Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Iwanowna – hat gestanden«, sagte Dr. Lallikow laut.
    »Wie man sich täuscht«, meinte Babajew.
    »Stella Gawrilowna …«
    »Hat gestanden«, stammelte Väterchen Mamedow.
    »Rimma Ifanowna – hat gestanden.«
    »Mir wird schwarz vor den Augen«, flüsterte Babajew, der plötzlich das ganze Ausmaß der Tragödie überblickte.
    »Alla Philippowna Sitkina – hat gestanden. – Antonina Pawlowna Zwetkowa …«
    »Hat mit dem Bezug von Enthaarungscreme gestanden«, fiel Kasutin ein.
    »Das sind fünf. Alle fünf auf der Liste.« Dr. Lallikow lehnte sich weit zurück. »Alle fünf sind überführt, die unanständigen Modelle des Genossen Jankowski zu sein. Aber nur eine kann es wirklich sein! Nur eine auf diesem Film! Doch wer? Wer?« Lallikows Stimme wurde fast weinerlich. »Liebe Genossen, ich stelle fest: Wir sind genau an dem Punkt angelangt, an dem wir am Anfang standen. Wir wissen nichts. Wem gehört der Körper ohne Kopf?«
    »Wir wissen nur eins«, sagte der unselige Babajew heiser. »Jankowski hat sie alle fotografiert … so fotografiert! Sie … sie haben ja alle gestanden.«
    »Man muß ihn umbringen«, sagte Akif kaum hörbar. »Dieser Victor Semjonowitsch ist ja ein sexuelles Monster. Man muß die Welt von ihm befreien.«
    »Er versetzt uns in diese Zwangssituation, ja.« Dr. Lallikow starrte Kasutin und Babajew mit hervorquellenden Augen an. Durch die starken Brillengläser sah das noch grausiger aus. »Was schlagen Sie vor, Genossen?«
    »Man sollte Zwetkow einen Wink geben«, sagte Babajew. »Vielleicht vergiftet er Jankowski beim nächsten Abendessen.«
    »Dann würde man Rassul Alexejewitsch als Mörder verhaften. Wäre das gerecht? Ich sage: nein!« Kasutin hieb mit der Faust auf den Tisch. »Man müßte Jankowski draußen in den Wäldern, wenn er nach seinen Steinchen sucht, überfallen und entmannen.«
    »Dabei besteht aber auch die Gefahr, daß er verblutet«, sagte Dr. Lallikow.
    »Und wenn Sie ihn nach diesem Überfall operieren, Genosse?« fragte Kasutin.
    »So geht es nicht.« Väterchen Akif hob den Kopf. Er wirkte wie ein waidwundes Tier, das noch einmal einen Laut von sich gibt. »Vertraut auf die Kirche, Freunde. Auf das bezwingende Wort. Auf das Anstechen der Seele. Ich werde mit Victor Semjonowitsch morgen ein offenes Wort sprechen.«
    Man fand diese Zwischenlösung gut und ging auseinander.
    Aber irgendein Zweifler mußte unter ihnen sein, denn eine Stunde später rief ein Anonymus beim Baubeauftragten Zwetkow an und sagte: »Mein lieber Rassul Alexejewitsch, beäuge einmal genau dein Weibchen Antonina, und frage sie dann nach der Enthaarungscreme. Bitte, unterzieh dich dieser interessanten Pflicht.«
    Der dicke Zwetkow schüttelte den Hörer, brüllte: »Wer ist denn da?« und legte dann baß erstaunt auf.

III.
    Der Herr liebt die, die reinen Herzens sind.
Was man auch über Victor Semjonowitsch Jankowski bisher gehört und gelesen hat – es schien so, als gehöre er zu den Auserwählten. Er war ein gutaussehender, sportlicher Mann, durch seinen Beruf als Geologe kam er viel in der Welt herum, er konnte also spannend von Gegenden erzählen, die andere nur auf der Landkarte kannten. Er lachte gern, war großzügig in der Beurteilung seiner Mitmenschen und zeigte einen ausgeprägten Sinn für Kunst aller Art. Er verstand etwas von Malerei, Architektur, Skulptur, Theater und Musik, las Romane, konnte über moderne Philosophien diskutieren und war auch nicht in Verlegenheit zu bringen, wenn man mit Parapsychologie anfing. Also rundherum ein Teufelskerl.
    Dazu kam, daß er mit einem weichen, warmen Bariton ausgestattet war, gern Arien sang, sich dabei selbst auf der Laute begleitete oder – wenn es möglich war – auf dem Klavier. Mit Antonina Pawlowna sang er sogar Duette, etwa: ›Reich mir die Hand, mein Leben …‹ oder ›Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich …‹ Das klang vorzüglich, der fette Zwetkow saß dann selig lächelnd im Sessel und erfreute sich am Charme seiner Frau, nannte Victor Semjonowitsch einen edlen Freund und einen Gewinn für Nowo Korsaki.
    Da sollte einer noch sagen, der Genosse Jankowski sei kein Glückskind!
    Babajew sah mit größter Spannung dem Augenblick entgegen, an dem Jankowski die Vergrößerungen seiner Fotos abholte. Und tatsächlich erschien Victor Semjonowitsch wie vereinbart am Vormittag des übernächsten Tages, betrat den Laden, grüßte wie immer mit einer impertinenten Freundlichkeit und fragte unverfroren: »Haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher