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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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nicht auf die Nase binden, daß er sich nur die Fahndungskarten von Leuten herausgesucht hatte, die irgendwann einmal an einem Falschgelddelikt beteiligt gewesen waren. Und weil das Verteilen und vor allem das Drucken von Blüten für durchschnittliche Ganovengehirne eine viel zu komplizierte Sache ist, hatte er die betroffenen Herren allesamt in seinem schmalen Handkoffer unterbringen können, ohne daß dabei ein Gedränge entstand. Für Einbrecher oder Taschendiebe hätte er vermutlich einen mittleren Lieferwagen gebraucht oder einen Computer.
    Der Kriminalkommissar zeigte heute Samtpfoten. Trotzdem quetschte er aus Herrn Schwarzkopf heraus, was möglich war. Aber es blieb dabei, daß sich der dicke Mann nur an die Farben des Wohnmobils erinnern konnte. Um seine Marke oder die Autonummer hatte er sich nicht gekümmert. Und auch zu diesem Ottokar Sperling fiel ihm nichts Neues mehr ein.
    »Aber dieser Mann auf Ihrer Karte ist derselbe, der sich vor dem Haus mit Stielicke unterhalten hat. Im Augenblick, als sie zu den Fenstern der Pension hinaufgeguckt haben, konnte ich sein Gesicht ganz deutlich sehen«, versicherte Herr Schwarzkopf noch einmal. »Darauf können Sie sich verlassen, Herr Kommissar.«
    »Besten Dank, Herr Schwarzkopf«, sagte Jascheck schließlich, »Sie haben uns sehr geholfen, und vielleicht gibt es irgendwann sogar eine Belohnung.« Er hatte die Karteikarten wieder in seinem schmalen Lederkoffer verstaut und empfahl sich mit den besten Wünschen für einen allseitig gemütlichen Abend.
    »Das gilt auch für Sie«, bemerkte er zu Frau Schiemann, als er an ihr vorbei in den Korridor schlenderte. Er lächelte jetzt wieder und machte sich höchst befriedigt aus dem Staub.
    Die Pensionsgäste scharten sich um Heim Schwarzkopf, schnatterten wie aufgeregte Gänse durcheinander und bewunderten ihn.
    »Auf das scharfe Auge kommt es an«, betonte der Dicke immer wieder. »Ein scharfes Auge ist alles.«
    Frau Schiemann hatte sich vorsichtig umgeblickt, verschwand aus dem Speisezimmer und huschte zum Telefon bei der Korridorgarderobe. Sie nahm den Hörer ab und fing an zu wählen. Bei der fünften Zahl stockte sie. »Ist es denn die Möglichkeit?« Sie legte wieder auf und dachte angestrengt nach. In ihrer Aufregung hatte sie doch tatsächlich die Nummer vergessen, die sie sonst mühelos auswendig im Kopf behielt. Sie ärgerte sich über sich selbst und flitzte auf leisen Sohlen zu ihrer Küche hinüber. Daß sie schon seit einer geraumen Weile beobachtet wurde, hatte sie nicht bemerkt.
    Seit Kommissar Jascheck von der Bildfläche verschwunden war, spähten nämlich zwei große lavendelblaue Augen durch einen schmalen Türschlitz aus dem Zimmer Nr. 7 in den Korridor. Fräulein Ursula Schärer hatte mitgekriegt, daß Frau Schiemann gleich nach dem Verschwinden des Kommissars zum Telefon geschwirrt war, und sah jetzt, wie sich die Pensionsbesitzerin in der Küche zu schaffen machte. Die Tür war dort in der oberen Hälfte aus geriffeltem Glas, so daß nur schattenhafte Bewegungen zu erkennen waren.
    Es dauerte nicht lange, und die Frau kam in den Korridor zurück. Sie hatte jetzt ein schmales Buch oder ein Stück Karton in den Händen.
    Ihre Finger zitterten, als Frau Schiemann den Hörer wieder abnahm und jetzt erneut eine Zahl nach der anderen wählte. Sie mußte ziemlich lange warten, bis das Tuten im Hörer unterbrochen wurde und sie die tiefe unverwechselbare Stimme hörte, die ihr so gut bekannt war.
    »Die Polente war gerade da«, flüsterte sie und deckte die Hände dabei über den Mund. »Ein Pensionsgast hat auf einem Fahndungsfoto den Sperling erkannt und...«
    »Kein Wort mehr«, sagte die Stimme. »Rufen Sie mich genau um zwanzig Uhr aus einer öffentlichen Zelle an. Kein Gespräch mehr von Ihrem eigenen Anschluß.«
    Es knackte, und dann war die Leitung so stumm, als wäre sie durchschnitten worden.
    Frau Schiemann legte auf, überlegte, ob sie eine Dummheit gemacht hatte, drehte sich um und erstarrte. »Was machen Sie denn da?« fragte sie fassungslos.
    »Das sehen Sie doch«, antwortete Ursula Schärer. Sie stand dicht vor dem Garderobenspiegel und malte mit einem Lippenstift an ihrem hübschen Mund herum. »Stellen Sie sich vor, ich bin ins Theater am Ku’damm eingeladen.« Sie puderte sich noch rasch die kleine Nase, klappte ihre Handtasche zu und trippelte zur Tür. »Bis morgen früh, Frau Schiemann«, zwitscherte sie, und dann klapperten ihre Schuhe durchs Treppenhaus.
    Die Besitzerin der

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