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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ostern und Weihnachten an einem Tag«, sagte Herr Jascheck und kam zurück.
    »Am Morgen, als Stielicke abgereist ist...« Der dicke Mann schüttelte den Kopf. »Das heißt, in diesem Augenblick wußte ich ja noch gar nicht, daß er verschwinden wollte, da glaubte ich ja, daß er nur einen Rutsch ins Grüne macht oder so was. Er stand zusammen mit einem anderen Mann neben einem Campingwagen. Das Ding war zur Hälfte himmelblau und zur anderen Hälfte schneeweiß, also darauf könnte ich schwören. So eine Art Wohnwagen eben, und die beiden drehten mir ihre Rücken zu, als ich die Clausewitzstraße raufkam. Ich wollte gerade ins Haus und auf mein Zimmer, als Stielicke und der andere zu den Fenstern der Pension hinaufguckten und winkten. Anschließend kletterten sie ziemlich schnell in diesen Wagen, weiß und blau angestrichen, wie gesagt, und rauschten los. Viel Vergnügen, dachte ich noch, denn das Wetter war wie aus dem Bilderbuch, und man hätte sich für einen Ausflug kein besseres wünschen können.«
    »Sie haben sich unter Garantie getäuscht, Herr Schwarzkopf«, zischte die Pensionsbesitzerin.
    »Halten Sie den Mund«, blaffte der Kommissar zurück. Er war auf einmal gar nicht mehr freundlich. Aber nachdem er Luft geholt hatte, beruhigte er sich wieder. »Herr Schwarzkopf, können Sie sich an den Mann erinnern?« fragte er. »Ich meine, an den
    Mann, der neben Stielicke stand und dann zusammen mit ihm in den Wohnwagen gestiegen ist?« Dabei knallte er seinen schmalen Lederkoffer auf den nächstbesten Tisch und ließ die Schlösser aufschnappen.
    »Es war ein ziemlicher Brocken, so dick wie ich, nur größer, und er hatte ein helles Leinenjackett an, ich seh’ ihn jetzt fast vor mir.« Herr Schwarzkopf lächelte verlegen und fügte fast als Entschuldigung hinzu: »Ich war nämlich eine ganze Weile neugierig stehengeblieben, weil mir mein Skatbruder Stielicke keinen Ton von seiner Spazierfahrt erzählt hatte.«
    »Sehen Sie sich in aller Ruhe diese Bilder an«, sagte der Kriminalkommissar. Er holte einen Stapel Karteikarten aus seinem schmalen Koffer und legte sie vor den dicken Mann aufs Tischtuch. Die Karten waren beschriftet, und auf der rechten Seite klebten Fotos. Sie zeigten ganz verschiedene Typen von Männern in allen möglichen Altersgruppen. »Lassen Sie sich Zeit und versuchen Sie, sich genau zu erinnern. Vielleicht paßt eines dieser Gesichter zu dem Schwergewicht, das Sie mit Herrn Stielicke zusammen gesehen haben.«
    Die erste Karteikarte zeigte das Foto eines jüngeren Mannes mit langen Haaren und einer Brille.
    »Nein«, sagte Herr Schwarzkopf. »Der da kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Die Gäste der Pension Flora waren wieder aufmerksam geworden und schoben sich zögernd näher heran. Aber Kommissar Jascheck hob die Hand und stoppte sie. »Die Bilder soll sich ausschließlich Herr Schwarzkopf ansehen«, sagte er. »Es wäre sehr freundlich, wenn Sie uns jetzt allein lassen würden.«
    »Bitte sehr«, sagte die Zigarillodame eingeschnappt. Aber sie rührte sich nicht vom Fleck.
    Auch die anderen entfernten sich nur sehr unwillig. Und als sie jetzt hörten, wie Herr Schwarzkopf plötzlich durch die Zähne pfiff, drehten sie sich fast alle gleichzeitig um und blieben stehen.
    Der Dicke ging mit der vierzehnten oder fünfzehnten Karteikarte zu einer Stehlampe und hielt das aufgeklebte Foto so dicht wie möglich unter die Glühbirne. »Das ist der Mann«, sagte er, nachdem er ein paarmal sein linkes Auge zugekniffen hatte. Er beugte sich vor und las laut den Namen, der neben dem Bild stand. »Ottokar Sperling, geboren neunzehnhundertund...«
    Blitzschnell griff der Kriminalkommissar zu und nahm Herrn Schwarzkopf die Karte aus der Hand. »Der Name tut nichts zur Sache«, sagte er. »Aber Sie sind ganz sicher, daß Sie den Begleiter von Stielicke erkannt haben?«
    »Kein Zweifel«, sagte Herr Schwarzkopf selbstbewußt. »Als Handelsvertreter lebe ich davon, daß ich mir die Gesichter und Namen meiner Kunden merken kann.« Er fühlte sich jetzt als Mittelpunkt und blähte sich ein wenig auf.
    »Das ist ja pure Zauberei«, bemerkte die Dame mit dem gepunkteten Sommerkleid ungläubig. »Die Polizei hat doch bestimmt ein paar tausend Fotos in ihrer Fahndungskartei. Aber Ihnen genügen etwa drei Dutzend und — abrakadabra — der Gesuchte ist dabei.«
    »Das ist keine Zauberei, verehrte Dame«, erwiderte der Kriminalkommissar. »Aber es ist auch kein Zufall.«
    Herr Jascheck konnte den Herrschaften ja

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