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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Maxen trabte mit ihrem Anführer dicht nebeneinander und hintereinander durch die Halle. Als die Jungen zu den Umkleideräumen einbogen, entdeckten sie die Glorreichen Sieben. Sie stoppten mitten im Lauf, aber sie blieben nicht stehen. Sie hatten sich nur kurz angeblickt und gingen dann wortlos weiter. Ulli Buchholz in der Mitte, die anderen wie eine Horde von Leibwächtern um ihn herum.
    Die Glorreichen Sieben waren dem Anschein nach immer noch ganz von ihren Wasserspielen in Anspruch genommen.
    »Könntest du mich freundlicherweise einseifen?« flötete Karlchen Kubatz. Er stemmte seine Hände auf die Oberschenkel und krümmte einladend den Rücken.
    »Ach, du dicke Nuß«, stöhnte Emil Langhans, »mir bleibt auch gar nichts erspart.«
    Die Maxen verzogen keine Miene. Sie stellten sich taub und trotteten an den Duschen vorbei, ohne die Glorreichen eines Blickes zu würdigen. Aber schon nach ein paar Schritten fingen sie an zu laufen. Kurz darauf war deutlich zu hören, wie sie nebenan im Umkleideraum an den Spindtüren herumschlossen und sie aufrissen.
    »Was soll man davon halten?« flüsterte der dickliche Sputnik verwirrt. Er zuckte mit den Schultern und wollte noch etwas hinzufügen. Aber da brach draußen die Hölle los.
    Zuerst waren es nur erstaunte Rufe, die aus der Halle kamen. Aber ziemlich schnell folgte Gelächter. Und dann gab es vereinzelte wütende Schreie, schließlich ein empörtes Gebrüll.
    Emil Langhans fingerte nach seiner Brille, die er sich vorsichtshalber seitlich in die Badehose geklemmt hatte. »Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Ich sag’s ja«, bemerkte Karlchen Kubatz, »du hast ein ganz besonders schlaues Köpfchen!«
    Dabei stürmten sie auch schon los.
    In der Halle pfiffen inzwischen Turnlehrer Fischer und Bademeister Pohmann aufgeregt mit ihren Trillerpfeifen um die Wette.
    »Raus«, brüllte Herr Pohmann, wenn er zwischendurch Luft schnappte. »Sofort alle raus, das Zeug kann giftig sein!«
    »Und ja nicht tauchen«, warnte Herr Fischer, »damit ihr die Brühe nicht in die Augen oder in die Ohren kriegt.«
    Als die letzten Schüler ins Freie kletterten, waren die Glorreichen Sieben so nahe herangekommen, daß sie das ganze Ausmaß der Bescherung überblicken konnten.
    Das Wasser im Schwimmbecken schillerte in allen Regenbogenfarben! Unter dem Sprungturm war es gelb, an der einen Längsseite spielte Rot die erste Geige, und an der anderen hatte Grün die Oberhand. In der Mitte dominierten große Flächen Marineblau, Weiß und Orange. Sie verschmolzen immer mehr mit den übrigen Farben. Und das Schauspiel blieb weiterhin in Bewegung. Irgendwelche unterirdischen Quellen schienen weiterzusprudeln — so wie die Thermalbrunnen im Stadtpark. Jedenfalls bildeten sich immer neue schillernde Flächen und weiteten sich aus.
    Die Schüler des Prinz-Ludwig-Gymnasiums standen am Beckenrand, waren ratlos und wußten nicht, was sie sagen sollten. Die meisten sahen aus wie Buntspechte oder wie bemalte Indianer. So ziemlich alle hatten verfärbte Badehosen, verfärbte Haare und blaue, gelbe oder rote Flecken auf der Haut.
    Bademeister Pohmann war längst in seiner verglasten Kabine verschwunden und alarmierte die Polizei.
    Währenddessen trockneten sich die Maximilianschülerin den Umkleideräumen seelenruhig ab, zogen sich ahnungslos an und quatschten dabei so laut durcheinander, daß sie gar nicht hören konnten, was inzwischen in der großen Schwimmhalle passiert war. Nur Ulli Buchholz und seine Leibwächter schienen es sehr eilig zu haben. Sie schlüpften halbnaß in ihre Hemden und kletterten wie gehetzt in ihre Hosen. Zwischendurch hüpften sie allerdings mal auf dem einen Fuß und dann auf dem anderen zu den hohen Glasfenstern. Von derselben Seite aus hatten auch die Glorreichen Sieben vor einer knappen Viertelstunde in die Halle gespäht. Auch die Maxen standen jetzt für einen Augenblick dichtgedrängt nebeneinander. Ihr Anführer sagte kein Wort. Aber er grinste zufrieden, als er sich zu den anderen umdrehte. »Zeit zu verduften«, zischte er. »Wir machen jetzt ganz schnell die Fliege.«
    Draußen kam in diesem Moment Bademeister Pohmann mit hochrotem Kopf aus seiner Kabine gestürzt.
    Schon ein paar Sekunden später verließ Ulli Buchholz barfuß den Umkleideraum. Er hatte seine Socken in den Schuhen und die Schuhe in der Hand. Sein Hemd hing noch über der Hose. Seine Trabanten galoppierten ebenso unvollständig angezogen hinter ihm her. Als sie gerade verschwunden waren, tauchte

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