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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sputnik. »Mir reicht’s für heute, laßt uns zurückfahren.«
    »Jedenfalls kann ich meine linke Socke behalten«, stellte Fritz Treutlein fest. »Das Haus ist vielleicht unbewohnt, aber verlassen ist es nicht.«
    Karlchen Kubatz wippte wieder einmal von den Zehenspitzen auf die Absätze, wie immer, wenn er aufgeregt war. Seine Augen verrieten, daß er fieberhaft nachdachte. »Wenn ich jetzt sage, was mir durch den Kopf spukt«, meinte er zaghaft, »dann haltet ihr mich bestimmt für rettungslos bescheuert.«
    »Mach’s nicht so spannend«, warf Emil Langhans ein. »Vielleicht denk’ ich schon ‘ne ganze Weile dasselbe.«
    Karlchen guckte ihn von der Seite an und fuhr dann fort: »Möglicherweise kommt das Geräusch in diesem verdammten Gang da unten von Maschinen...«
    »Und zwar von Druckmaschinen, wenn ihr’s genau wissen wollt«, fiel ihm Emil Langhans ins Wort. Er sprach so leise, daß sie ihre Köpfe zusammenstecken mußten, weil seine Gießkannenstimme kaum zu verstehen war. »Und wenn das stimmt, dann ist der Hundertmarkschein, auf den unser Tabakfritze Bemmelmann hereingefallen ist, hier produziert worden, das ist für mich so sicher wie sonst was.« Jetzt flüsterte er nicht mehr, sondern hauchte nur noch. »Vermutlich gibt es hinter dieser Eisentür im Keller noch andere Gänge oder ganze Räume. Denkt doch an die unterirdischen Verliese, von denen uns Herr Bellinghausen auf seinem Hausboot erzählt hat. Dieser Herzog hat doch sein Jagdschloß damals über eine Tropfsteinhöhle bauen lassen. Das Ganze unter einem halbzerfallenen und verlassenen Haus, versteckt in einem Wald, um den sich niemand kümmert, das ist doch für eine Fälscherwerkstatt ideal, also idealer geht’s gar nicht mehr.«
    Die Glorreichen waren wie vom Donner gerührt. Vorübergehend hatte es ihnen die Sprache verschlagen.
    »Das würde ja heißen«, stieß Sputnik nach einer ganzen Weile hervor, »daß wir da vielleicht einem ungeheuer dicken Ding auf der Spur sind.«
    »Du sagst es, Dickerchen«, murmelte Emil Langhans. »Und wenn wir jetzt was besonders Kluges tun wollen, dann kratzen wir ganz schnell die Kurve. Es ist sowieso ein Wunder, daß uns noch niemand entdeckt hat.«
    Kurz darauf passierte, was sie nie und nimmer für möglich gehalten hätten.
    Die Pforte mit den alten Holzbohlen stand noch offen.
    Auch ihre Fahrräder lehnten noch draußen an der Mauer oder lagen im Gras. Aber von Manuel Kohl war weit und breit nichts zu sehen.
    Allerdings war der Mond gerade wieder einmal hinter einer Wolke verschwunden, so daß es momentan ziemlich dunkel war.
    Paul Nachtigall pfiff leise durch die Zähne.
    Als habe er mit diesem Pfeifen ein Zeichen gegeben, blitzten schlagartig mehrere grelle Lichter auf.
    Ihr Strahlenbündel war direkt auf die Glorreichen gerichtet.
    Sputnik und Hans Pigge rissen ihre Arme vor die geblendeten Augen. Die anderen standen wie erstarrt. Ihre Gesichter waren kalkweiß. Aber nicht allein wegen der plötzlichen Beleuchtung.
    »Aus«, nuschelte Sputnik hinter seinem vorgehaltenen Arm. »Der Ofen ist aus.«
    Das Schweigen hinter dem Geflimmer von Lichtern war bedrückend.
    Nur ein wütendes Gurren war zu hören und gleich darauf der Flügelschlag eines Vogels, der erschreckt davonflog.
    Die Luft schien elektrisch geladen, als würde im nächsten Augenblick unweigerlich ein Gewitter losbrechen.
    Paul Nachtigall stand in der Mitte zwischen den anderen. Eine Flut von Gedanken überfiel ihn, aber es waren bloß Gedankenfetzen, die er nicht zu einem Ganzen zusammenbringen konnte. Er wußte nur, daß es in seinen Schläfen hämmerte und daß er als Boß jetzt schnellstens irgend etwas tun mußte. Bestimmt waren es eiskalte Verbrecher, die ihnen da gegenüberstanden, bewaffnet und zum Äußersten entschlossen, nachdem man sie in ihrem Versteck aufgestöbert hatte. Er hob den Kopf und straffte sich.
    »Wir haben das Haus betreten, weil wir glaubten, es sei verlassen und unbewohnt«, sagte er mit möglichst ruhiger Stimme. »Auch das Katasteramt ist der Meinung, daß es seit Jahren leersteht und keinen Besitzer hat, was amtlich registriert ist. Wir haben uns erkundigt.« Er stockte jetzt doch. »Wir bitten um Entschuldigung und würden jetzt gern in die Stadt zurückfahren.«
    Hinter den Lichtern war nur ein unterdrücktes Räuspern zu hören.
    Da fühlte sich auch Emil Langhans herausgefordert. »Falls Sie es wünschen sollten«, schlug er vor, »versprechen wir Ihnen totales Stillschweigen.« Er probierte ein

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