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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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und ohne Schloß. Der Rost hatte dicht über dem Boden den massiven Metallrahmen angefressen. An dieser Stelle drang der dämmrige Lichtschein von drinnen in den stockfinsteren Gang.
    Das Geräusch mußte aus ziemlicher Entfernung kommen, aber es war jetzt deutlicher zu unterscheiden. Das Rauschen hatte auf einmal einen Rhythmus, als ob irgendwo hinter der eisernen Wand ein Motor rattern würde.
    Der Boß ging auf die Tür zu und legte sein Ohr an das Eisen. Eine Minute verging und noch eine halbe, ohne daß sich etwas veränderte. Dann drehte er sich um, lehnte seine Schulter an die Tür und stemmte sich dagegen. Zuerst behutsam und dann mit seiner ganzen Kraft.
    Die anderen hielten den Atem an. Fritz Treutlein bekam feuchte Hände vor Aufregung, und Hans Pigge fror bis ins Mark.
    Wenn die Tür nachgab und aufflog, würde das Krachen wie eine Explosion durch die unterirdischen Gänge hallen.
    Aber nichts rührte sich.
    »Sie muß auf der anderen Seite verriegelt sein«, keuchte Paul Nachtigall, schnappte nach Luft, und dann riß er plötzlich den Kopf herum. »Was ist das?«
    Unversehens hatte das Rattern aufgehört. Es war totenstill.
    Im Bunker hatten Hugo Stielicke und Pauke gleichzeitig beide Druckmaschinen ausgeschaltet, die, die so hoch und so breit wie ein Geschirrspüler war, und dann die andere, die nicht höher war als ein mittlerer Schreibtisch. Das Funkgerät hatte nämlich ein paarmal aufgeregt gepiepst.
    Sperling drückte die Sprechtaste. »Hier Löwenzahn.«
    Es knackte, und dann meldete sich die tiefe, unverkennbare Stimme: »Ich bin mit dem Wagen in etwa zwanzig Minuten am Tor«, schnarrte sie. »Dann kommt Ekke allein zur Einfahrt und macht mir auf. Aber kein Licht, wenn ich bitten darf.« Die Andeutung eines Kicherns war zu hören. »Ich melde mich wieder, bis gleich.«
    »Bis gleich«, wiederholte Sperling und ließ die Sprechtaste wieder zurückschnappen.
    Otto Kroll klemmte sich seinen schwarzgefaßten Kneifer auf die Nase. »Dann also weiter, meine Herren.«
    Der weißhaarige Stielicke schaltete die eine Maschine wieder ein und der kleine Pauke mit den vorquellenden Augen hinter der Brille die andere.
    »Morgen vormittag zehn Uhr ist endgültig Ende der Fahnenstange«, bemerkte Sperling. Sein linker Hemdärmel war heruntergerutscht, und er krempelte ihn wieder hoch.

    Die Glorreichen Sieben waren regungslos stehengeblieben, wo sie gerade waren, als das Geräusch verstummte.
    Als es jetzt erneut durch die schwere Eisentür drang und wieder den Gang erfüllte, war es, als hätten sie einen Schlag in den Magen bekommen.
    Es ist ein Märchen, daß man seine Angst unterdrücken kann. Angst ist Angst, und sie erzeugt einen trockenen Mund, zitternde Hände und Knie und das wilde Verlangen davonzulaufen.
    »Nichts wie weg«, zischte Paul Nachtigall.
    Sie folgten dem schwachen Licht von Emils Taschenlampe. Ihr Schein reichte gerade aus, um den Boden zu ahnen. Sie streckten die Arme seitlich aus, um sich an den glitschigen Wänden entlangzutasten. Karlchen Kubatz stolperte an der Biegung zum Korridor, und fast wäre Emil Langhans samt seiner Taschenlampe über ihn gestürzt. Für einen Moment zuckte ihr Lichtstrahl über die nassen Deckensteine. Aber der Lange rappelte sich schnell wieder auf, und gleich darauf kamen sie endlich in die Halle zurück. Nach der tiefschwarzen Dunkelheit des Ganges hatten sie das Gefühl, aus einer kohlschwarzen Nacht in einen sonnendurchfluteten Tag hineinzutaumeln.
    Sie hasteten durch den breiten Flur an den früheren Wirtschaftsräumen vorbei und atmeten auf, als sie sich wieder nacheinander durch die zerborstene Tür ins Freie gedrängelt hatten.
    Als sie dann längs der Hauswand durch das hohe Gras trabten, blickte sich Paul Nachtigall im Laufen um und blieb plötzlich stehen. »Da war doch was?«
    Sie drückten sich hinter einen Mauervorsprung, den das Mondlicht nicht erreichen konnte, hielten den Atem an und zwangen sich, ruhig zu bleiben. Sie kniffen die Augen zusammen und blickten sich um.
    Nichts. Niemand.
    »Du bildest dir was ein«, flüsterte Emil Langhans.
    »Nein, ich bin ganz sicher, da ist jemand«, murmelte der Boß.
    Ein Knirschen war zu hören, dann ein leichter Schlag. Knirschen, ein leichter Schlag, Knirschen, ein harter Schlag.
    »Da oben«, sagte Karlchen Kubatz leise und deutete mit dem Kopf zum zweiten Stockwerk hinauf. Dort hatte er Fensterläden entdeckt, die gegen die Hauswand schlugen.
    »Du liebe Zeit, wir sind ganz schön fertig«, stöhnte

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