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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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gibt’s ein Katasteramt, das eigentlich über alle Grundstücke Bescheid wissen muß, die polizeiliche Meldestelle, oder was weiß ich. Jedenfalls hab’ ich mir überlegt, daß wir uns keinen Ärger einhandeln sollten. Ein Hausfriedensbruch ist was anderes, als wenn man bei Rot über eine Kreuzung stiefelt.«
    Karlchen Kubatz hatte bereits das Archiv der Bad Rittershuder Nachrichten auf der Zunge. Aber im letzten Augenblick schluckte er es wieder hinunter. Es wäre unklug gewesen, den anderen zuviel auf einmal zuzumuten. Sein Plan war einstimmig angenommen worden, und das genügte für den Augenblick. Mit dem
    Hinweis auf das Archiv der Zeitung konnte er auch später noch herausrücken.
    Als es jetzt läutete, trabte er schweigend, aber mit sich selbst ganz außerordentlich zufrieden, zwischen dem dicklichen Sputnik und dem langen Emil zum Schulgebäude hinüber. Eigentlich schwebte er mehr wie auf einem Luftkissen.
    In der Eingangshalle begegneten sie der Sekretärin von Oberstudiendirektor Senftleben. Sie kam die breite Treppe herunter und hatte eine zusammengerollte Landkarte unter dem linken Arm. Mit der rechten Hand trug sie einen Globus.
    Die Glorreichen wünschten höflich einen guten Morgen, und Emil Langhans fragte: »Wollen Sie verreisen, Fräulein Kowalski?«
    »Sehr witzig«, erwiderte sie. »Ihr solltet längst in euren Klassenzimmern sein.«
    »Immer noch Zeit genug, um Ihnen beim Tragen zu helfen«, meinte Karlchen Kubatz.
    »Danke, sehr nett von dir«, erwiderte die Sekretärin. »Aber wenn Schüler höflich sind, werde ich aus Erfahrung mißtrauisch. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Man kann Ihnen nichts vormachen«, lenkte Karlchen ein. »Natürlich hätte ich gern gewußt, was aus der Hitzefrei-Geschichte geworden ist. Gibt’s da schon eine Entscheidung?« Er machte große Augen und zeigte sein Sonntagsgesicht. »Bestimmt klettert das Schulthermometer heute wieder auf vierundzwanzig Grad.«
    »Der Herr Oberstudiendirektor hat noch gestern einen Brief an das Schulamt geschickt«, gab Fräulein Kowalski bereitwillig Auskunft. »Aber vor Weihnachten kommt bestimmt keine Antwort. Eine Behörde ist kein D-Zug.«
    »Weihnachten wäre für hitzefrei kein besonders günstiger Zeitpunkt«, gab Sputnik zu bedenken.
    »Nicht verzweifeln«, meinte Fräulein Kowalski, »der nächste Sommer kommt bestimmt.« Sie lachte kurz auf und machte sich mit ihrer Landkarte und dem Globus aus dem Staub.
    Studienrat Dr. Purzer kam freundlicherweise mit einiger Verspätung in die 9 b. Er trug sein hellgraues Jackett locker über den Schultern und hatte seine Krawatte zu Hause gelassen. Seine Stimmung entsprach seiner Kleidung. Er grüßte lauter als gewöhnlich, knallte die mitgebrachten Bücher auf seinen Tisch und rieb sich die Hände. Seine gute Laune strahlte aus allen Knopflöchern, und statt mit der Sozialkunde anzufangen, wollte er von jedem Schüler der Klasse wissen, ob er etwas für Fußball übrig hätte.
    »Es riecht schon nach Sommerferien«, flüsterte Sputnik seinem Nebenmann zu.
    Der Studienrat setzte sich wieder einmal auf die Fensterbank, verschränkte die Arme und schlug die Beine übereinander. Er hatte während seines Geplauders immer wieder Manuel Kohl im Auge gehabt. Jetzt unterbrach er sich.
    Der stupsnasige Junge mit den großen blauen Augen bemerkte die plötzliche Stille gar nicht. Er starrte mit aufgestütztem Kinn ins Leere.
    Auch die Klasse blickte jetzt zu Manuel hinüber, und Emil
    Langhans räusperte sich laut.
    Da endlich kam der Junge aus dem Blumengeschäft zu sich, und als es ihm dämmerte, daß alle zu ihm herüberguckten, richtete er sich auf und setzte sich in seinen Stuhl zurück.
    Dr. Purzer schüttelte den Kopf. »Da strahlt nun die ganze Klasse Zufriedenheit aus, weil ich heut’ an diesem schönen Sommertag nicht gleich mit dem Unterricht durch die Tür gefallen bin, aber der Schüler Kohl zieht ein Fünf-Tage-Regenwetter-Gesicht. Dabei hätte gerade er mit seiner höchst erstaunlichen Mathematikarbeit allen Grund zur Fröhlichkeit. Das Gespenst ist vorbeigeflattert, mein Sohn, deine Versetzung ist nicht mehr gefährdet.«
    »Ich möchte mich entschuldigen«, sagte Manuel leise. »Ich war in Gedanken irgendwie...«
    »Nun, es verwundert euch wohl nicht«, unterbrach ihn Studienrat Dr. Purzer, »wenn mir beim Anblick dieses Knaben wieder einmal ganz spontan die Worte eines großen deutschen Dichters in den Sinn kommen. Spitzt die Ohren, Freunde.« Er rutschte von der Fensterbank

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