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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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kommen.
    Nachdem die Glorreichen Sieben das Gelände gründlich durchspäht hatten, war ihnen ziemlich schnell klargeworden, daß es am günstigsten war, die Maxen bei der hintersten Lagerhalle zu erwarten. Sie hatten also dort ihre Fahrräder zusammengestellt und sich dicht neben ihnen auf die Betontreppe einer Laderampe gesetzt.
    Sie waren nicht vollzählig.
    Karlchen Kubatz und Fritz Treutlein hatten sich abgesondert. Sie hielten sich mit ihren Fahrrädern in der ehemaligen Pförtnerbaracke versteckt, die, etwa zweihundert Meter entfernt, am Eingang stand, dicht bei der Landstraße und fast am Beginn des asphaltierten Zufahrtsweges. Die Bretterbude hatte keine Tür mehr, und die Dachpappe hing in Fetzen an den Seiten herunter. Fritz Treutlein und Karlchen Kubatz hatten sich neben einem der verdreckten Fenster dicht an die Wand gedrückt und ließen die Landstraße nicht aus den Augen. Wenn die Maxen da drüben auftauchten, würden sie zur Sackgasse einbiegen und dann mußten sie an dieser halbverfallenen Baracke vorbeifahren.
    Den Glorreichen Sieben war es von Anfang an klar, daß es den Maxen mit ziemlicher Sicherheit auffallen würde, wenn sie nicht komplett waren. Aber zwei von ihnen mußten doch den wichtigsten Teil des Vorhabens erledigen, während die anderen versuchen sollten, die Maxen so lange wie möglich hinzuhalten. Fritz Treutlein würden sie am wenigsten vermissen. Von ihm wußten sie ja, daß er tagsüber im Salon seines Vaters arbeitete. Aber wenn der Bürstenhaarschnitt fehlte, war damit zu rechnen, daß sie nach ihm fragen würden. Immerhin hatten sie gerade ihn überfallen und ihm den Film aus der Kamera geklaut.
    »Sollten sie mißtrauisch werden, muß uns eine plausible Entschuldigung einfallen«, hatte der dickliche Sputnik hoffnungsvoll erklärt. »Irgendwas werden wir ihnen dann schon unter die Weste jubeln.«
    Die Maximilianschüler kamen auf die Minute pünktlich angeturnt. Wie ein Pulk beim Sechstagerennen bogen sie dicht nebeneinander von der Landstraße in die Sackgasse ein. Ihre Pedale berührten sich in der Kurve beinahe, und ihre quietschenden Reifen wirbelten Staub auf.
    »Es sind genau zehn«, flüsterte Karlchen Kubatz, als sie auf die frühere Pförtnerbaracke zukamen und dann an ihr vorbeischwirrten. Er blickte ihnen nach und wartete, bis sie ihm nur noch ihre Rücken zeigten. Dann flitzte er los und schnappte sich sein Fahrrad, das Fritz Treutlein schon wie ein gesatteltes Pferd für ihn bereithielt. In Windeseile hetzten sie durch die offene Tür und jagten mit gekrümmten Rücken auf die Landstraße zu.
    Inzwischen war Paul Nachtigall zusammen mit den anderen von der Betontreppe am hintersten Schuppen aufgestanden. Sie gingen die paar Schritte zur Mitte der Piste, stellten sich zusammen und blickten den Maxen entgegen.
    Da waren sie auch schon.
    Ulli Buchholz bremste scharf und stemmte seinen Fuß gegen den Boden. Er blieb sitzen, stützte seine Hände auf die Lenkstange und musterte die Glorreichen von oben bis unten. Seine Maxen verhielten sich genauso. Auch sie waren nicht abgestiegen, blieben dicht hinter und neben ihm auf ihren Fahrrädern hocken und starrten gleichfalls, ohne einen Ton von sich zu geben, zu den fünf Jungen hinüber.
    »Ich denke, ihr habt uns was zu sagen«, meinte Ulli Buchholz nach einer ganzen Weile. »Oder sollen wir zur Begrüßung erst mal in die Hände klatschen?« Er lächelte sein Lausbubenlächeln. »Wenn sich in Afrika feindliche Stämme zum Verhandeln treffen, dann machen sie das, um zu zeigen, daß sie ohne Waffen gekommen sind. Ist es das, worauf ihr wartet? Bitte, könnt ihr haben.« Er nahm tatsächlich die Arme in die Höhe, klatschte ein paarmal über seinem Kopf in die Hände, und seine Maxen mach ten es ihm wieder nach wie eine Herde dressierter Affen.
    »Da, da, da«, sang dabei der große Bursche mit dem Babygesicht. Seine viel zu großen Hände, die Karlchen Kubatz einmal im Schwitzkasten gehabt hatten, knallten besonders laut.
    Da nahm Ulli Buchholz seine Arme wieder aus der Luft und breitete sie aus wie ein Dirigent, der sein Orchester unterbricht. Die Klatscherei hörte augenblicklich auf. »Und jetzt macht das Maul auf«, sagte er, »oder wir hauen wieder ab.«
    »Habt ihr den Film und die Fotos mitgebracht?« fragte Emil Langhans vorsichtig.
    »Für wie dämlich haltet ihr uns eigentlich?« erwiderte der Anführer der Maxen. »Es könnte euch ja die Idee kommen, über uns herzufallen.« Er grinste. »Was ich euch allerdings

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