Das Ultimatum
verbracht. Meine Mutter war Jordanierin, darum bin ich zweisprachig aufgewachsen.« Sie wandte sich McMahon zu, ehe sie fortfuhr: »Es gibt nicht viele Amerikaner, die fließend Arabisch sprechen und außerdem mit den Sitten und Gebräuchen und der Geschichte dieser Region vertraut sind.«
McMahon nickte verstehend. »Mit diesen Voraussetzungen haben Sie es wohl nicht schwer gehabt, einen entsprechenden Job zu finden.«
»Das kann man schon sagen, ja.«
McMahon blickte in den Außenspiegel und wechselte die Fahrspur. »Sie haben gesagt, Ihr Vater hat im Außenministerium gearbeitet. Ist er schon in Pension?«
»Nein, er lebt nicht mehr.«
»Das tut mir Leid.«
Irene Kennedy nickte kurz und wandte sich dem FBI-Agenten zu. »Er lebt schon lange nicht mehr, fast zwanzig Jahre. Mir kommt es gar nicht so lange vor.«
»Dann muss er noch sehr jung gewesen sein. Wie ist er denn gestorben, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
Irene Kennedy schüttelte den Kopf. »Er hat in unserer Botschaft in Beirut gearbeitet. Er ist bei einem Anschlag mit einer Autobombe ums Leben gekommen.«
McMahon zuckte zusammen. Was für eine beschissene Art zu sterben. »Das muss hart für Sie gewesen sein. Sie sind damals ja noch ganz jung gewesen.«
»Ja, es war keine schöne Zeit für mich, aber es gibt trotzdem vieles, wofür ich dankbar sein kann. Meine Mutter und ich, wir stehen uns sehr nahe. Ich verstehe mich sehr gut mit meinem Bruder, und ich habe einen vierjährigen Sohn, der mein ganzer Stolz ist«, fügte Irene lächelnd hinzu.
McMahon erwiderte ihr Lächeln, während ihm einiges klar wurde. Wenn man jemanden, der einem nahe stand, durch einen Terroranschlag verlor, dann war das wohl Grund genug, um sein Leben dem Kampf gegen den Terrorismus zu widmen. »Wie heißt denn Ihr kleiner Sohn?«
»Tommy.« Sie holte ein Bild aus ihrer Handtasche hervor und zeigte es ihm.
»Er ist ein hübscher Junge. Ich nehme an, er sieht dem Vater ähnlich.«
»Leider ja.«
»Kein erfreuliches Thema?«
»Die Scheidung war vor sieben Monaten. Wie ist es bei Ihnen? Sind Sie verheiratet und haben Sie auch Kinder?«
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete McMahon mit einem Grinsen. »Ich war mal verheiratet, aber das hat nicht geklappt. Ich war zu jung und hab zu viel getrunken. Außerdem war ich mit meinem Job verheiratet.«
»Waren Sie damals schon beim FBI?«, fragte Irene Kennedy, und McMahon nickte. »Und Sie wollten nicht noch einmal heiraten?«
»Nicht mit diesem Job. Ich habe ja kaum Zeit für mich selbst, geschweige denn für eine Ehefrau.«
»Ich habe Ihre Akte gelesen. Sie müssen immer sehr beschäftigt gewesen sein.«
McMahon blickte die junge Frau überrascht an. »Sie haben meine Akte gelesen?«
Dr. Kennedy zuckte die Achseln. »Ich habe schon viele Akten gelesen.«
»Ich auch. Ich werde bei Gelegenheit mal die Ihre lesen müssen.«
Irene Kennedy lächelte. »Das wäre reine Zeitverschwendung. Es liest sich sicher sehr langweilig.«
»Bestimmt«, antwortete McMahon schmunzelnd.
Wenige Minuten später hielten sie vor der Einfahrt zur FBI-Akademie an. McMahon und Kennedy wiesen sich aus und fuhren auf das Gelände. McMahon hielt schließlich vor einem kleinen Verwaltungsgebäude beim Schießplatz an.
Mitchells Büro lag im Erdgeschoss. Als sie dort eintrafen, saß Mitchell, die Beine auf den Schreibtisch gestützt, an seinem Platz und las eine Zeitschrift. Er trug schwarze Kampfstiefel und einen dunkelblauen Overall mit der Aufschrift Instructor auf der Brust. Auf dem Rücken stand in großen Buchstaben FBI.
Mitchell sprang auf, als die beiden hereinkamen. »Skip, das freut mich, dass du mal wieder vorbeischaust. Jetzt, wo du ein hohes Tier bist, lässt du dich kaum noch hier blicken.«
McMahon schüttelte ihm die Hand und ging nicht auf den freundschaftlichen Vorwurf ein. Er wandte sich Irene Kennedy zu und sagte: »Gus, ich möchte dir Dr. Irene Kennedy vorstellen.«
»Freut mich, Dr. Kennedy. Sie arbeiten in Langley, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Kennedy lächelnd. »Sagen Sie doch bitte Irene zu mir.«
»Also schön, Irene.« Mitchell forderte seine Besucher mit einer Geste auf, ihm zu folgen. »Wir haben da ein kleines Konferenzzimmer, wo wir uns gut unterhalten können. Mein Büro ist ein bisschen zu eng für uns drei. Möchte vielleicht jemand einen Kaffee?« Mitchell wandte sich zuerst Irene Kennedy zu, wie es sich für einen Gentleman gehörte.
»Ja, bitte«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher