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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rimma zu solchen Fotos herumzukriegen. Über den Umweg eines Margeritenstraußes. Einfach genial, das mußte man zugeben.
    »Mein verführtes Kind«, sagte Dr. Lallikow in ehrlicher Erschütterung. Er wagte gar nicht, ins Detail zu gehen und zu fragen, wie Jankowski es Rimma erklärt haben mochte, daß eine Rasur den künstlerischen Eindruck noch verstärkte. Seine Fantasie reichte aus, sich diese Szene auszumalen – sie war von atemberaubender Dekadenz. »Du hast es nicht überblickt. Du brauchst dich nicht zu schämen.«
    »Warum sollte ich mich schämen? Weil ich in eine Illustrierte komme?«
    »Natürlich! Das rothaarige Blumenkind! Hach!« Dr. Lallikow stand auf und strich Rimma Ifanowna wie tröstend über das herrliche Haar. »Wer weiß noch von diesen Fotos?«
    »Niemand. Ich will damit alle überraschen.«



»Das wird dir gelingen.« Dr. Lallikow blickte noch einmal in ihren Blusenausschnitt und dann in ihre grünblauen Augen. Ihr ewiges, dummes Lächeln war für einen Eingeweihten erschütternd. Welch ein Lüstling, dieser Jankowski, dachte Lallikow. Er scheut vor gar nichts zurück. »Sprich auch nie darüber«, sagte er zu Rimma und tätschelte ihr die Wange. »Und vergiß das alles schnell. Und wenn Jankowski kommt, laß ihn nicht mehr in dein Haus.«
    »Was soll ich ihm denn sagen?«
    »Schick ihn zu mir.«
    »Gut.« Rimma Ifanowna wandte sich wieder ihrem großen Rundkorb zu. »Ich werde ihm bestellen, daß er Sie auch fotografieren soll.«
    Dr. Lallikow wollte noch etwas sagen, wischte die Worte dann aber mit einer Handbewegung weg in dem Bewußtsein, daß Rimma keinen Zugang zur Logik hatte.
    »Unser Freund Jankowski«, sagte Dr. Lallikow gemütlich. »So vielseitig begabt und unermüdlich. Die Fotos, die er von Ihnen machte, meine liebe Alla Philippowna, sind wahre Kunstwerke.«
    »Sie haben sie gesehen?« rief die Sitkina ohne die geringste Hemmung aus. »Das freut mich, lieber Doktor! Ich finde sie wundervoll!«
    Dr. Lallikow wackelte mit der Nase, mußte seine Brille putzen und bescheinigte innerlich Jankowski eine geradezu phänomenale Männlichkeit. Galina Iwanowna, Rimma Ifanowna und nun auch noch Alla Philippowna, und das alles in einer Woche … Hut ab, Victor Semjonowitsch! Der Beruf eines Geologen muß unheimlich kräftigend sein. Viel frische Luft, das Blut dadurch voller Ozon, immer draußen in der Natur – das wirkt sich aus.
    »Die Fotos sind erstaunlich«, sagte Lallikow, mit der Zunge schnalzend.
    »Und vor allem so natürlich.«
    »Das wollte ich damit sagen.«
    »Zum Hingreifen plastisch.«
    »Das ist nicht zu leugnen.«
    »Was haben Sie gedacht, Doktor, als Sie die Fotos sahen?« fragte die Sitkina sichtlich begeistert. »Sagen Sie es mir. Was haben Sie spontan gedacht?«
    »Spontan?«
    »Ja.«
    »Donnerwetter!«
    »Wirklich?«
    »Ja, Donnerwetter!« Lallikow sah die Sitkina sichtlich erschöpft an. »Was soll man anderes dazu sagen?«
    »Die gesamte Komposition stammt von Jankowski.«
    »Das habe ich mir gedacht. So etwas fällt auch nur ihm ein.«
    »Genau das habe ich ihm auch gesagt.«
    »Und wie hat der gute Victor Semjonowitsch darauf reagiert?«
    »Er hat gelacht. Er kann so herrlich lachen. So jungenhaft. So bezwingend.«
    »Das ist der richtige Ausdruck: dieser liebe Junge.« Dr. Lallikow sprang auf. Die Sitkina blickte erstaunt zu ihm empor.
    »Sie wollen schon wieder gehen, Doktor? Nicht noch ein Likörchen?«
    »Heute war ein anstrengender Tag.«
    »Wenigstens einen Schluck Tee. Und ein Stückchen Kuchen. Mit bester Butter. Simon Michailowitsch, bei mir können Sie sich ausruhen. Hier stört Sie niemand.«
    »Ich bin dessen nicht so sicher.«
    »Aber ja. Wenn ich Besuch habe, lasse ich am Fenster über der Tür die Jalousie herunter. Da weiß gleich jeder: besetzt.« Die schöne Witwe Sitkina goß Tee nach und zerteilte den Butterkuchen. »So lange Sie bleiben, Doktor Lallikow, ist hier die Ruhe einer einsamen Insel um Sie.«
    Sie läßt die Jalousie herunter, dachte Lallikow. Das ist ihr rotes Licht. Besetzt. Man lernt nie aus. Im gleichen Augenblick fiel ihm ein, daß man ihn beobachten könne, wie er nachher das Haus der Sitkina verließ und sie die Jalousie wieder hochzog. Freie Fahrt. Der Nächste. Böswillige könnten dabei selbst bei einem Arzt auf abwegige Gedanken kommen.
    Lallikow wurde rot, trank im Stehen seinen Moosbeeren-Likör und ging zur Tür.
    »Ein Arzt hat nie Zeit«, sagte er entschuldigend. »Wenn Sie wüßten, Alla Philippowna, was mich heute

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