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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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»Wenn’s nach mir ginge«, er unterbrach sich, »aber es geht ja nicht nach mir allein.« Er schob sich seine Astronautenmütze aus der Stirn. »Okay, ich unterwerfe mich der Mehrheit.«
    »Also, beschlossen und verkündet«, erklärte der Boß.
    »Gratuliere«, sagte Karlchen Kubatz zu dem Langen. »Du bist heut’ ganz gut in Form.«
    »Du immer mit deinen Untertreibungen«, entgegnete Emil Langhans. »Ich bin phänomenal in Form.«
    Paul Nachtigall blickte auf seine Armbanduhr. »Wir haben noch eine halbe Stunde.«
    Sie kletterten also auf ihre Fahrräder und trödelten durch die Gegend. Sie kurvten in Schlangenlinien am Hotel zum Kurfürsten vorbei und anschließend an Rinaldos Eisdiele. Zwischendurch fragten sie sich, ob Dr. Purzer tatsächlich keinen Verdacht habe.
    »Falls er ein krummes Ding vermutet«, meinte Sputnik, »dann hat er sich jedenfalls nicht die Bohne anmerken lassen.«
    »Der ist mit allen Wassern gewaschen«, mahnte Hans Pigge, »das dürfen wir keinen Moment vergessen.«
    Am Rathausplatz radelten sie an Herrn Kalender vorbei, der gerade sehr aufrecht die breite Treppe herunterkam. Sie grüßten ihn, und er grüßte zurück, indem er mit der rechten Hand an seine Uniformmütze tippte. Seit ihrer Berlin-Reise zum Großen Preis hatten sie ein fast freundschaftliches Verhältnis zu dem Polizeimeister. Der Referendar namens Bissegger, der ja damals eine wichtige Rolle gespielt hatte, war im Frühjahr Studienrat geworden und unterrichtete seitdem im Mädchengymnasium.
    Als sie zum Richard-Wagner-Platz kamen, schlug Karlchen Kubatz überraschend einen Besuch beim Zeitungskiosk vor. »Ich muß da noch etwas klarstellen«, bemerkte er.
    Herr Wildenbusch war keinesfalls erstaunt, als der Pulk der Glorreichen Sieben auf ihn zugeradelt kam. Sie gehörten ja zu seiner ständigen Kundschaft. Neben seinen Zeitungen verkaufte er nämlich auch Getränke, Kaugummis, Schokolade, Andenken für die Kurgäste und sogar ein paar Schreibwaren. Er war ein breitschultriger Mann mit kurzgeschorenen Haaren, an die fünfzig, vielleicht auch achtundfünfzig Jahre alt. Er war immer scharf ausrasiert und stolz auf seine kerngesunden Zähne.
    »Hallo, Herr Wildenbusch«, rief Karlchen Kubatz, als er an der Gehsteigkante von seinem Fahrrad hüpfte. »Hallo, Benno.« Mit Benno war ein hellbrauner Siamkater gemeint. Er gehörte mit seinem Seidenfell und den weit auseinanderliegenden, tiefblauen Augen zu dem Zeitungshändler wie dessen Zigarre, die niemals auszugehen schien. Im Augenblick lag der Kater zwischen ein paar aufeinandergestapelten Zeitungspaketen und gähnte.
    »Tag, die Herren«, sagte Wildenbusch. »Was kann ich für euch tun? Bei Limo und Coca muß ich allerdings passen: Ausgerechnet bei dieser Bruthitze streikt mein Kühlschrank.«
    »Wir wollen uns bloß dafür bedanken, daß Sie gestern das verabredete Telefongespräch so prima erledigt haben«, erwiderte Darlehen Kubatz.
    »Wenn ich euch helfen kann, mach’ ich mich gern zum Affen«, antwortete der Zeitungshändler. »Hat es denn wunschgemäß funktioniert?«
    »Es hat«, bestätigte Karlchen, »und das andere übrigens auch.«
    »Mach keine Witze«, meinte Herr Wildenbusch. »Meinst du die Hitzeferiengeschichte?«
    »Ich begreif’ kein Wort«, schaltete sich jetzt Paul Nachtigall ein.
    »Um es kurz zu machen«, erklärte Karlchen Kubatz, »die Idee mit der Sommerzeit ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Der Tip stammt von Herrn Wildenbusch. Ich will mir da keinen falschen Zylinder aufs Haupt drücken.«
    »Sieh mal an«, bemerkte Emil Langhans.
    Der Zeitungshändler fühlte sich geschmeichelt. »Ich muß zugeben, in solchen Sachen bin ich ein ziemlich großer Hirsch. Aber was ist denn nun eigentlich passiert?«
    Karlchen berichtete im Telegrammstil.
    »Es geht jetzt bis zur Schulbehörde«, stellte er abschließend fest.
    »Das ist vielleicht ein Ei«, sagte der Zeitungshändler. Er lachte kurz, und dieses Lachen kam so von Herzen, daß es ansteckend wirkte. Auch die Glorreichen grinsten.
    »Daß es gleich so einschlägt, hätte ich mir nie im Schlaf träumen lassen. Und was sie jetzt auch ausknobeln, das ist im Grunde piepegal. Wir haben ihnen Dampf unter die Stühle gemacht. Entschuldigt mich einen Moment.«
    Eine Frau mit einer riesigen dunklen Brille vor den Augen verlangte Das goldene Blatt von dieser Woche.
    »Leider ausverkauft«, bedauerte Herr Wildenbusch.
    »Der Mordprozeß in Lübeck, Sie wissen schon...«
    Herr Wildenbusch zeigte

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