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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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schnell einen Stapel Papiere in ein schmales Lederköfferchen. »Wenn du dabei an historische Kirchen, Schlösser oder Burgen denken solltest, dann kannst du Glück haben.«
    »Es handelt sich eigentlich mehr um eine ziemlich heruntergekommene Villa«, meinte Karlchen im Hinausgehen.

Für alte Häuser gibt’s im Archiv keine Buchstaben

    Nach und nach waren die meisten Schüler bereits im Prinz-Ludwig-Gymnasium verschwunden, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis es klingelte.
    Die Glorreichen Sieben drückten sich noch auf dem Schulhof herum. Sie gingen unschlüssig ein paar Schritte hin und her, dann setzten sie sich wieder, und nur gelegentlich murmelte der eine oder andere irgend etwas Unverständliches vor sich hin. Offensichtlich waren sie dabei, enorm harte Gedankenarbeit zu leisten.
    Selbstverständlich hatte Karlchen Kubatz keinen Ton von seinem Traum erzählt, als er ihnen auseinanderklamüsert hatte, wie man seiner Meinung nach den Maxen die hundsgemeine Erpressung vermasseln könnte. Die Idee habe heute morgen während des Zähneputzens wie ein Blitz bei ihm eingeschlagen, hatte er behauptet. Und zwar genau in dem Augenblick, als er sich vorgebeugt im Spiegel ganz dicht in die Augen geblickt hätte, den Mund voll mit Zahnpastaschaum.
    Das stimmte zwar nicht ganz, war aber auch nicht total geschwindelt. Doch wenn er auch nur das Geringste von Eschnapur angedeutet hätte, würden sie ihn gnadenlos ausgelacht und seinen Vorschlag nicht einmal angehört haben.
    Er hatte seinen Plan ziemlich genau mit denselben Worten dargelegt, die auch der steinalte Großwesir vor dem Sultan gebraucht hatte, jedenfalls soweit sie in seinem Gedächtnis geblieben waren: »Erpresser sind nur gefährlich, solange sie ihr Druckmittel im Rücken haben. Man muß alles versuchen, es ihnen wegzunehmen, und wenn das gelingt, hat man ihnen ihre Waffe aus der Hand geschlagen. Niemals darf man Erpressern nachgeben.«
    Das paßte alles ganz ausgezeichnet zusammen. Karlchen mußte beim genaueren Erklären seines Vorschlags jetzt nur noch die Maxen mit den Sarazenen austauschen und sie dann nicht in den Sultanspalast bestellen, sondern an irgendeinen Ort in Bad Rittershude, beispielsweise zum Güterbahnhof oder in den leeren Garagenhof hinter Rinaldos Eisdiele.
    Karlchen Kubatz hatte keine Gewissensbisse, wenn er mit den Einfällen des alten Großwesirs hausieren ging, als seien sie auf seinem Mist gewachsen. Die Geschichte war in der vergangenen Nacht in seinem Hinterkopf zusammengeträumt worden, und folglich gehörten ihm auch die Urheberrechte.
    »Wir sollten es jedenfalls probieren«, sagte Paul Nachtigall endlich in die Stille. »Wenn es funktioniert, sind wir gerettet, und wenn’s nicht funktioniert, haben wir halt mit Zitronen gehandelt. Wir sollten es probieren, wie gesagt.« Der Boß lehnte an der Fahrradschuppenwand und blickte um sich.
    »Mir ist noch nichts Besseres eingefallen«, meinte Emil Langhans. »Ich bin einverstanden, auch wenn die Chance nicht gewaltig ist.«
    »Aber das Risiko ist auch nicht gewaltig«, warf Sputnik ein. Er hatte inzwischen schon die zweite Banane verdrückt und feuerte die Schalen in eine Mülltonne. »Je länger ich drüber nachdenke, um so mehr bin ich von der Idee überwältigt«, sagte er mit vollem Mund und blinzelte zu Karlchen hinüber. »Du kannst dir gar nicht oft genug die Zähne putzen.«
    »Keiner dagegen?« fragte Paul Nachtigall.
    Hans Pigge schüttelte den Kopf, und Manuel Kohl ließ wissen, daß er gleichfalls einverstanden sei. Von Fritz Treutlein war nicht die Rede, weil er ja ohnehin überstimmt worden wäre, falls er als einziger den Plan abgelehnt hätte.
    »Okay«, sagte der Boß, »dann wollen wir auch keine Zeit verlieren.« Er stieß sich von der Wand ab. »In der großen Pause schnappen wir uns wieder mal den Honeyboy. Der soll dann den Maxen Bescheid stoßen.«
    »Ist die Klingel kaputt, oder haben wir Watte in den Ohren?« fragte Emil Langhans. Er blickte dabei auf seine Armbanduhr und anschließend über sich in die Sonne. Der Himmel war so blau, als würde er jeden Morgen frisch gewaschen. »Laut Radio bringt ein Azorenhoch diese Affenhitze direkt aus Zentralafrika.«
    »Ihr habt noch keinen Ton über das Haus im Wald gesagt«, warf Hans Pigge dazwischen. »Fahren wir am Nachmittag noch mal hin, oder was machen wir?«
    »Wir sollten zuerst auskundschaften, wer da draußen gewohnt hat und wem der alte Kasten gehört«, schlug Paul Nachtigall vor. »Schließlich

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