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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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draußen ja viel einfacher zu verfolgen war als vorher in der Stadt. Aber sie langweilten sich allmählich und fuhren deshalb zwischendurch in Schlangenlinien wie auf einer Slalomstrecke.
    Inzwischen waren ein paar Wolken aufgezogen. Aber der volle Mond und vereinzelte Sterne verbreiteten noch genügend Licht.
    Es ging jetzt von der Landstraße auf einen schmalen Feldweg und dann in den Wald hinein. Die Glorreichen Sieben mußten absitzen und ihre Räder schieben.
    Auf einmal waren sie verstummt.
    Bisher hatten sie wohl fast vergessen, weshalb sie eigentlich Bad Rittershude hinter sich gelassen hatten.
    Als jetzt unter ihren Schuhsohlen nur noch das trockene Laub raschelte und Zweige knackten, kam ihnen erst wieder das Ziel ihres nächtlichen Ausflugs zu Bewußtsein.
    Weil sie unbemerkt bleiben wollten, ließen sie nur gelegentlich die Lichter an ihren Fahrrädern aufleuchten. Sie gaben im Gehen ohnehin nur einen ganz schwachen Schimmer von sich.
    Ein Geräusch brachte sie zum Stehen. Es war ganz dicht neben ihnen zu hören gewesen und entfernte sich geschwind.
    »Wir haben ein Reh aufgescheucht oder einen Hasen«, flüsterte Karlchen Kubatz.
    Sie wollten gerade weitergehen, da hörten sie über sich ein leises Gurren.
    »Sind wir hier auf dem Rummelplatz, oder was ist los?« fragte Sputnik, während er verwundert nach oben blickte.
    Zuerst sah man nur zwei runde gelbe Punkte mitten in einem Ahornbaum. Aber dann erkannten sie den dunklen Schatten des Tieres, das sich in einen Ast festgekrallt hatte und sich nicht rührte. Nur seine Augen bewegten sich aufmerksam und leuchteten wie zwei kleine Monde.
    »Ein Uhu«, stellte Manuel Kohl fest. »Ich dachte, so was gibt’s nur im Zoo.«
    »Kannte ich bisher auch nur als Klebstoff«, bemerkte Emil Langhans. »Ich sag’s ja, man lernt nie aus.«
    Sie stapften schweigend weiter.
    Es war plötzlich wieder wie an jenem Gewitterabend.
    Sie mußten ihre Fahrräder auf die Schultern nehmen, weil sich das wuchernde Gestrüpp in den Speichen verfing, und gelegentlich stolperten sie über Baumwurzeln, die unter Farn und Gras verborgen waren.
    Heute allerdings kamen keine schwarzen Wolken angejagt, und anstelle der Sonne hing der Mond am Himmel.
    Als erstes sahen sie von dem alten Haus den verspielten Zwiebelturm mit seinen kleinen Fenstern und das verwitterte Schieferdach. Wie bei ihrem ersten Besuch standen sie dann vor dem großen Tor mit den eisernen Lanzen und dem verrosteten Vorhängeschloß an der zweimal herumgeschlungenen Kette.
    Die Fassade mit den verschlossenen Fensterläden wirkte immer noch abweisend, überheblich und geheimnisvoll.
    »Das also ist es«, murmelte der Friseurlehrling Fritz Treutlein, der ja als einziger der Glorreichen Sieben die Villa noch nicht gesehen hatte. »Ein bißchen unheimlich ist es schon.«
    Diesmal mußten sie nicht lange überlegen, wie sie in das Haus eindringen sollten. Sie kannten ja den Weg. Sie gingen wieder an der Mauer entlang um das Grundstück herum bis zu der Pforte mit den groben, kräftigen Bohlen. Nichts hatte sich verändert.
    Der Boß drückte auf die verrostete Klinke und stemmte sich mit seiner linken Schulter gleichzeitig gegen das alte Holz der Tür. Ächzend gab sie nach und öffnete sich. »Wir stellen unsere Fahrräder hier zusammen«, sagte er. »Aber einer sollte als Wache Zurückbleiben. Schließlich sind wir gebrannte Kinder.«
    Sputnik hatte sein Rad ins Gras gelegt und schob beim Aufrichten seine Astronautenmütze aus der Stirn. »Ach was, die Maxen haben doch nicht den blässesten Schimmer.«
    »Es gibt auch Spaziergänger, die sich verlaufen, oder Landstreicher«, warf der Bürstenhaarschnitt ein. »Euer Leichtsinn bringt mich noch auf die Palme. Der Boß hat recht.«
    »Und wer soll draußen bleiben und aufpassen, bitte schön?« fragte Emil Langhans. »Das macht doch keiner freiwillig, oder sollen wir losen?«
    »Könnt ihr euch sparen«, mischte sich Manuel Kohl ein. »Ich bin nicht so fürchterlich neugierig, und was ich beim letztenmal gesehen habe, reicht mir eigentlich.«
    Karlchen Kubatz streckte seinen Kopf vor, als habe er nicht richtig gehört. »Hast du etwa weiche Knie oder so was?«
    »Vielleicht sind meine Nerven momentan nicht die besten«, erwiderte der stupsnasige Junge und lächelte verlegen. »Aber nach den Zeugnissen gibt sich das wieder.«
    »Okay«, sagte der Boß, fingerte eine Trillerpfeife aus seiner Hosentasche und warf sie zu Manuel hinüber. »Wenn irgendwas los ist, pfeifst du so

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