Das unheimliche Haus
lache!«
»Immerhin hat meine Kollegin das Gespräch teilweise mitgehört und Sie beobachtet«, gab Jascheck zu bedenken.
»Dann muß diese Dame Tomaten auf den Augen haben, oder sie leidet an Halluzinationen«, regte sich Frau Schiemann auf. »Und im übrigen ist es eine Affengemeinheit, mir einen Polizeispitzel unter die Gäste zu mogeln.« Sie richtete ihre wütenden Stecknadelkopfaugen jetzt direkt auf Fräulein Schärer. »Packen Sie Ihre Siebensachen zusammen und raus hier. Aber vergessen Sie nicht, vorher Ihre Rechnung zu zahlen.«
»Flüstern Sie uns den Namen und die Telefonnummer«, mahnte Jascheck. »Ich erinnere an den Durchsuchungsbefehl in meiner Tasche.«
»Suchen Sie, suchen Sie, so lang Sie wollen«, zischte Frau Schiemann.
»Ich kann mir auch einen Haftbefehl besorgen«, drohte Jascheck.
»Den wird Ihnen kein Staatsanwalt der Welt unterschreiben«, lachte die Pensionsbesitzerin. »Sie können mir nichts beweisen, rein gar nichts.«
Und da Jascheck nur allzugut wußte, daß die Frau recht hatte, zuckte er die Achseln und bemerkte beiläufig, daß die Sachen der Kriminalassistentin morgen abgeholt würden.
»Irgendwie weiß ich, daß wir uns auch heute nicht zum letztenmal gesehen haben«, sagte er noch an der Tür, als er seine Kollegin an sich vorbei ins Treppenhaus treten ließ.
Als der Kommissar in sein Büro zurückkam, war gerade eine Putzfrau dabei, mit einem Staubsauger um seinen Schreibtisch herumzuwandern. Er schickte sie für eine Tasse Kaffee in die Kantine und ließ sich mit Frankfurt verbinden.
»Es war genau so, wie ich’s vermutet hatte.«
»Vielleicht sollten wir ihr Telefon überwachen lassen?« überlegte Havelstein.
»Das bringt uns nichts, fürchte ich«, meinte Jascheck. »Jetzt ist sie gewarnt und wird höllisch aufpassen.«
»Dann soll sie vorerst in ihrem eigenen Saft schmoren«, knurrte der Hauptkommissar. »Noch haben wir Zeit, denn selbst wenn ich wüßte, wo sich unsere Freunde versteckt halten, würde ich sie jetzt noch nicht hoppnehmen. Der Versuch, Falschgeld zu drucken, ist ja laut Gesetz nicht strafbar. Das ist nicht zu fassen, aber es ist so. Nein, wir schnappen sie uns, wenn sie ihre Blüten losschlagen. Erst dann sind sie fällig. Und wir wollen sie doch hübsch hinter Schloß und Riegel bringen, oder? Aber eine Warnung an alle Banken und Polizeistationen sollten wir doch schon loslassen.«
»Machen Sie das, oder soll ich...?«
»Wir veranlassen das hier vom Sonderdezernat aus.«
Zur selben Zeit, als sich die beiden Kriminalbeamten durchs Telefon gegenseitig noch einen gemütlichen Abend wünschten, standen die Herren Hugo Stielicke und Otto Kroll ein paar hundert Kilometer entfernt über eine Schreibtischlampe gebeugt und hatten dabei ihre Köpfe dicht nebeneinander. Sie starrten auf einen Hundertmarkschein. Er war dreimal mit verschiedenen Farben durch die Maschinen gewandert und noch feucht.
Der erste Abdruck auf dem Originalpapier.
Rotwiesenstraße Nr. 18
Die Maxen waren in die Falle getappt.
»Okay, sie kommen«, hatte der sommersprossige Honeyboy in der großen Pause verlauten lassen. »Um fünf Uhr an den Lagerhallen, aber pünktlich, sie warten keine Minute.«
Die Glorreichen hätten am liebsten losgejubelt und Purzelbäume geschlagen. Die Lagerhallen, das war genau der Treffpunkt, den sie sich gewünscht hatten. Aber sie hatten sich beherrscht und nur ganz gleichgültige Pokergesichter gezeigt.
Am Nachmittag waren sie dann pünktlicher als pünktlich, aber nicht weil sie höflich sein wollten, sondern weil sie vorsichtig waren. Sie kamen schon eine halbe Stunde früher.
»Vielleicht bin ich ein bißchen bescheuert«, hatte Sputnik gefragt, »aber warum haben wir’s so eilig?«
»Weil es immer besser ist, mehr zu wissen als die anderen«, hatte Paul Nachtigall geantwortet. »Wir können in aller Ruhe das Gelände inspizieren, erkunden Möglichkeiten zum Abhauen, falls es lausig wird, und vor allem bestimmen wir die genaue Stelle, an der wir sie treffen wollen.«
Es war eben noch lange nicht sicher, ob der Plan von Karlchen Kubatz gelingen würde.
Seit der neue Güterbahnhof fertig geworden war, hatte man die Lagerhallen stillgelegt. Sie sollten noch im Herbst abgerissen werden. Von der Landstraße führte eine asphaltierte Sackgasse zu den langgestreckten Schuppen. Es gab keine andere Möglichkeit, um das Gelände zu erreichen. Über diese Piste, die beim letzten Speicher wie abgeschnitten zu Ende war, mußten auch die Maxen
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