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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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finanziert, sobald erst einmal das Kind dagewesen wäre.
    Stattdessen lastete jetzt der Tod all dieser Menschen auf seiner Seele.
    Ob er beten gehen sollte? Er war nicht gläubig, obwohl er sein halbes Leben umgeben von menschlichen Wesen in Einmachgläsern verbracht und mit eigenen Augen gesehen hatte, wie falsch die Dinge waren, die im Center geschehen waren. Eigentlich hätte er es selbst als richtig empfunden, diesen makabren Ort der Entmenschlichung zu zerstören. Aber doch nicht mit tausenden Menschen darin!
    Der Drang, mit jemandem darüber sprechen zu können, war immens. Doch Barea konnte er sich nicht anvertrauen. Sie schwankte immer noch zwischen Weinkrämpfen und Racheschwüren hin und her, geißelte ihren Geist und ihr Fleisch. Er hatte die Kratzer gesehen, die ihre nach Halt suchenden Hände in ihrem Gesicht hinterlassen hatten. Doch so sehr er sich auch wünschte, ihr Trost und Nähe geben zu können, brachte er es nicht über sich, sie zu berühren.
    Nicht, solange er derart von Schuld besudelt war.
    Die Priester mochten nicht die Macht haben, ihm seine Sünde zu vergeben, aber sie könnten ihm zumindest sagen, was er tun konnte, um seine Schuld zu sühnen.
    Stunden um Stunden plagten ihn diese Gedanken. Selbst wenn die Erschöpfung endlich die Oberhand über sein gequältes Gewissen gewonnen hätte, hätte er dank Bareas Schluchzen keinen Schlaf finden können. Da er ohnehin keinen Arbeitsplatz mehr hatte, an dem er am nächsten Morgen erwartet wurde, fasste er sich ein Herz. Statt ins Bett zu gehen, machte er sich auf den Weg in die nächste Gebetsstätte.
    Seit Jahren hatte er keine Messe mehr besucht. Es wunderte ihn, wie selbstverständlich er dennoch den richtigen Weg einschlug. Schamhaft zog er dabei seinen Mantel enger um sich und schlug schließlich sogar den Kragen hoch, um sein Gesicht zu verbergen.
    Ihm war, als würde jeder Passant ihn anstarren. Als würden selbst hinter den undurchsichtigen Fensterscheiben Menschen stehen und ihn mit hasserfüllten Augen beobachten. Als wüssten sie alle von seinem Verrat an den eigenen Kollegen, an der eigenen Familie.
    Er beschleunigte seine Schritte, um so schnell wie möglich zum Gebetshaus zu gelangen und diese schwere Schuld von seinen Schultern zu bekommen. Altrus sollte jedoch nie die Gelegenheit zur Erleichterung seiner Seele bekommen. Zwei Gassen von seinem Ziel entfernt fand ihn der Tod.
     
    Der Tod kam in Form eines Messers, das mehrfach den Kontakt zu Altrus Brust und Bauch suchte und fand.
    Dass sich hinter dem teilweise verhüllten Mann, der so geduckt durch die Gassen gehastet war, kein Purist verbarg, erkannte Erran erst, als der Fremde zu Boden stürzte und dabei sein Gesicht entblößte. Keine besonderen Narben fanden sich an seinem Kopf, ebenso wenig wie an seinen Händen.
    Eigentlich hätte ihn spätestens diese Erkenntnis zur Vernunft bringen und ihm Einhalt gebieten sollen, doch Erran war in seinem Schmerz bereits zu sehr ertrunken, um noch für derlei Gedanken zugänglich zu sein.
    Nach dem Anschlag auf das Center hatte er noch einmal bei der Exekutive um Hilfe und Schutz für seine Familie gebeten. Er hatte gefordert, dass die Attentäter zur Verantwortung gezogen wurden, doch ein weiteres Mal war er mit fadenscheinigen Ausreden abgefertigt worden.
    Irgendwo auf dem Weg zwischen dem Präsidium und seinem eigenen Haus musste eine Sicherung in seinem Kopf leise ihr Dasein aufgegeben haben.
    Zu Hause angekommen hatte er seine Aktentasche abgelegt, das Messer aus dem Küchenblock gezogen und war auf die Straße getreten. Und seitdem war er auf der Jagd.
    Altrus war nicht der Erste, der durch Errans Hand sein Ende fand. Und er würde auch nicht der Letzte sein.
    Mit einer beiläufigen Bewegung wischte der letzte der Esser-Geschwister die Klinge an dem Stoff seiner Hose ab und setzte seinen Weg fort, der kein Ziel hatte außer das der Rache.
     
     

14. Kapitel
     
    Als Erran das Bewusstsein wiedererlangte, musste er sich aus einem gigantischen Müllhaufen herausgraben, in dem er offensichtlich die Nacht verbracht hatte. Seine Hände und Kleider waren mit braunen Flecken besudelt, die er unschwer als getrocknetes Blut identifizieren konnte. Und mit diesem Anblick donnerten die Erinnerungen auf ihn ein, unaufhaltsam und unbarmherzig.
    Wie betäubt stand er da, Unrat und das Blut von Menschen an ihm klebend. Menschen, die er getötet hatte und an deren Zahl er sich nicht einmal erinnern konnte. Er konnte nicht einmal sagen, ob er

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