Cheney an einem anderen Monitor eine Liste von Terrororganisationen und deren Strohfirmen nach möglichen Verbindungen zur Panarabischen Armee Gottes durchgingen. Ihrer Körpersprache nach zu urteilen, hatten sie noch nichts gefunden.
Bis jetzt war Arley
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