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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Pension Flora stand noch eine ganze Weile wie angewurzelt im Korridor. »Wenn diese Person mein Gespräch mitgehört hat, dann ist das eine Katastrophe. Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein, ich Hornochse?« Aber dann redete sie sich ein, daß die junge Frau aus Zimmer Nr. 7 überhaupt nichts verstanden haben konnte. Schließlich hatte sie am Telefon nur geflüstert, und im übrigen war dieses eitle Dämchen bestimmt nur mit seinen dämlichen Lippen beschäftigt gewesen. Doch so oder so, von dieser kleinen Panne würde sie bei ihrem Anruf um zwanzig Uhr kein Wort verlauten lassen. Sie blickte auf die Uhr und stellte fest, daß sie nicht mehr viel Zeit zu verlieren hatte. Das Abwaschen in der Küche mußte warten. Am besten ging sie wohl zum Bahnhof Zoo. Dort gab es eine ganze Reihe von Telefonzellen nebeneinander mit einer Menge Leute drumherum. Und wenn man nicht gesehen werden will, ist es immer gut, unter viele Leute zu gehen.
    Die flotte Ursula Schärer hatte inzwischen am Ende der Clausewitzstraße ein Taxi erwischt. Aber sie dachte gar nicht daran, sich ins Theater am Ku’damm kutschieren zu lassen.
    »Wohin soll die Tour denn gehen, Frolleinchen?«
    »Zur Kriminalpolizei«, sagte die junge Frau mit den lavendelblauen Augen. »Und wenn’s geht, ein bißchen dalli.«
    »Keine angenehme Adresse«, meinte der Fahrer. Er blickte kurz in den Rückspiegel, schaltete seine Zähleruhr ein und rauschte ab. »Hoffentlich nichts Schlimmes?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Fräulein Schärer, »ich bin dort so gut wie zu Hause.«
    »Donnerwetter«, bemerkte der Taxifahrer und blickte ein zweites Mal in den Spiegel an der Windschutzscheibe. Aber dieses Mal linste er zu seinem hübschen Fahrgast und nicht zum Verkehr. »Die Polizei macht sich.«
    Ursula Schärer war Kriminalassistentin und eine tüchtige dazu. Das Sonderdezernat hatte sie in die Pension Flora eingeschleust, um einer gewissen Frau Schiemann auf die Schliche zu kommen, denn Kommissar Jascheck hätte Stein und Bein schwören können, daß die Pensionsbesitzerin nicht astrein war.
    Während das Taxi durch die Joachimsthalerstraße rollte, telefonierte dieser Kommissar Jascheck in seinem Büro bereits mit Frankfurt. Er lag so halb in seinem Drehstuhl und hatte die Beine auf dem Schreibtisch. Neben seinen Schuhen lag der geöffnete Lederkoffer mit den Karteikarten.
    »Wenn unser Freund Sperling dabei ist«, sagte Hauptkommissar Havelstein gerade am anderen Ende der Leitung, »dann ist der >Mandarin< der Kopf der Bande. Die zwei kleben doch aneinander wie Max und Moritz.«
    »Soll ich jetzt auch eine Fahndung nach Sperling anlaufen lassen?« fragte Jascheck.
    »Ja, veranlassen Sie das, und zwar nicht nur im Bundesgebiet, auch über Interpol im Ausland«, erwiderte Havelstein. »Vorerst allerdings auf Europa beschränkt, würde ich sagen.«
    Kommissar Jascheck nahm in Berlin seine Beine vom Schreibtisch und drehte sich um. »Moment mal«, meinte er.
    In diesem Augenblick war nämlich die Kriminalassistentin Schärer zur Tür hereingerauscht. Sie schnappte nach Luft und japste: »Kaum, daß Sie weg waren, ist die Schiemann zum Telefon geflitzt und hat irgend jemandem berichtet, daß die Polizei bei ihr gewesen sei und daß Sperling erkannt worden ist. Und es war kein Ortsgespräch, weil sie eine vierstellige Nummer vorweg gewählt hat.«
    »Entschuldigung«, sagte Kriminalkommissar Jascheck ins Telefon. »Soeben kommt meine Kriminalassistentin aus der Pension Flora ...«
    »Ich hab’ mithören können, was sie erzählt hat«, bemerkte Havelstein in seinem Frankfurter Büro. »Wenn Sie rauskriegen können, an wen diese Pensionsdame so schnell loswerden wollte, daß wir jetzt wissen, wer Stielicke in einem Wohnwagen abgeholt hat, dann sind wir mit einem Schlag ein paar Kilometer weiter. Das wäre eine Spur, so heiß, daß man sich die Finger dran verbrennen kann. Schwirren Sie sofort los, Jascheck, und rücken Sie dieser Frau Schiemann noch einmal auf den Pelz.«
    »Die Alte ist störrisch wie ein Heuschnupfen«, bemerkte der Berliner Kommissar. »Sie wird Stein und Bein schwören, daß sie das Telefon nicht angerührt hat.«
    Und genau so kam es dann auch.
    Schon eine Viertelstunde später war Kommissar Jascheck an diesem Abend erneut in der Clausewitzstraße, und zwar gemeinsam mit seiner Kollegin. Er stellte sie Frau Schiemann als Zeugin gegenüber.
    »Mund telefoniert, nachdem Sie meine Pension verlassen haben?« fragte sie entrüstet. »Daß ich nicht

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