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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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morgen zum Mittagessen. Das Abendbrot steht im Rohr; ach, übrigens, Capitano Maestrangelo hat zweimal angerufen.«
    »Gleich zweimal?«
    »Er hat gesagt, du sollst zurückrufen. Er möchte, daß du morgen zu ihm kommst. Der Mann weiß auch nie, wann Sonntag ist. Er ist ja sehr nett, aber man merkt gleich, daß er keine Familie hat – Salva, steh hier nicht rum, du bist mir im Weg. Willst du deinen Mantel nicht ausziehen?«
    In all den Jahren, die sie verheiratet waren, hatte sich Teresa an zwei Dinge nie gewöhnen wollen: erstens, daß ihr Mann die unausrottbare Angewohnheit hatte, gleich zu ihr in die Küche zu kommen, wenn er von der Arbeit heimkam, und seinen massigen uniformierten Leib mitten in den Raum stellte, so daß sie ihn mit ihren Pfannen ständig umschiffen mußte; zweitens, daß die Armee von ihm erwartete, auch sonntags und manchmal auch abends zu arbeiten. Teresa beklagte sich nicht darüber und hielt es ihm auch nicht vor, es überraschte sie nur.
    Er ging seinen Mantel ausziehen und rief zurück: »Ich würde ganz gern noch duschen. Ich habe so geschwitzt.«
    »Dann beeil dich. Ich schalte den Ofen aus.«
    Als er sich nach dem Duschen anzog, hörte er, wie sich die beiden Jungs im Wohnzimmer darüber zankten, welches Programm sie sehen wollten. Er schlüpfte in ein Paar alte Lederpantoffeln und ging in die Küche zurück. Bei dem leckeren Geruch aus dem Backrohr verspürte er plötzlich sowohl Heißhunger als auch das tröstliche Empfinden, daß dieser unverzüglich gestillt werden würde.
    Dieses riesige kalte Atelier… Dort gab es keine warme Küche. Aber ein Herd hatte dort auch gestanden, er war sicher, daß seine Erinnerung ihn nicht trog. Ein Herd mitten zwischen Farben und Werkzeugen – schon seltsame Menschen, diese Künstler, nach normalen Maßstäben konnte man sie nicht beurteilen.
    »Ach, sieht das gut aus.«
    Er griff nach seiner Serviette und der Flasche Rotwein.
    »Hast du den Capitano schon zurückgerufen?«
    »Verflucht! Aber wenn es nur darum geht, für morgen eine Zeit zu vereinbaren, kann das warten, bis ich gegessen habe.«
    Es kam ihm gar nicht ungelegen. Capitano Maestrangelo war ein gebildeter Mann. Vielleicht keine schlechte Idee, in Marcos Angelegenheit ein Wort mit ihm zu wechseln, zu sehen, was er davon hielt. Es kam ihm gar nicht so ungelegen, doch als er hörte, was der Capitano ihm zu sagen hatte, vergaß der Maresciallo Marco, Benozzetti und Tizian und alles übrige.
    2
    Am Sonntagvormittag war die Stadt noch in einen warmen, nebligen Dunst gehüllt. Der olivgrüne Fluß glitt gemächlich zwischen den hohen, ockerfarbenen Gebäuden hindurch, und die nassen Ziegeldächer schienen zu leuchten.
    Als der Maresciallo auf dem Weg zur Polizeidirektion den Fluß überquerte, konnte er nicht weiter sehen als bis zur nächsten Brücke und zu den grauen, schemenhaft wirkenden Bäumen dahinter. Flußaufwärts stand zu seiner Rechten einsam der Ponte Vecchio; die Hügel, die man sonst im Hintergrund sah, waren hinter einem Dunstschleier verborgen. Deshalb, und vielleicht auch, weil es Sonntag war und die Lampen in den Juweliergeschäften nicht brannten, sah die Brücke im trüben Morgenlicht aus wie eine verlassene Theaterdekoration. Außerdem war es still. Die Mehrzahl der braunen und grünen Fensterläden der hohen Gebäude am Ufer war noch geschlossen, und in den Straßen herrschte noch kaum Verkehr.
    Es war die beste Zeit für einen Spaziergang und eine Stadtbesichtigung, und der Maresciallo und seine Frau sprachen immer wieder davon, daß sie sich einmal dazu aufraffen sollten. Sie hatten sich, mit einem Stadtführer bewehrt, zwei- oder dreimal auf den Weg gemacht und die Jungs mitgenommen. Aus irgendeinem Grunde aber hatten sie das nicht fortgeführt. Ihre Söhne waren noch ein bißchen zu klein, um an solchen Unternehmungen Gefallen zu finden – nachdem sie einmal bis ganz hinauf auf Giottos Campanile gestiegen waren und die Pferde in den Rüstungen im Stibbert-Museum gesehen hatten, hatten sie die Nase voll gehabt und nichts mehr sehen wollen. Und da sie andererseits auch noch ein bißchen zu jung waren, um einen ganzen Vormittag lang sich selbst überlassen zu bleiben, hatten sie das Ganze aufgegeben. Trotzdem, wirklich schade. Sie sollten es noch einmal versuchen.
    Nun jedenfalls genoß der Maresciallo seinen Spaziergang, so kurz er auch war, und er legte sogar in einer Bar, der Kaserne fast gegenüber, eine Pause ein und trank einen Kaffee. Dabei ließ er sich Zeit

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