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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Bad Rittershude.«
    »Tag, Kollege, was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um Ihr Fernschreiben, Herr Hauptkommissar«, sagte Kalender. Er war in dienstlicher Haltung aufrecht stehengeblieben und noch etwas außer Atem. »Ich meine das FS mit der Nummer B 24 Strich 212...«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Havelstein. »Haben Sie eine Meldung zu machen?«
    Polizeimeister Kalender berichtete, was in Bad Rittershude passiert war. »Der Hundertmarkschein aus dem Tabakwarengeschäft ist von der Bank eindeutig als Fälschung erkannt worden«, sagte er abschließend. »Den anderen habe ich sichergestellt. Er liegt hier in einer Plastiktüte vor mir auf dem Schreibtisch, und er könnte auf Fingerabdrücke untersucht werden.«
    »Sehr umsichtig, Herr Kollege«, lobte der Hauptkommissar. Er ließ sich noch einmal den korpulenten Kunden mit dem Bart, der Sonnenbrille und dem in die Stirn gedrückten Hut beschreiben, der in beiden Fällen Zigarillos der Marke »Brasilianos« gekauft hatte. Anschließend kündigte Havelstein an, daß er zusammen mit einem Kollegen vom Falschgelddezernat und einem Spezialisten der Spurensicherung so schnell wie möglich in Bad Rittershude aufkreuzen werde.
    »Kann ich inzwischen irgend etwas erledigen?« fragte Kalender dienstbeflissen.
    »Sie könnten umgehend bei der Bank die Blüte aus dem Tabakladen konfiszieren«, erwiderte der Hauptkommissar. »Aber vor allem, sorgen Sie für totale Verschwiegenheit. Auch die Betroffenen müssen vorerst den Mund halten. Und selbstverständlich keinen Piepser an die Presse. Hallo, was ist los? Ich seh’ durch die Strippe förmlich, wie Sie Ihre Stirn runzeln.«
    »Die Sicherstellung des Falsifikats bei der Bank ist kein Problem«, sagte der Polizeimeister kleinlaut. Er hatte weiche Knie bekommen und ließ sich jetzt doch in den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. »Aber leider hat der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten die ganze Chose mitgekriegt und will mit dem Auftauchen von Falschgeld in unserer Stadt morgen seine erste Seite aufmöbeln.«
    »Das fehlt uns noch«, knurrte der Hauptkommissar. Er ließ sich den Namen des Chefredakteurs buchstabieren und bat um seine Telefonnummer. »Also, bis bald, Herr Kollege«, meinte Havelstein. »Entschuldigung, wenn ich jetzt auflege, aber ich muß unbedingt diesen Zeitungsfritzen zurückpfeifen.«
    »Das wird gar nicht so leicht sein«, meinte der Polizeimeister. Aber da knackte es schon in der Leitung.
    Fräulein Finkbeiner erwischte ihren Chef gerade noch, als er durchs Vorzimmer kam und an ihr vorbei in die Redaktionskonferenz traben wollte. »Hallo Chef!« Sie nahm den Telefonhörer vom Ohr und deckte mit der einen Hand die Sprechmuschel zu. »Irgendein Tier von der Kriminalpolizei ist scharf auf Sie«, flüsterte sie. »Ruft aus Frankfurt an, wenn ich richtig verstanden habe.«
    »Paßt mir jetzt überhaupt nicht, aber stellen Sie durch«, sagte der Chefredakteur. Er machte auf dem Absatz kehrt, flitzte in sein Büro zurück und griff über den Schreibtisch hinweg zum Telefon.
    Hauptkommissar Havelstein stellte sich vor, erklärte die Aufgabe seines Sonderdezernats und erzählte auch von dem ausführlichen Bericht, den ihm Polizeimeister Kalender gerade durchgegeben hatte.
    »Ich muß Sie bitten, auf eine Veröffentlichung zu verzichten«, ließ Havelstein schließlich die Katze aus dem Sack. »Vorerst jedenfalls...«
    »Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein, Herr Hauptkommissar«, unterbrach ihn der Chefredakteur. »Da pendelt eine saftige Wurst vor meiner Nase, und ich soll nicht zuschnappen dürfen?«
    »Als Zeitungsmann kribbelt es Sie natürlich in allen Fingern«, meinte Havelstein verständnisvoll. »Und ich kann es Ihnen auch nicht verbieten...«
    Herr Kubatz unterbrach erneut den Hauptkommissar. »Nein, das können Sie nicht. Gott sei Dank. Wir leben schließlich in einem freien Land.«
    »Eben«, sagte Havelstein. »Und das will gelegentlich verdient sein. Wenn Sie die Meldung bringen, verkaufen Sie morgen vielleicht ein paar hundert mehr von Ihren Zeitungen, aber uns geht dann mit ziemlicher Sicherheit eine Falschgeldbande durch die Lappen, und ein Millionenschaden kommt auf die Steuerzahler zu.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären«, meinte der Chefredakteur. Er setzte sich auf seinen Schreibtisch und ließ die Beine baumeln. Dabei rief er zu Fräulein Finkbeiner durch die offene Tür, daß die Redakteure mit der Konferenz schon anfangen sollten, er käme gleich nach.

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