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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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diese Weise konnte m an sich auch vor fremden Zuhörern verständigen, ohne etwas zu verraten. Auch waren ja Telefonleitungen nicht immer ganz wasserdicht. Und da man mit der Unberechenbarkeit und den Launen der Maximilianschüler eigentlich stündlich rechnen mußte, gehörte ihnen das allererste Deckwort in der Liste. »Maikäfer« bedeutete soviel wie höchste Alarmstufe, Gefahr aus allen Ecken und zu jeder Zeit.
    »Bist du auch ganz sicher?« wollte Emil Langhans wissen.
    »Es kann nicht den geringsten Zweifel geben«, versicherte Karlchen.
    »Prost Mahlzeit«, sagte der Lange am anderen Ende der Leitung und fügte hinzu. »Also, spätestens in einer halben Stunde bei mir.« Er legte auf.
    »Ein äußerst aufschlußreiches Telefongespräch«, bemerkte der Chefredakteur, als Karlchen an seiner Seite wieder Platz genommen hatte.
    »Wo wollt ihr mitten im Hochsommer Maikäfer herkriegen?« fragte Frau Kubatz ahnungslos. »Oder bin ich irgendwie auf dem falschen Dampfer?«
    »Genausogut hätte ich von Gänseblümchen reden können«, beteuerte Karlchen, »oder von Krokodilen.«
    »Aber das hätte dann etwas anderes bedeutet«, meinte Herr Kubatz, während er einen Schluck Apfelsaft trank. Er blinzelte vergnügt zu seinem Sohnemann hinüber: »Ihr solltet den Besuch von Krimis und Spionagefilmen nicht übertreiben und euch vor allem nicht von ihnen anstecken lassen. Im übrigen besteh’ ich darauf, daß du jetzt einen vernünftigen Hunger zeigst, so wie man ihn von einem männlichen Gebilde deines Alters erwarten darf.«
    Karlchen war nämlich gerade dabei, sein Besteck zur Seite zu legen. »Aber ich hab’ beim besten Willen keinen Appetit mehr«, stellte Karlchen fest. »Dazu kommt, daß ich nervös bin.«
    »Dagegen gibt’s ein ausgezeichnetes Mittel«, sagte der Chefredakteur. »Du bleibst ruhig hier sitzen und wartest, bis wir alle mit dem Essen fertig sind.«
    »Mit Vergnügen«, erwiderte Karlchen scheinbar gehorsam. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, verschränkte die Arme und hüllte sich in Schweigen. Eine Minute verging nach der anderen.
    Endlich faltete der Chefredakteur seine Serviette zusammen und verkündete: »Mahlzeit.«
    »Mahlzeit«, erwiderten Frau Kubatz und Maria.
    »Auch meinerseits«, murmelte Karlchen, und dann war er bereits auf dem Weg zu seiner Schulmappe. Im Laufen schnappte er nach ihr und verschwand aus dem Zimmer. Er übersprang auf der Treppe zum ersten Stockwerk jeweils zwei oder drei Stufen. Als er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich geschlossen hatte, griff er in die Hosentasche und holte seine Minox heraus. Wenn er sich beeilte, konnte er den belichteten Film noch nebenan im Badezimmer durch den Entwickler jagen. Er hätte zu gern gesehen, ob und wie seine Schnappschüsse vom Vormittag gelungen waren.
    Und jetzt gab es für Karlchen Kubatz die große Überraschung.
    Als er in seiner Kamera den Film zu Ende transportieren wollte, spürte er beim Herumdrehen nicht den üblichen Widerstand.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, murmelte er, überlegte einen Augenblick und blieb wie festgenagelt stehen. Dann schob er mit dem Daumen kurzentschlossen die Verriegelung zurück und klappte den Apparatdeckel auf. Jetzt sah er leider, was er befürchtet hatte. Die Kamera war leer, und der Film war verschwunden. Automatisch tastete er mit der flachen Hand seine Taschen ab, zuerst an der Hose und hinterher auch am Hemd. Dabei überlegte er bereits, wo der Film geblieben sein könnte. In seinen Taschen war er selbstverständlich nicht, und er wußte auch ganz genau, daß er den Fotoapparat zum letztenmal in der Eisdiele benutzt und dann eingesteckt hatte.
    Karlchen Kubatz machte ein paar nachdenkliche Schritte durch sein Zimmer bis hinüber zur Stehlampe. »Jetzt total ruhig bleiben«, versuchte er es mit Selbstsuggestion. »Am besten, ich lege mich aufs Bett und denke nach.« Das machte er dann auch, lag zuerst auf dem Rücken, drehte sich dann auf den Bauch und ließ seinen Kopf über den Rand hängen. »Da sich ein Film nicht in Luft auflösen kann, muß ich ihn verloren haben, oder er ist geklaut worden; andere Möglichkeiten gibt es nicht.« Er überlegte hin und her. »Die Maxen«, durchzuckte es ihm. »Klar, es kann nur bei den Maxen passiert sein. Bei dieser verdammten Rauferei haben sie mir die Minox aus der Tasche gefingert, den Film kassiert und dann den Apparat wieder in meiner Hose versenkt.« Dem Jungen mit dem Bürstenhaarschnitt stockte der Atem. »Dann haben sie den ganzen

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