Das Ultimatum
sie.
»Skip?«
»Sicher.«
Mitchell ging hinaus, und Irene Kennedy sah ihm nachdenklich nach.
McMahon registrierte ihren Gesichtsausdruck. »Was ist?«, fragte er.
»Sie sind schon ein ganz eigener Schlag, nicht wahr?«
»Wer?«
»Die Special-Forces-Leute«, antwortete Kennedy. »Man erkennt sie schon von weitem. Sie haben einen ganz eigenen Blick.«
»Wirklich? Das ist mir nie aufgefallen.«
»Es sind schon einige zu uns gewechselt. Wenn wir sie zu Agenten ausbilden, müssen wir ihnen zuerst einmal beibringen, die Wachsamkeit in ihrem Blick zu verbergen.«
McMahon dachte über ihre Bemerkung nach, als Mitchell mit drei Tassen Kaffee zurückkam. Sie setzten sich an den Tisch, und McMahon wandte sich Mitchell zu. »Wie viel weißt du von dem, was gestern passiert ist?«
»Nur das, was man in den Zeitungen lesen kann, und Irenes Theorie.«
»Was hältst du davon?«
»Na ja, bevor ich etwas dazu sagen kann, möchte ich, dass du mir ein paar Details verrätst. Was ich in der Zeitung lese, glaube ich normalerweise nicht unbedingt.«
»Ich auch nicht«, räumte McMahon ein und stellte seine Tasse ab. »Begonnen hat es mit Senator Fitzgerald. Der Täter hat ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen. Der Tote hatte keine Wunden, die auf einen Kampf hindeuten würden. Unser Pathologe hat mir gesagt, dass ihn der Mörder von hinten mit einer ruckartigen Bewegung umgebracht hat. Wir nehmen an, dass der Täter im Haus gewartet hat, und als der Senator heimkam, hat er sofort zugeschlagen. Die Leiche wurde in einem Abstellraum im Keller gefunden.« McMahon hielt kurz inne, während Mitchell sich Notizen machte. »Die Hintertür war aufgebrochen, und die Tatzeit muss etwa Viertel nach zwölf gewesen sein. Der nächste Anschlag war besonders minutiös geplant. Die Täter drangen in das Haus gegenüber dem Abgeordneten Koslowski ein und warteten. Als Koslowski in der Früh aufstand und die Balkontür öffnete, wurde er mit zwei Kugeln in den Hinterkopf getötet. Es muss um etwa fünf nach sechs passiert sein. Wir fanden im Nachbarhaus einen betäubten Schäferhund und den bewusstlosen Hausherrn. Der Mann hatte keine Einstiche von einer Nadel, deshalb nehmen wir an, dass er mit Chloroform außer Gefecht gesetzt wurde.«
»Lässt der Kerl seinen Hund immer hinaus, bevor er schlafen geht?«, fragte Mitchell.
»Ja, jeden Abend vor den Nachrichten«, antwortete McMahon.
Mitchell nickte, so als hätte er die Antwort auf seine Frage ohnehin schon gewusst.
»Der nächste Mord wurde um etwa fünf vor halb sieben begangen – und zwar in einem Park in der Nähe von Senator Downs’ Haus. Es gibt mehrere Zeugen, die einen Mann gesehen haben, der sich kurz vor dem Tod des Senators in der Gegend aufgehalten hat. Downs wurde mit zwei Neun-Millimeter-Kugeln aus nächster Nähe erschossen.«
Mitchell warf einen Blick auf seine Notizen, ehe er aufstand und nach einem grünen Marker griff. In die linke obere Ecke der weißen Tafel schrieb er die Ziffer 1, und daneben 0:15 Uhr. Rechts davon schrieb er eine Zwei und die Tatzeit 6:05 Uhr, und danach eine Drei sowie die Tatzeit 6:25 Uhr. Dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete nachdenklich die Tafel.
»Wir haben also drei Morde in ungefähr sechs Stunden.« Mitchell steckte die Kappe auf den Marker und tippte damit auf die Tafel. »Bei einer verdeckten Operation geht es vor allem darum, unauffällig und überraschend zuzuschlagen. Wenn es perfekt läuft, hat man den Tatort schon wieder verlassen, bevor auch nur jemand merkt, dass man da war – und das ist diesen Leuten offensichtlich gelungen. Wenn man so etwas plant, wählt man zuerst einmal seine Zielpersonen aus. Danach folgt die intensive Beobachtung. Man überwacht die betreffenden Personen und versucht irgendwelche Regelmäßigkeiten festzustellen. Der eine geht jeden Morgen zu einer ganz bestimmten Zeit mit seinem Hund spazieren, der andere steht immer zur gleichen Zeit auf. Als ich bei der Delta Force war, haben wir einmal einen Kerl ausgeschaltet – ich darf nicht sagen, wer oder wo das war –, jedenfalls haben uns unsere Nachrichtendienst-Leute gesagt, dass der Mann eine ganz bestimmte Gewohnheit hatte. Er hat jeden Morgen nach dem Aufstehen die Rollläden an seinem Schlafzimmerfenster hochgezogen. Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier, und auf erfolgreiche Leute trifft das ganz besonders zu. Solche Leute neigen dazu, ihre Zeit genau einzuteilen. Ich möchte wetten, dass dieser Koslowski jeden
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