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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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»Also, ich höre, Herr Hauptkommissar.«
    »Das ist ganz einfach, Herr Kubatz«, ließ sich Havelstein vernehmen. »Sobald diese Gangster erfahren, daß auch nur einer ihrer Hundertmarkscheine als Fälschung erkannt ist, wissen sie, daß bei uns sofort das Signal auf Rot springt und wir uns überall auf die Lauer legen. Sie ändern ihren Plan und verschieben den Termin für die Geldverteilung so lange, bis wir unseren Alarm wieder abblasen müssen. Denn wir können unsere Sonderkommandos ja nicht unbeschränkt auf den Beinen halten, und das wissen die selbstverständlich.«
    »Aber >Falschgeld in Bad Rittershude< wäre für uns morgen eine ganz tolle Schlagzeile.«
    »Das ist sie übermorgen auch noch«, meinte der Hauptkommissar. »Und ich verspreche Ihnen, daß Sie als erste und einzige Zeitung von mir erfahren, wie es weitergeht und was passiert. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, versicherte der Chefredakteur nach kurzem Zögern. »Unser Name ist Hase, wir wissen von nichts und bringen morgen kein Wort von der Geschichte.«
    »Sie werden es nicht bereuen«, bemerkte Havelstein.
    »Vermutlich darf ich Sie bald persönlich kennenlernen?« fragte Kubatz. »Soll ich ein Zimmer für Sie reservieren?«
    »Wo wohnt man denn in Bad Rittershude?«
    »Im Hotel zum Kurfürsten, würde ich sagen«, erwiderte der Chefredakteur. »Wann kommen Sie?«
    »Vielleicht noch heute nacht, aber bestimmt morgen, wir würden dann drei Zimmer brauchen.«
    »Wird gemacht, dann also bis morgen.«
    »Bis morgen, Herr Kubatz, und besten Dank.«
    »Nichts zu danken, Herr Havelstein.«
    Kaum hatte der Hauptkommissar den Hörer aufgelegt, nahm er ihn auch schon wieder ab.
    Kommissar Jascheck war in seinem Berliner Büro gerade beim Rasieren, als das Telefon klingelte. Er hatte sich die vergangene Nacht wieder einmal in einem Streifenwagen um die Ohren schlagen müssen und seine Wohnung seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.
    »Sieht aus, als ginge die Vorstellung bald los«, sagte Hauptkommissar Havelstein und erzählte vom Auftauchen der zwei falschen Hundertmarkscheine. »Das bedeutet natürlich nicht, daß die Bande ihr Falschgeld in Bad Rittershude oder dort in der Nähe fabriziert, denn es wäre ja mehr als hirnrissig, wenn sie ihre Blüten direkt vor der eigenen Haustür ausprobierten. Andererseits, eine Spur ist es schon und bisher die einzige, die wir haben.«
    »Es gibt auch bei Ganoven so was wie Betriebsunfälle«, meinte der Berliner Kommissar. »Oder die Burschen rechnen überhaupt nicht damit, daß sie auffliegen können, weil sie von der Qualität ihrer Scheine total überzeugt sind.«
    »Dann allerdings hätten wir eine Chance«, sagte Havelstein, »denn bis zu diesem Augenblick können sie noch nicht ahnen, daß eine ihrer Blüten geplatzt ist. Kommen Sie jedenfalls mit dem nächsten Flugzeug nach Frankfurt. Wir nehmen dann noch einen Spezialisten der Spurensicherung mit und gondeln gemeinsam nach Bad Rittershude. Sie kennen Hugo Stielicke, und vielleicht läuft er uns über den Weg. Es gibt manchmal Zufälle, die so idiotisch sind wie Seehunde in der Wüste.«
    »Irgendwelche Tarnung?«
    »Packen Sie eine Badehose ein, damit hat sich’s«, meinte der Hauptkommissar. »Schließlich ist Bad Rittershude für seine Thermalquellen bekannt, und wir sind nichts als ganz harmlose Kurgäste.«
    Schon um die Mittagszeit donnerte der Klipper mit Jascheck an Bord über die Startbahn in Tegel.
    Als er die vorgeschriebene Flughöhe erreicht hatte, lockerte der Kommissar den Sicherheitsgurt, stellte seinen Sessel bequem ein, streckte die Beine aus und lehnte sich zurück. Er hatte sich fest vorgenommen, jetzt eine gute Flugstunde lang den Dienst zu schwänzen und Schlaf nachzuholen.
    Das Flugzeug tauchte seine Nase in eine blendend weiße Wolke. Unter ihm kreuzten auf der Havel eine Unmenge Segelboote, und im Strandbad Wannsee lagen die Berliner am Ufer in der Sonne wie Sardinen in einer Büchse: dicht nebeneinander und ölig.
    Gleich am Wasser döste auch die Kriminalassistentin Schärer vor sich hin. Sie hatte einen freien Tag. Neben ihr aalte sich Ingo Papritz auf dem Badetuch. Die beiden hatten ihre Köpfe aneinandergelehnt und träumten mit geschlossenen Augen. Der junge Mann war hellblond und der Verlobte von Fräulein Schärer. Er studierte Medizin und stand kurz vor seinem Examen. Bald würde er hinter den Krankheiten seiner Patienten her sein, so wie sie bei der Kripo hinter größeren oder kleineren Verbrechern her war. Aber sie hatten

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