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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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hätten sie unbemerkt die Tat begehen können.«
    Herr Pohmann fischte mit seiner Stange inzwischen in der Nähe des Sprungturms herum. »Ziemlich unwahrscheinlich«, murmelte er. »Wir müssen davon ausgehen, daß sich die Farbe auflöst, sobald sie mit Wasser in Berührung kommt, was bedeutet, daß sich die Täter höchstpersönlich eingefärbt hätten. Und das war ja wohl nicht der Sinn der Übung. Höchstwahrscheinlich wollten sie doch irgend jemandem einen Streich spielen, und zwar ohne die eigene Haut zu riskieren. Die eigene Haut im wahren Sinn des Wortes. Hab’ ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Die Maxen«, platzte Karlchen Kubatz heraus.
    Postwendend gingen die Betroffenen empört in die Luft.
    »Quatsch mit Soße«, grölte ein schwarzhaariger Junge, der auf Socken aus den Umkleideräumen gekommen war.
    »Infame Verleumdung«, explodierte ein anderer.
    Turnlehrer Kugler schob sich durch die aufgeregten Schüler dicht neben den Polizeimeister. »Wir warten gelassen das Ergebnis Ihrer Untersuchung ab«, sagte er. »Es wird doch hoffentlich eine Untersuchung geben?«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, antwortete Herr Kalender. Er hob den Kopf und bekam schmale Augen. »Da scheint Ihnen ein Fisch ins Netz gegangen zu sein, lieber Herr Pohmann.«
    Tatsächlich hatte der Bademeister einen durchsichtigen Plastikbeutel aus dem Wasser geangelt. Er hing wie eine kleine zerknitterte Fahne am Ende seiner Stange.
    »Vorsicht«, mahnte Reviervorsteher Nielsen. »Es könnte sich um ein Beweisstück handeln.«
    Herr Pohmann ging langsam in die Hocke, um seine Angel in eine möglichst waagerechte Lage zu bringen. Das Gebilde aus Plastik fing an zu rutschen.
    »... und bist du nicht willig«, murmelte Herr Pohmann vor sich hin, »dann brauch’ ich Gewalt. Aufgepaßt!« Errichtete sich auf, riß die weißlackierte Stange in die Höhe und schleuderte seine Beute durch die Luft. Nicht weit von den Glorreichen Siegen entfernt, klatschte sie wieder aufs Wasser, drehte sich um die eigene Achse, gurgelte sich voll und drohte zu versinken. Aber soweit kam es nicht. Emil Langhans gab Paul Nachtigall einen Schubser gegen die Rippen. »Los, halt mich fest«, tuschelte er. Der Boß begriff ohne weitere Worte. Er packte seine linke Hand, und als sich Emil jetzt tief über den Beckenrand beugte, sicherte er ihn. So ähnlich wie sich Bergsteiger beim Abseilen sichern. Der Junge mit der dunklen Hornbrille baumelte für einen kurzen Augenblick ziemlich hilflos in der Luft. Dann drückte er sich mit dem einen Bein an die gekachelte Seitenwand des Bassins und streckte das andere mit seiner ganzen Länge in die Richtung des Plastikbeutels. Mit seinem großen Zeh konnte er ihn im letzten Augenblick gerade noch aufspießen. Das Ding hatte sich bereits wieder bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt.
    Emil Langhans zog sein ausgestrecktes Bein behutsam zurück. Gleichzeitig dehnte er seinen freien Arm aus, so weit es ging, und packte zu.
    »He, Mann, nicht anfassen«, rief Sputnik aufgeregt. »Da sind bestimmt Fingerabdrücke dran.«
    »Quatsch keinen Unsinn«, sagte der Polizeimeister. »Was aus dieser Brühe kommt, ist erkennungsdienstlich gleich Null. Da kannst du nach Spuren suchen, bis du schwarz wirst.«
    »Entschuldigung«, murmelte Sputnik kleinlaut, »ich war momentan bescheuert.«
    Paul Nachtigall hatte den Langen inzwischen wieder an Land gehievt.
    »Irgendwas ist da draufgedruckt«, stellte Emil fest. Er hatte das Wasser aus dem Beutel gedrückt und hielt ihn jetzt gegen das Licht. »Soll ich vorlesen?«
    »Mach das, mein Sohn«, erwiderte Herr Kalender.
    »Da bin ich aber gespannt«, meinte Bademeister Pohmann und kam näher heran.
    »Garantiert magenfreundlich«, entzifferte Emil. »Ohne Stabilisator und reines Naturprodukt.«
    »Aber was ist es denn?« stieß Reviervorsteher Nielsen ungeduldig aus. »Es muß doch, zum Donnerwetter, draufstehen, was der Inhalt war.«
    »Anilin speisefarbe «, las Emil Langhans vor. Er betonte jede einzelne Silbe. »Zweihundertfünfzig Gramm in Pulverform.« Er drehte den Beutel auf die Seite und hielt ihn dicht vor seine Brille. »Himbeerrot.«
    »Und da sind Löcher«, bemerkte der Bademeister. Er war mit seinem Kopf jetzt so dicht neben Emil, daß sich beinahe ihre Ohren berührten. »Einstiche wie von einem Messer...« Er blickte triumphierend zu Herrn Kalender hinüber. »Wie ich es gesagt habe. Der Behälter, von dem ich sprach, ist dieser Plastikbeutel. Und man hat ihn mit nicht zu

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