Das Ultimatum
Er warf Ann Moncur, die ein paar Schritte links von ihm stand, einen finsteren Blick zu und ging dann zwischen der Wand und einigen anderen Mitarbeitern des Weißen Hauses zur Pressesprecherin hinüber. Er stellte sich neben sie und sagte ihr ins Ohr: »Das ist die dümmste Aktion, die Sie sich je geleistet haben. Wenn das Budget morgen den Bach runtergeht, sind Sie die längste Zeit Pressesprecherin gewesen. Der Zirkus hier dauert jetzt schon eine Viertelstunde länger als vorgesehen. Ich gehe jetzt ins Oval Office hinüber, und wenn er in fünf Minuten nicht da ist, dann komme ich zurück und schmeiße Sie höchstpersönlich hinaus.«
Ann Moncur zwang sich zu einem Lächeln. Sie blickte sich kurz im Raum um und bemerkte, dass einige der Mitarbeiter und Presseleute sie beobachteten. Rasch nickte sie dem Stabschef zu und war erleichtert, als Garret sich umdrehte und zur Tür ging. Sie konnte den Mann nicht ausstehen; leider war er nun einmal ihr Chef.
Michael O’Rourke schritt entschlossen über den Flur des Cannon House Office Building. Es war kurz nach neun Uhr vormittags, und das Gebäude war ziemlich voll. O’Rourke vermied es ganz bewusst, irgendjemanden anzusehen, um nicht aufgehalten zu werden. Er mochte Washington nicht besonders; man konnte sogar sagen, dass er die Stadt hasste. Bei einer der Türen blieb er schließlich stehen und trat in das Büro ein.
Drinnen warteten fünf Männer in dunklen Anzügen, die Kaffee tranken. O’Rourke warf seiner Sekretärin einen kurzen Blick zu, doch bevor sie etwas sagen konnte, wurde er auch schon von den fünf Anwesenden umringt.
»Herr Abgeordneter, dürfte ich Sie bitte ganz kurz sprechen? Es dauert nur fünf Minuten«, bat der Mann, der der Tür am nächsten stand.
Ein klein gewachsener, untersetzter Mann drängte sich nach vorn. »Herr Abgeordneter, ich würde gern kurz mit Ihnen darüber sprechen, wie es die Farmer in Ihrem Wahlbezirk treffen würde, wenn Sie nicht für das Budget des Präsidenten stimmen.«
Der zweiunddreißigjährige frisch gebackene Abgeordnete hob abwehrend die Hände. »Gentlemen, Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich habe mich bereits entschieden, und ich werde nicht für das Budget des Präsidenten stimmen. Wenn Sie jetzt bitte mein Büro verlassen würden, ich habe zu arbeiten.« Die Männer protestierten, doch O’Rourke öffnete die Tür und zeigte auf den Gang hinaus. Sie griffen nach ihren Aktentaschen und gingen enttäuscht von dannen, um sich auf die Suche nach einem anderen Abgeordneten zu begeben, den sie überzeugen konnten.
Der korpulente Lobbyist drehte sich noch einmal um und startete einen letzten Versuch. »Herr Abgeordneter, ich habe mit meinen Leuten in Ihrem Wahlbezirk gesprochen, und sie haben mir versichert, dass es viele Landwirte gibt, die auf die Entschädigungen für Ernteausfälle angewiesen sind, die der Präsident in seinem Budget vorgesehen hat.« Der Lobbyist wartete kurz auf eine Reaktion von O’Rourke, der jedoch schwieg. »Wenn das Budget nicht durchgeht, dann möchte ich bei den nächsten Wahlen nicht in Ihrer Haut stecken.«
O’Rourke sah den Mann an und zeigte auf die Tür. »Ich habe zu tun.«
Nachdem die Abstimmung so kurz bevorstand, war der Lobbyist nicht bereit, sich so einfach geschlagen zu geben. »Mr. O’Rourke, wenn Sie nicht für das Budget stimmen, wird der American Farmers Association nichts anderes übrig bleiben, als nächstes Jahr Ihren Gegenkandidaten zu unterstützen.«
O’Rourke schüttelte den Kopf. »Netter Versuch, aber ich kandidiere kein zweites Mal.« Er winkte dem Mann zu, um ihn zu verabschieden, griff nach der Tür und machte sie dem Lobbyisten vor der Nase zu. Dann wandte er sich seiner Sekretärin Susan Chambers zu.
»Tut mir Leid, Michael«, sagte Susan mit einem säuerlichen Lächeln. »Ich habe den Herren schon gesagt, dass Sie keine Zeit hätten, aber sie haben sich einfach nicht abwimmeln lassen.«
»Kein Problem, Susan«, antwortete Michael und ging vom Empfangsbereich in sein Büro weiter. »War Tim schon da?«, rief er durch die offene Tür hinaus.
»Nein.«
»Hat er angerufen?«
»Ja. Er meinte, dass er noch einige Dinge erledigen würde, nachdem ohnehin keine Chance mehr besteht, dass der Präsident die Zuwendungen für die Rural Electrification Administration noch aus dem Budget herausnimmt. Er wird so gegen eins wieder zurück sein.« Tim O’Rourke war der zwei Jahre jüngere Bruder des Abgeordneten und gleichzeitig sein Stabschef.
»Es freut
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