Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
Vom Netzwerk:
über die Lippen gekommen war.
     
     

12. Kapitel
     
    Erstaunlicherweise fand Tiriot sich sehr rasch wieder in seiner alten Arbeitsumgebung zurecht. Während er den klobigen Reinigungswagen durch die Gänge des N4-Centers schob, drängten sich ihm die Arbeitsrhythmen der einzelnen Etagen wie von selbst zurück ins Gedächtnis.
    Gutes Reinigungspersonal zeichnete sich nicht nur durch Gründlichkeit aus, sondern auch dadurch, möglichst wenig von den wertvolleren Mitarbeitern des Centers gesehen zu werden. Einer der Gründe, weshalb ihre Arbeit in den späten Abendstunden begann.
    Der andere war schlicht und ergreifend das gigantische Ausmaß des Gebäudes. Zwanzig bis fünfundzwanzig Arbeiter waren täglich im Einsatz, um Labore, Toiletten und Rumpelkammern in den hundertfünfundsiebzig Stockwerken sauber zu halten. Im Sechs-Tages-Rhythmus bewältigten sie jeweils dreißig Stockwerke, während ein anderer Trupp täglich nach Ende der Laborarbeitszeiten einzig und allein damit beschäftigt war, Papierkörbe und Ähnliches zu entsorgen.
    Wäre Tiriot in die Einbrüche der Puristen im Center verwickelt, hätte ihn wohl die Präzision erstaunt, mit der Xenos diese Nachtschichten einkalkulierte, um zu verhindern, dass seine Leute Reinigungspersonal über den Weg liefen. Doch Xenos kannte die Hintergründe jedes Einzelnen, er hätte niemals jemanden in der Umgebung seiner persönlichen Vergangenheit eingesetzt.
    Also schlich Tiriot unbedarft durch die Gänge, schob seinen Wagen, der mit vielem, jedoch keinen Reinigungsmitteln beladen war und versuchte, das Jucken und Ziehen in seinem Gesicht zu ignorieren. Sie hatten kein Latex auftreiben können, also hatte Maretha Silikon benutzt, um seine Narben zu verspachteln. Ein beeindruckendes Ergebnis, das er selbst schon einige Zeit im Spiegel bewundert hatte. Das änderte bloß leider nichts an dem unangenehmen Gefühl, das die Maske verursachte.
    Eine Motivation mehr, das Ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass keiner der anderen Arbeiter in seiner Nähe war. Dann schob er den Wagen zurück zu den Aufzügen, um in die Bereiche vorzudringen, die für den Putztrupp heute eigentlich tabu waren.
    Eigentlich.
    Die Kabinentüren öffneten sich und er machte sich auf den Weg nach oben. Heute war die zweite Etappe von unten zu putzen – also fuhr er fröhlich summend in die obersten Etagen. Amüsiert dachte er daran, wie heikel die Angestellten die Zutrittsrechte dieser Abteilungen handhabten, um Diskretion zu gewährleisten, während sie nicht den geringsten Gedanken an die Arbeiter verschwendeten, die hier sauber machen mussten.
    Ohne eingepflanzten Mikrochip konnten sie die Betätigung der Aufzüge und Türen nicht regulieren, weshalb es ein eigenes System an Gängen und Lastenaufzügen gab, das ausschließlich von seinesgleichen benutzt wurde und mit altmodischen Schlössern versehen war. Für Optimierte waren diese Bereiche unzugänglich.
    Aus Sicherheitsgründen.
    Selbst auf automatisierte Reinigungsmaschinen verzichtete man im Center aus Angst, die Chips der Geräte könnten mit Viren gespickt sein, die sich in die wertvolle Software der Computer hacken und Gencodes oder andere Daten stehlen könnten. Sie fürchteten sogar ihre eigenen Maschinen, aber auf den Gedanken, sich vor den Arbeitern zu schützen, die hier ein und aus gingen, kamen sie nicht.
    Noch war außer Tiriot niemand im Gebäude, und wenn er sich beeilte, konnte er die oberen sechzig Stockwerke heute Nacht erledigen, bevor die Reinigungsschicht vorbei war.
    Die größte Schwierigkeit dabei war für ihn die mangelnde Beleuchtung. Nahezu blind tastete er sich durch die Gänge, um nicht durch aktivierte Lampen in den oberen Stockwerken seine Anwesenheit hier zu verraten. Das einzige Licht kam von den Scheinwerfern am unteren Rand seines Wagens, die normalerweise dazu gedacht waren, den Schmutz anzuzeigen, und nicht den Weg.
    Vorsichtig bugsierte er den Wagen vor sich her zu den Positionen, die Haron ihm eingeschärft hatte. Tragende Teile, Schwachstellen in der Struktur des Gebäudes, und dazu die genauen Angaben, welcher Sprengstoff wo verwendet werden sollte. Er hoffte nur, dass Haron wirklich die Sicherheitsüberwachung deaktiviert hatte, sonst würde seine Arbeit schnell beendet werden.
    Kameras aktivierten sich auch ohne Mikrochips.
    Fluchend musste Tiriot jedoch erkennen, dass der großartige Plan nicht berücksichtigte, dass er Sprengstoffpakete

Weitere Kostenlose Bücher