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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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nichts zu essen dabei hast.“
    Atlan bemühte sich, sich das alles einzuprägen, aber eigentlich verwirrte ihn dieser Besuch bloß vollkommen. Vor allem, als ihn der Priester danach zurück zu der Doppelflügeltür begleitete, die sie auf die Straße zurückbrachte.
    „Also, junger Mann, es war ein Vergnügen, einen so aufmerksamen Zuhörer zu haben. Bis zum nächsten Mal.“ Damit deutete er eine kurze Verbeugung Peron gegenüber an und verschwand wieder im Inneren der Gebetsstätte, während sich die beiden Besucher auf den Rückweg zum Kloster machten.
    Alles in Atlan schrie nach Antworten, doch aus Erfahrung wusste er, dass aus dem stillen Priester nichts herauszubekommen war, was er nicht von selbst preisgab. Also folgte Atlan ihm schweigend und begann dabei allmählich, in seine eigenen Gedanken zu versinken, sodass er Perons Worte beinahe überhört hätte, als der ihn endlich ansprach.
    „Also Atlan, welchen Eindruck hattest du von unserem heutigen Besuch?“
    Eine Weile überlegte Atlan, welche Antwort die richtige war, beschloss dann aber, es einfach mit der Wahrheit zu versuchen.
    „Ich wusste nicht, dass es noch weitere Einrichtungen außer unserem Kloster in Noryak gibt, die sich dem Glauben gewidmet haben. Es ist gut, dass die Menschen einen Ort haben, zu dem sie gehen können.“
    Peron nickte einige Male und blieb dann stumm. Erst als sie wieder in der Metro saßen, griff er das Thema erneut auf.
    „Wie es scheint, hat der Meister Gefallen an dir gefunden“, bemerkte er.
    „Aber er hat mich doch keine Sekunde zu Wort kommen lassen. Wie hätte ich ihn da beeindrucken sollen?“
    „Manchmal braucht es dazu keine Worte, Atlan. Ektor ist ein eigensinniger Mann mit hohen Prinzipien. Wäre er mit dir als Schüler nicht einverstanden gewesen, hätte unser Besuch sehr schnell geendet.“
    „Schüler?“ Atlan war überzeugt, sich verhört zu haben, doch Peron bestätigte nochmals seine Ankündigung.
    „Meister Ektor wird für einen Großteil deiner weiteren Ausbildung zuständig sein.“
    „Wie, er kommt ins Kloster?“ Die Vorstellung, dass Meister Seru einen weiteren gleichrangigen Priester in seiner Abtei duldete, erschien Atlan nicht sehr glaubwürdig.
    Peron sah es wohl ebenso.
    „Wie kommst du denn auf so einen Gedanken?“, fragte er erstaunt. „Nein. Du wirst die meisten deiner Außendienste in Ektors Gebetsstätte verbringen. Du wirst ihn in allen Dingen unterstützen, die er dir zuweist. Du wirst viel lernen, glaub mir. Aber unterschätze nicht das Vertrauen, das dabei in dich gesetzt wird. Stellst du dich als ungeeignet heraus, blamierst du unser gesamtes Kloster.“
    Er sah Atlan noch einen Moment scharf in die Augen, ehe er seinen Blick den digitalen Häuserfronten zuwandte, die über die Monitore huschten.
    „Aber … Wieso werde ich hier ausgebildet und nicht im Kloster?“ Als Peron ihn missbilligend ansah, beeilte Atlan sich, seine Frage umzuformulieren. „Bitte versteh mich nicht falsch! Ich bin dankbar, Meister Ektor als Lehrer zu bekommen. Ich verstehe nur nicht, wofür dieser Aufwand gemacht wird.“
    Der Priester zögerte einen Moment, entschied dann aber scheinbar, dass eine Antwort hier gegen keine Regeln verstieß.
    „Atlan, Meister Ektor ist ein alter Mann. Was er sucht, ist ein Nachfolger. Es ist in unserem Interesse, dass er die Gebetsstätte in kompetente Hände legt, und deine Prüfung hat uns überzeugt, dass du für diese Aufgabe der geeignete Kandidat bist.“
    „Natürlich“, fuhr er unbeeindruckt von der plötzlichen Blässe seines Adepten fort, „wird erwartet, dass du über diesen Aufgabenbereich Stillschweigen wahrst.“
    Atlan nickte nur stumm. Wem hätte er schon davon erzählen können? Er war ein Einzelgänger, nicht einmal zum Geschichtenerzählen wurde er aufgefordert. Seine Geschichten waren nicht aufregend genug.
     

3. Kapitel
     
    Nachdenklich starrte Niove die Nachricht des Centers an. Eine Einladung für einen Eignungstest, hieß es darin. Wenn sie ihn bestand, wäre ihr trotz ihres zarten Alters von dreizehn Jahren ein Platz in den oberen Stockwerken gesichert. Sie hätte die Chance, den perfekten Menschen zu erschaffen.
    Ihr Blick wanderte von Mari zu Karill, der Niove als Futterspender adoptiert und dafür selbst die weiße Katze in Kauf genommen hatte. Nach den anfänglichen Problemen, die das sowohl unter den beiden Tieren als auch mit den entrüsteten Forschern gegeben hatte, schien der Spatz sich in den vergangenen Monaten recht gut

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