Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
will mich aber aufregen«, protestierte Sputnik. »Wann denn sonst, wenn nicht jetzt.«
    »Aufregen ist tatsächlich Quatsch«, bemerkte Emil Langhans seelenruhig. Er hatte eines der Gewichte genommen, drückte es langsam nach oben, und es sah so aus, als würde er sich dabei etwas überlegen. »Es ist mal wieder soweit«, bemerkte er nach einer Weile und fügte ein wenig später hinzu: »Na schön, sie sollen haben, was sie wollen.«
    »Aber es paßt uns gerade jetzt überhaupt nicht in den Kram«, stellte Paul Nachtigall fest. »Im Augenblick haben wir ganz andere Sorgen.«
    »Du sagst es«, meinte Manuel Kohl leise und putzte sich die Nase.
    »Leider hat die Geschichte noch eine Fortsetzung«, bemerkte Karlchen Kubatz kleinlaut. Er zeigte ein bekümmertes Gesicht und wirkte sehr betreten. »Der Film aus meiner Minox ist verschwunden.«
    »Das ist bedauerlich, aber kein Beinbruch«, meinte Emil Langhans, während er sein Gewicht beispielhaft gerade in die Höhe stemmte. »Wir hätten uns sowieso alle schminken sollen, bevor du uns bei Rinaldo fotografiert hast. Verloren oder verschlampt?«
    »Geklaut, fürchte ich.«
    »Und von wem, wenn man fragen darf?« wollte Sputnik wissen.
    »Nachdem ich mir alles genau überlegt habe«, erwiderte Karlchen Kubatz zaghaft, »kommen eigentlich nur die Maxen für den Diebstahl in Frage.«
    »Wann, wie und wo?« katapultierte Sputnik seine Fragen heraus.
    »Vor einer guten Stunde auf dem Kinderspielplatz«, antwortete Karlchen. »Der Überfall war reine Schauspielerei. In Wirklichkeit hatten sie es auf den Film in meinem Fotoapparat abgesehen. Davon bin ich jetzt überzeugt.«
    »Sie haben dir deine Minox also aus der Hosentasche gemopst und sie wieder zurückgesteckt, nachdem sie den Film herausgenommen hatten«, faßte Emil Langhans zusammen. Er hatte sein Gewicht inzwischen gegen zwei Hanteln eingetauscht. »Und davon hast du natürlich nichts gemerkt, weil sie dich im Schwitzkasten hatten und gegen deine Schienbeine kickten. Aber ich frag’ mich, weshalb sie das ganze Affentheater aufziehen. Was kann an dem Film schon so wahnsinnig interessant sein? Du hast uns beim Eislöffeln fotografiert. Na und? Die Aufnahmen sind doch so harmlos wie ein schlafender Regenwurm.«
    »Vielleicht seh’ ich ja Gespenster«, sagte Karlchen. Er blickte zu Paul Nachtigall hinüber. »Das heißt, ich würde sie gerne sehen. Aber leider kommt es noch schlimmer.« Karlchen Kubatz stand inzwischen dicht neben dem Boß der Glorreichen Sieben. »Dieser Honeyboy auf den Rollschuhen...« sagte er halblaut. »Ich hab’ ein ganz blödes Gefühl.« Er senkte den Kopf und stand ziemlich belämmert da. »Wir müssen ihnen alles sagen«, fügte er hinzu, »aber vielleicht übernimmst du das?«
    »Hoppla, Herrschaften, mir geht eine Neonröhre auf«, rief Emil Langhans. Er ließ seine Hanteln auf den Betonboden kippen und sprang in die Hocke. »Bitte jetzt keine Geheimnisse. Was ist sonst noch auf dem Film drauf? Ich meine, abgesehen von den Eisdielen-Fotos?«
    »Der ganze Roman mit Studienrat Dr. Purzer ist drauf«, sagte der Boß und betonte dabei jedes einzelne Wort. »Karlchen hat sozusagen jedes Kapitel fotografiert. Mit versteckter Kamera und manchmal ganz schön gewagt. Von jeder neuen Situation ein Schnappschuß. Keine Phase ist ausgelassen. Ihr wißt ja, wie gut und gewissenhaft er so etwas erledigt.«
    »Oh, du dicke Frieda«, rief Emil Langhans. »Das ist so paradox, daß man’s nicht glauben kann.« Er kickte mit voller Wucht gegen den leeren Wäscheeimer, auf dem kurz zuvor noch der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt gesessen hatte. Der Eimer hüpfte scheppernd über den Betonboden. »Gütiger Himmel, ich kann das nicht glauben.«
    Auch die übrigen Glorreichen zeigten sich fassungslos.
    »Haut mich glatt um«, stöhnte Sputnik.
    »Du liebe Zeit«, rief Hans Pigge, »das ist die Katastrophe des Jahrhunderts.«
    Manuel Kohl war so blaß wie gekochter Fisch. »Ich brech’ zusammen«, murmelte er leise. »Jetzt ist alles aus.«
    »Ich geb’ es ja zu«, räumte Karlchen ein, »an meiner Dummheit ist nicht zu rütteln.« Er betrachtete ein paar Sekunden lang interessiert seine Schuhspitzen. Dann war es mit seiner Beklommenheit vorbei. Er warf den Kopf zurück. »Andererseits«, stellte er fest, »wer rechnet denn schon mit einer so barbarischen Frechheit.«
    »Und damit nichts verschwiegen bleibt, wäre noch zu sagen«, meldete sich Paul Nachtigall wieder zu Wort, »daß die ganze Veranstaltung

Weitere Kostenlose Bücher