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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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vermutlich von langer Hand geplant war und ausspioniert worden ist.« Er berichtete kurz vom ständigen Auftauchen des Sommersprossigen in seinem San-Francisco-Shirt und dem Walkman vor der Brust.
    »Beim Überfall war er übrigens auch dabei«, ergänzte Karlchen. »Er hat allerdings versucht, sich in die Büsche zu schlagen.«
    »Alles schon Schnee von gestern«, stellte Emil Langhans fest. »Es ist ein ziemlicher Hammer, aber was passiert ist, ist passiert. Im Augenblick zählt nur, daß wir so schnell wie möglich rauskriegen, was die Maxen mit dem Film Vorhaben. Und selbstverständlich haben sie was mit ihm vor, da können wir gemütlich Gift drauf nehmen.«
    »Vermutlich schicken sie die Aufnahmen an die Schuldirektion«, überlegte Sputnik, »oder sie lassen sie direkt bei Dr. Purzer in den Briefkasten plumpsen...«
    »... was gegen die Spielregeln wäre«, unterbrach ihn der Boß. »Verpfeifen bei Lehrern oder dergleichen ist genauso tabu wie eine Anzeige bei der Polizei oder der Feuerwehr.«
    »Vielleicht wollen die Maxen unsere Fotos nur für ihr Familienalbum«, versuchte Hans Pigge zu blödeln. Ein Blick von Manuel ließ ihn sofort wieder verstummen.
    »Eigentlich ganz clever ausgetüftelt, das muß man neidlos zugeben«, bemerkte Emil Langhans nach einer Weile. »Wirklich, nicht schlecht, Herr Specht.«
    »Mal ein Lichtblick zwischendurch ändert aber doch nichts daran, daß die Maxen grundsätzlich doof sind«, erwiderte Karlchen Kubatz. Er fühlte sich schon wieder ganz schön im Gleichgewicht.
    »Einer Idee ist es piepegal, wer sie hat«, philosophierte der Boß. Er nagte mit den Zähnen auf seiner Unterlippe und dachte nach. »Jedenfalls sind wir vorerst mal die Gelackmeierten.«
    Manuel Kohl hatte die ganze Zeit bekümmert vor sich hin gestarrt. »Sie hauen mich in die Pfanne«, stöhnte er, »ich weiß nicht warum, aber sie haben es auf mich abgesehen.«
    »Winseln bringt uns nicht weiter«, sagte Emil Langhans. »Also, was machen wir?«
    »Zuerst sollten wir uns euren Paradiesvogel vorknöpfen«, schlug Sputnik vor, »diesen spionageverdächtigen Rollschuhartisten. Wenn wir überhaupt was erfahren können, dann von ihm.«
    »Versteht sich doch von selbst«, meinte der Boß fast gelangweilt. »Ich meine, daß wir den Honeyboy ausquetschen...«
    »Im übrigen müssen wir abwarten«, bemerkte Karlchen. »Uns bleibt gar nichts anderes übrig.«
    »Ab sofort geht keiner mehr allein auf die Straße«, meldete sich Sputnik wieder zu Wort. »Nur noch zu zweit oder zu dritt. Jetzt wissen wir ja, daß sie mit ihrer ganzen Bande auch einen einzelnen überfallen. Fairneß ist für diese Banausen doch ein Fremdwort.«
    »Moment mal«, sagte Emil Langhans und war mit ein par Sätzen bei der Dachluke. »Unser siebter Mann muß schnellstens gewarnt werden.« Er rasselte die Holztreppe hinunter und stürmte zum Telefon. Es stand im Wohnzimmer neben einem Käfig mit zwei Wellensittichen.
    »Friseursalon Treutlein«, meldete sich Fritz nach einer Weile.
    »Maikäfer«, sagte Emil Langhans nur.
    »Maikäfer?« fragte Fritz Treutlein verwundert. »Ich versteh’ nur Bahnhof.« Er hatte Emils blecherne Stimme sofort erkannt.
    » Maikäfer « , wiederholte Emil und betonte jeden Buchstaben.
    »Ach so, Maikäfer « , wiederholte Fritz Treutlein jetzt seinerseits genauso deutlich. »Entschuldige, ich war momentan leicht bescheuert.«
    Ohne Antwort wurde am anderen Ende der Leitung der Hörer aufgelegt.
    Fritz Treutlein überlegte kurz und ging dann nachdenklich zu seinem Sessel zurück, der beinahe so aussah wie ein Behandlungsstuhl beim Zahnarzt. Er drehte das Sitzkissen um, das kurz zuvor noch von Tabakwarenhändler Bemmelmann sichtlich tief eingesessen worden war. Die Ladentür stand weit offen. Unwillkürlich blickte Fritz Treutlein zu ihr hinüber, dann ging er seinem Blick nach.
    »Du willst dir draußen wohl die Kunden mit dem Lasso einfangen?« meinte sein Vater, der hinter einer auf geschlagenen Zeitung so gut wie verschwunden war. Bei dieser Hitze ging kein Mensch zum Friseur, wenn er es nicht unbedingt nötig hatte. Eine Frau, die sich jetzt unter die Trockenhaube setzte, mußte von einem wilden Affen gebissen sein.
    Fritz Treutlein spähte zuerst nach links und dann nach rechts. Die Straße war so leer wie eine weggeworfene Zigarettenschachtel. Gegenüber auf der anderen Seite gab es dicht an der Gehsteigkante einen Gully für Regenwasser. Fritz fixierte ihn argwöhnisch. Sollte er unauffällig zu ihm

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