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Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abend noch alles erwartet …«
    »Ich glaube es Ihnen.« Die Sitkina erhob sich, ordnete ihren Morgenrock und brachte Lallikow zum Ausgang. Dabei zog sie die Jalousie hoch, was Lallikow wie eine Provokation empfand. »Nur eine Frage noch. Warum sind Sie überhaupt zu mir gekommen, Simon Michailowitsch?«
    »Es ging um die Klarstellung einer Klarheit.«
    »Wie bitte? Erklären Sie mir das, mein Lieber.«
    »Es wäre zu kompliziert, Alla Philippowna. Nehmen Sie hin, daß ich mich nur erkundigen wollte, wie es Ihnen geht. Ich habe mich davon überzeugt, daß nichts auszusetzen ist.«
    Auf der Straße blieb er ostentativ stehen, damit auch alle sahen, daß er aus dem Haus der Sitkina kam und er nichts zu verbergen hatte. Dann ging er würdevoll weiter, machte einen Abstecher zur Apotheke und ließ sich im Rezepturraum auf einen Stuhl fallen. Dudorow, der Apotheker, sah ihn besorgt an.



»Was haben Sie?« fragte er ihn hastig.
    »Ich brauche einen großen Wodka«, sagte Dr. Lallikow erschöpft. »Am besten gleich 100 Gramm. O Himmel, fragen Sie nicht, Akbar Nikolajewitsch! Es gibt Dinge körperlicher Konsistenz, die auch medizinisch nicht erfaßbar sind.«
    Daraufhin trank er den Wodka wie Wasser und versank in dumpfes Brüten.
    Am Abend trafen sie sich wieder bei Väterchen Mamedow.
    Sie traten, da sie sich auf der Straße begegnet waren, alle gemeinsam ins Zimmer, zuerst Kasutin, dann Babajew, am Ende Dr. Lallikow.
    Der Pope saß regungslos auf seinem Stuhl und sah ihnen stumm entgegen. Er schien sich die Haare gerauft zu haben, denn deren sonst so gepflegte weiße Pracht wirkte unordentlich und irgendwie zerstört. Mit einem trüben Blick nahm er wahr, daß die drei sich setzten. Dr. Lallikow legte einen Bogen auf den Tisch: die verfluchte Liste der schönen Weiber von Nowo Korsaki.
    »Gehen wir gleich zur Sache«, sagte Dr. Lallikow. »Die Frage ist gelöst, indem man sie nicht lösen kann. Die Ergebnisse der Nachforschungen sind deprimierend. Sie sprengen alle Vorstellungen, übertreffen selbst medizinisch die Erkenntnisse männlicher Physiologie. Ich bin glattweg erschüttert.«
    »Sprechen Sie nicht weiter«, stöhnte Väterchen Akif voller Qual. »Ich durchleide seit Stunden das Fegefeuer. Ich büße ehrlich. Aber ich muß es sagen: Ja! Sie ist es!«
    »Wer?« rief Kasutin und beugte sich vor.
    »Sie hat es gestanden«, sagte Mamedow. »Mit der Wurzel einer japanischen Kirsche fing es an. Es ist Stella Gawrilowna.«
    »Was ist sie?« fragte Dr. Lallikow und wurde bleich.
    »Das unanständige Modell«, röhrte Väterchen Akif.
    »Wer kann das noch ertragen?« stammelte Lallikow. »Ich kaum.«
    »Ich werde daran zerbrechen«, stöhnte Akif Victorowitsch.
    »Das ist unglaublich.« Lallikow hielt mit beiden Händen seine dicke Brille fest. »Jetzt sind es vier. Vier in einer Woche. Ob das wirklich die ozonhaltige Luft bewirkt?«
    Kasutin hob beide Hände und wedelte mit ihnen in der Luft. »Ich weiß nicht, was ihr redet«, sagte er verwundert. »Der Fall ist doch ganz einfach. Durch einen Zufall, so im Vorbeigehen, habe ich ihn gelöst. Eine ganz simple Sache: Es ist Antonina Pawlowna Zwetkowa.«
    »Nein!« stöhnte Dr. Lallikow. »Nein! Pjotr Dementijewitsch, bringen Sie mich nicht um! Widerrufen Sie das!«
    »Es ist die Wahrheit: Der Körper ohne Kopf gehört der schönen Antonina.«
    »Ich überlebe das nicht«, stammelte Lallikow. »Das ist schlimmer als in einem altgriechischen Drama.«
    »Der Körper gehört Stella Gawrilowna«, sagte Väterchen Akif dumpf und wie schon jenseits dieser Welt. »Ich weiß es genau.«
    »Wenn ein Pope das genau weiß …«, ließ sich der verschüchterte Babajew vernehmen.
    »Und warum läßt sich die Zwetkowa Päckchen mit Enthaarungscreme schicken?« regte sich Kasutin auf. »Ist das kein Beweis?«
    »Sie läßt sich …«, flüsterte Lallikow. »O nein!«
    »Über Dudorow. Ich war dabei, als die Creme ankam. Enthaarungscreme! Wer kann da noch etwas sagen? Und Jankowski ist mindestens dreimal in der Woche bei Zwetkow zu Gast. Wollt ihr alle Logik auf den Kopf stellen?«
    »Ja.« Dr. Lallikow strich mit beiden Händen über die Liste, als sei sie ein wertvolles Pergament aus grauer Vorzeit. »Ich kann es beweisen.«
    »Ich auch«, schloß sich Akif Victorowitsch an.
    »Gehen wir methodisch vor. Ich rufe die Namen auf.« Lallikow holte tief seufzend Atem. »Dunja Sergejewna -«
    »Ist doch einwandfrei gestrichen!« rief Kasutin.
    »Sie Glücklicher«, brummte Akif.
    »Galina

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