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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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rieselten. Wer sich in den Gärten und den umliegenden Bereichen aufhielt, die direkt unterhalb des Centers lagen, warf sich zu Boden und betete, schrie oder weinte.
    Die meterdicken Schichten aus Asphalt, Erde und Beton bewahrten die unterirdischen Tunnel vor dem Einsturz unter der Gewalt, mit der das Gebäude darüber zusammenbrach. Doch das änderte nichts an dem Gefühl der Puristen, den Weltuntergang am eigenen Leib zu erfahren.
    Auch als das Beben endlich nachließ und nur noch einzelne, dumpfe Schläge an der Oberfläche zu hören waren, wagten es die Wenigsten, sich zu rühren. Daher sah kaum einer auf, als Haron wie von Furien gehetzt durch die Tunnel rannte, die zu den Gärten führten. Staub lag auch dort in der Luft, weit mehr als in den restlichen Gängen. Er musste sich einen Ärmel vor Mund und Nase pressen, um atmen zu können. Sämtliche Pflanzen waren mit der dünnen weißen Staubschicht bedeckt, die vom Center stammte.
    Aber als er hinaufschaute, sah er einzelne dünne Strahlen von Sonnenlicht, die sich ihren Weg nach unten bahnten und sich an den Partikeln brachen, die in der Luft trieben. Der Luftversorgungsschacht war intakt, lediglich durch die abgebrochenen Röhren, die vor Kurzem noch ins Innere des Centers geführt hatten, waren durch die Wucht des Kollapses Schutt und Staub eingedrungen.
    Soweit er sehen konnte, waren auch nur zwei oder drei der Plastikrohre gebrochen, die das Wasser durch die Luft transportierten. An diesen Stellen ergoss sich ein beständiger Nieselregen, doch das war ein Schaden, der sicher schnell behoben werden konnte.
    Wie es schien, war alles nach Plan gegangen. Nekru hatte keine leeren Versprechungen gemacht. Dem Aufstieg der Reinen stand nichts mehr im Weg.
    Das triumphierende Gelächter, das er ausstieß, lag so nahe an der Grenze zum Wahnsinn, dass alle, die noch rundherum auf den Boden gepresst dalagen, schleunigst aufsprangen und das Weite suchten. Das irre Lachen, das aus dem undurchdringlichen Nebel aus Staub drang, hatte nichts mehr von der Stimme eines Menschen.
    Diejenigen, die vor ihrem Puristendasein gläubig gewesen waren, erklärten flüsternd, der Teufel selbst wäre mit Getöse aus der Oberwelt herabgestiegen.
     
    Nachdem der erste Schock vorbei war, trafen rasch die Brandbekämpfer ein und richteten Wasserstrahlen auf die Feuerherde innerhalb des Schutthaufens. Der Effekt war minimal, da ringsum außer zerborstenem Stahl, Beton und Glas ohnehin nichts mehr vorhanden war, das die Flammen hätte nähren können. Und zu retten waren weder die beiden Gebäude noch die Menschen, die darin gewesen waren.
    Mit stoischer Entschlossenheit bewässerten sie trotzdem denn Schuttberg, bis die giftigen Rauchsäulen verebbten und das Wasser sich mit dem Staub und Dreck zu einer zähflüssigen Schlacke vermengt hatte, die jetzt die bis dahin noch unversehrte Straße eroberte.
    Schaulustige, herbeigeeilte Angehörige und Kamerateams tummelten sich rundum, starrten auf die Trümmer eines essentiellen Eckpfeilers ihrer Gesellschaft und bemerkten dabei nichts von den beiden verhüllten Gestalten, die sich in die Schatten einer Seitengasse drückten.
    Während Ariat vor Erregung am ganzen Körper bebte, beobachtete Maretha das Geschehen mit verbissenem Ausdruck, bis ihr das Gezappel der Jüngeren zu viel wurde.
    „Halt doch endlich still! Das ist ja nicht auszuhalten mit dir.“
    Ariat bedachte sie mit einem genervten Blick, brachte aber trotzdem ihren Körper zur Ruhe. Gehässig fragte sie: „Du bist auch nicht fähig, dich über irgendetwas zu freuen, oder?“
    Marethas heiles Auge blitzte wütend auf. Unter den Reinen kam diese Unterstellung der beleidigenden Aussage, jemand wäre optimiert, gefährlich nahe. Die Blicke der beiden rangen einen Moment lang miteinander, doch schließlich musste die Jugend vor der Erfahrung kapitulieren. Sobald Ariat die Augen senkte, knurrte Maretha: „Dann verrate mir doch, worüber du dich so freust. Was haben wir deiner Meinung nach erreicht?“
    Alle Überheblichkeit war aus der jungen Frau gewichen, als sie verwirrt zurückfragte: „Was meinst du? Wir haben ihr Klonlabor zerstört! Sie können keine weiteren von diesen menschlichen Robotern züchten …“
    Ein verächtliches Schnauben war die Folge. „Denkst du, das hier war das einzige Labor, in dem Klone gezüchtet wurden? Hast du niemals daran gedacht, dass es auch N1 bis N3 geben muss, und wer weiß wie viele mehr? Das hier war nur eines von vielen Centern.“
    Mit

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