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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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laut wie möglich.«
    »Bestimmt gibt sich das wieder, amigo«, meinte Karlchen Kubatz. Er puffte den Jungen aus dem Blumenladen am Marktplatz in die Seite, blinzelte ihm zu und hüpfte dann hinter den anderen her. Sie waren bereits in der Pforte verschwunden.
    Jetzt hatten sie es plötzlich eilig, drückten sich an dem Eingang mit der breiten Treppe vorbei und bahnten sich gleich den Weg an der Hauswand entlang durch das verfilzte Gebüsch und das hohe Gras bis zur Rückseite der Villa.
    Hier entdeckten sie jetzt eine der Warntafeln, auf die der glatzköpfige und eulenäugige Beamte auf dem Katasteramt hingewiesen hatte. »Wegen Einsturzgefahr Betreten verboten«. Aber die ausgebleichte Schrift war kaum mehr zu lesen, und das Holz war angefault.
    Die zerborstene Tür neben den zwei Kellerfenstern stand noch offen, und auch die Bretter der herausgebrochenen Füllung lagen auf dem Boden.
    »Als ob wir erst vor fünf Minuten abgehauen wären«, stellte Emil Langhans fest. Er mußte regelrechte Schlangenbewegungen vollführen, um seine ganze Länge ins Innere des Hauses zu zwängen.
    Sie hielten sich nicht in den früheren Haushaltsräumen auf, durchquerten den breiten Flur, die ehemalige Küche und gelangten dann durch das breite Treppenhaus in die Halle.
    Bisher war von draußen noch genügend Mondlicht hereingefallen. Aber hier waren die Fensterläden dicht verschlossen, und die zerschlissenen Samtvorhänge, die noch von der Decke herunterhingen, waren zugezogen.
    Die Glorreichen Sieben hatten natürlich Taschenlampen mitgebracht, aber auch Kerzen.
    Eigentlich glaubte keiner von ihnen daran, daß der bedauernswerte Herzog von Bornhold seine Ruhe noch nicht gefunden hatte und immer noch mit oder ohne Ketten durch das verfallene Haus geisterte. Aber sie wollten ihm keinesfalls die Chance für einen Auftritt vermasseln.
    »Wir haben Vollmond und Freitag«, hatte Emil Langhans wiederholt. »Da werden Gespenster im allgemeinen munter, heißt es. Trotzdem würde sich keines aus seinem Loch wagen, wenn wir mit unseren Taschenlampen in jede Ecke leuchten. Wir dürfen nur Kerzen anzünden, an Kerzen sind sie gewöhnt.«
    »Und im übrigen macht es auch mehr Spaß, wenn wir alle als Weihnachtsengel unterwegs sind«, war von Sputnik hinzugefügt worden.
    Sie hatten also verabredet, ihre Taschenlampen vorerst dort zu lassen, wo sie ihrem Namen nach auch hingehörten, nämlich in den Taschen.
    »Dann schauen wir uns mal genauer um«, meinte Paul Nachtigall. »Ihr müßt höllisch mit euren Streichhölzern und den offenen Lichtern aufpassen, das ganze Zeug ist ausgetrocknet und brennt sicher wie Zunder.«
    Sie verteilten sich über das Haus.
    Seit sie ihre Kerzen angezündet hatten, kamen Insekten angeflogen, umkreisten ihre Lichter und verbrannten sich schließlich. Dickere, dunkle Käfer brummten mit dumpfem Knall gegen die schmalen Spalte an den Fenstern, durch die eine dämmerige Helligkeit von draußen hereinkam.
    Emil Langhans und Karlchen Kubatz kletterten zum ersten Stockwerk hinauf. Sie mußten die kleinen Flammen ihrer Kerzen mit der Hand schützen, weil von irgendwoher ein schwacher Luftzug kam. Immer wieder blieben sie stehen, damit sich die niedergedrückte Flamme erholen konnte. Das flackernde Licht ließ bei den an die Wand gemalten Schlachtenbildern abwechselnd einen goldenen Helm aufleuchten, ein paar aufgerissene Augen oder den Schädel eines Pferdes, das sich unter einem Lanzenstoß aufbäumte.
    »Hast du alles dabei?« flüsterte Karlchen.
    »Aber claro«, flüsterte der Lange zurück.
    Inzwischen durchforschte der dickliche Sputnik neugierig auf eigene Faust die Zimmer hinter der Halle. Sie standen völlig leer und waren scheinbar nur dazu da, um hohl zu klingen, wenn man ihre knarrenden Türen öffnete. Aber als er jetzt dicht neben einer schmalen Marmorsäule den nächsten Raum betrat und dabei seine Kerze hoch in die Luft hielt, trat ihm ein riesenhafter Kerl entgegen, mit verschwommenen, fließenden Gliedern.
    »Also doch«, japste der Junge mit der Astronautenmütze. »Sieht aus wie ein Gespenst.« Er fuhr zurück und wollte türmen. Aber da stand plötzlich Paul Nachtigall neben ihm und hielt ihn auf. »Darauf bin ich auch schon reingefallen«, sagte er, hob seine Kerze in die Luft und lachte.
    »Ein Spiegel«, stieß Sputnik hervor.
    »Ja, und zwar ein ziemlich verkommenes Exemplar mit einem Sprung in der Mitte«, erklärte der Boß leise. »Er hat dich verzerrt wiedergegeben, als du von der Tür her

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